Beutnitz

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Beutnitz
Beutnitz

Beutnitz liegt ca.12½ km nördlich von Crossen.

Von der Crossener Altstadt kommend, nimmt man am "Verkehrskreisel" (am Ende der Bismarckstr.) die zweite Ausfahrt.
Sie führt in Richtung Lochwitz und weiter nach Beutnitz, das nach 12½ km erreicht wird.
Beutnitz war eines der größeren Dörfer des Kreises Crossen/Oder und hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     900 Einwohner   und gehörte zum Amtsbezirk Beutnitz.

Als typisch märkisches Dorf, wo sich Sumpf und Sand nahe sind, hatte und hat Beutnitz auch im Detail landschaftliche Schönheiten aufzuweisen. Eingebettet zwischen Küchen- und Mittelsee und deren Uferwiesen, überragt vom 38 m hohen Kirchturm und vom fürstlich hohenzollernschen Schloß (Rentamt), im Norden begrenzt von der sich von Drewitz bis zu den Peziskenbergen hinziehenden Hügelkette, so sahen und sehen Einwohner und auch die heutigen Besucher Beutnitz.

Mit knapp 1000 Einwohnern war Beutnitz eins der größten Dörfer im nördlichen Teil des Kreises Crossen. Während der Hochkonjunktur in der Holzverarbeitung nach dem verheerenden Raupenfraß in den 1920er Jahren stieg die Einwohnerzahl von Beutnitz sogar auf über 1200. Die Gemarkungsfläche wurde mit 7340 Hektar ausgewiesen, davon bildeten den größeren Teil Wälder, die dem Fürsten von Hohenzollern gehörten.

  • zur Geschichte des Ortes

Die älteste Urkunde, in der Beutnitz erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 1308. Bischof Friedrich I. von Lubuz erkennt darin an, daß u.a. Bitemsz zur Gerichtsbarkeit des Bischofs von Posen gehört.
Im Jahre 1329 (eine weitere urkundliche Erwähnung) gehörte "Budnitz" zu den Landen, die 1329 Herzog Heinrich von Schlesien vom Böhmenkönig Johann als Lehen nahm. Schon damals war die große Ortschaft mit ihrer alten, zwischen zwei Seen gelegenen Burg, der Mittelpunkt eines Herrschaftsbezirkes.
Am 24. Juni 1429 belehnte Wenzel, Herzog von Schlesien, Herr zu Crossen und Schwiebus, den Bartusch von Wessinburg und Otto von Landsberg mit den Schlössern "Bobirsberg" und " Bewtenicz".
Im Jahre 1565 war Beutnitz in Besitz der Familie v. Rottenburg (später Rothenburg geschrieben), welcher 5/6 gehörte, und Hans v. Löben, welcher 1/6 davon hatte.

Ab Mitte des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts geben Aufzeichnungen der Beutnitzer Kirchenchronik - vom heimischen Pfarrer Karl Standau verfaßt - eine fast lückenlose Auskunft über nun folgende Herrschaften und Parochien zu Beutnitz.

Am Anfang des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) brannte der Ort gleich nieder und blieb lange Zeit wüst. Von 1644 bis 1778 war Beutenitz im Besitz der Herren von Rottenburg, die bereits ein einflussreiches Adelsgeschlecht im Herzogtum Crossen-Züllichau waren. Auch waren sie eifrige Förderer der Reformation.
Während des 30jährigen Krieges (1618-1648) war ein Herr Alexander von Rottenburg Besitzer der Herrschaft. Dieser starb 1656 im Schlosse zu Beutnitz; ihm folgte im Besitze der Herrschaft sein Sohn Sebastian, Oberstleutnant der Kronschweden.
Danach geht die Herrschaft auf einen Herrn Alexander von Rottenburg, wahrscheinlich des Sebastians Sohn, über. Alexander von Rottenburg starb 1712 kinderlos. Der Besitz ging dann in die Hände seines Bruders, des Grafen Nicolaus Friedrich von Rottenburg, des Besitzers der Herrschaft Masmünster im Ober-Elsaß, Generals und Marschalls in Frankreich, über. Dieser starb wie sein älterer Bruder Alexander im gleichen Jahre 1712.
Ihm folgte sein Sohn und Erbe Graf Alexander-Rudolph von Rottenburg, ein französischer Oberst. Er hielt sich aber nur kurze Zeit auf Schloß Beutnitz auf.

In der Klassifikation 1718/19 wird Beutnitz wie folgt erwähnt:



Der Besitzer von Beutnitz war der Landrat v. Rottenburg. Neben Beutnitz besaß er noch Glembach, Drewitz, Dobersaul, Straube und Pleiskehammer.

In Alt-Beutnitz gab es zwei Lehnschulzen H. Ballag und H. Georg, und 22 Bauern mit je einer Hufe,
Weiter gab es im Ort   8 Gärtner und 10 Büdner
Im Städtchen Beutnitz gab es keine Bauern. Weiter gab es im Ort   27 Gärtner und 8 Büdner

Und weiter wird berichtet: "Der bedeutenste Ort von denRottenburgschen Besitzungen, über dessen Häuser das herrschaftliche Schloss emporragt, Neu-Beutnitz, wurde schon vor mehr als 400 Jahren das "Städtchen" genannt".
Geschichtlich überliefert ist auch, dass Neu-Beutnitz einst mit dem benachbarten Rothenburg im Wettstreit um das Stadtrecht gelegen habe. Zur Herbeiführung der Entscheidung, wer von den beiden Orten das Stadtrecht erhalten solle, soll ein Wettritt mit dem Schloss Beutnitz stattgefunden haben. Dabei sei Neu-Beutnitz deshalb unterlegen gewesen, weil sein Reiter unmittelbar vor der Schmollingbrücke, das Schloss in greifbarer Nähe, gestürzt sei. Zur Erinnerung an dieses Ereignis befand sich bis in unsere Zeit am Gartenzaun der Bäckerei Opitz, an der Stelle des Sturzes, ein größerer Feldstein in der Form eines Pferdekopfes.

Während der schlesischen Kriege Friedrichs Il. hatte ein Graf Johann Sigismund von Rottenburg die Herrschaft Beutnitz im Besitz; dieser starb 1779. und ihm folgte sein Sohn Graf Alexander von Rottenburg im Jahre 1784. Alexander von Rottenburg war nur zwei Jahre lang (von 1784-1786) unbeschränkter Besitzer der Güter; wegen Verschwendung mußte ihm die Verwaltung gerichtlich entzogen werden.
Herzog Peter von Curland und Sagan kaufte den ganzen Besitz für 442 000 Thaler. Der verschwenderische Graf erhielt eine jährliche Pension von 1000 Thalern; er lebte noch ein Jahr in Beutnitz [in einem Dorfhause] und starb am 2. Februar 1791.
Am 13. Januar 1800 starb Herzog Peter von Curland und Sagan zu Gellenau in der Grafschaft Glatz; er hinterließ vier Töchter, von denen die zweite, Prinzessin Pauline, die Besitzerin der Beutnitzer und Nettkower Güter wurde. Sie vermählte sich im Jahre 1800 mit dem Erbprinzen von Hohenzollem-Hechingen, der 1810 zur Regentschaft gelangte.

Im Bratring 1806 steht geschrieben:
Beutnitz war im Jahre 1806 ein Dorf - es gehörte der Erbprinzessin von Hohenzollem-Hechingen.

Alt-Beutnitz hatte 2 Lehnschulzen, 20 Bauern, 9 Ganz- und 12 Halb-Kossäten, 1 Büdner, 2 Einlieger und 1 Rademacher; außerdem eine Teerbrennerei.
Alt-Beutnitz hatte 1806:  52 Feuerstellen   596 Einwohner.
Neu-Beutnitz hatte keine Bauern, 20 Ganz- und 9 Halb-Kossäten, 8 Büdner, 22 Einlieger und 2 Schmieden, 2 Krüge; außerdem eine Teerbrennerei.
Neu-Beutnitz hatte 1806:  46 Feuerstellen   338 Einwohner.

Außerdem wurden zu Beutnitz folgende drei Vorwerke angegeben:
 •  Wosinne: nebst 2 Einliegern und 1 Teerbrenner,
 •  Der Alte Hof,
 •  Der Neue Stall.

In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre 1844 erscheint:
 ♦  Alt-Beutnitz war ein Dorf mit 1 Forsthaus, 1 Schäferei 1 Teerofen und war eingepfarrt zu Neu-Beutnitz.
    es hatte 54 Wohngebäude und 494 Einwohner
 ♦  Neu-Beutnitz war ein Dorf und Schloß. Es hatte 61 Wohngebäude und 11 Einwohner.
 ♦  Der alte Hof war ein Vorwerk zu Alt-Beutnitz. Es hatte 1 Wohngebäude und 11 Einwohner.
 ♦  Neustall war ein Vorwerk zu Alt-Beutnitz. Es hatte 3 Wohngebäude und 24 Einwohner.
 ♦  Wassinne war ein Vorwerk zu Alt-Beutnitz. Es hatte 1 Wohngebäude und 16 Einwohner.

Für das Jahr 1852 werden genannt:
 ♦  Alt-Beutnitz war ein Dorf mit Rittergut zu Neu-Beutnitz und hatte 523 Einwohner.
 ♦  Neu-Beutnitz war ein Dorf und Schloß und hatte 458 Einwohner.
 ♦  Der alte Hof war ein Vorwerk zu Alt-Beutnitz. Es hatte 33 Einwohner.
 ♦  Neustall war ein Vorwerk zu Alt-Beutnitz. Es hatte 21 Einwohner.
 ♦  Wassinne war ein Vorwerk zu Alt-Beutnitz. Es hatte 5 Einwohner.

Im Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von 1861 wird geschrieben:
 ♦  Alt-Beutnitz hatte 60 Häuser, 460 Einwohner.
 ♦  Neu-Beutnitz hatte 49 Häuser, 490 Einwohner, sowie 1 Schule mit 2 Lehrern.
 ♦  Wassinne war ein Vorwerk zu Alt-Beutnitz. Es hatte 1 Haus, 7 Einwohner.

Infolge des Gesetzes vom 27. Dezember 1927 zur Aufhebung der Gutsbezirke wurden ab 30. September 1928 und zu späteren Stichtagen danach zum größten Teil alle Gutsbezirke aufgelöst. So wurden Alt-Beutnitz und Neu-Beutnitz mit ihren Vorwerken, im Jahre 1929 zur Gemeinde Beutnitz zusammengeschlossen


  • Die Herrschaft Beutnitz - Das Schloß

Im Zentrum von Beutnitz wurde im 18. Jahrhundert ein Schloß errichtet, welches das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert sowie eine Burg, die von den Vertretern der Familie von Rottenburg errichtet wurde, ersetzte.
Wer kennt nicht dieses zwischen Seen und Wiesen eingebettete, links und rechts von alten Parkbäumen und hohen Laubbäumen umgebene, auf einem Hügel (dem sogen. Schloßberg) gelegene langgestreckte, burgähnliche Schloß. dessen weißgrauer hoher Giebel weithin sichtbar war. Woher man auch auf Beutnitz zukam, immer grüßte neben dem schönen barockenen Kirchturm von Beutnitz dieser weißgraue hohe und kahle Giebel des Schlosses zuerst.
Ein Teil des Schlosses von Beutnitz stürzte im Jahre 1796 bei heiterem Himmel ein. Es wurde dann völlig abgerissen und neu aufgebaut und im Jahre 1808 vollendet.
Schloß
Beutnitz - Schloß
Dieses neue Schloß - ein Backsteingebäude - wurde auf einem rechteckigen Grundriss errichtet. Das einstöckige Untergeschoß hat einen zweigeschossigen Vorsprung in der westlichen Frontansicht. Es ist mit einem hohen Mansardendach bedeckt, und der Haupteingang, dem eine Treppe vorausgeht, wurde in den Vorsprung gelegt. Es hat nur ein bescheidenes architektonisches Detail. Eine ähnliche Projektion wurde in die hintere Fassade eingebaut, und darin wurde auch der Eingang zu dem Gebäude platziert.
Bis in die 1860er Jahre hinein sah das neue Schloß in Beutnitz bei den alljährlichen Jagdbesuchen des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen große Gesellschaften in seinen Räumen. Seit dieser Zeit war es zunächst Wohnung des Domänenpächters. Später befanden sich in ihm bis zum Jahr 1945 Dienstwohnungen für fürstliche Beamte.

Nach dem Tode des letzten Fürsten von Hohenzollern-Hechingen Friedrich Wilhelm Konstantin erbte die Fürstenlinie Hohenzollern-Sigmaringen die Beutnitzer Herrschaft, während die Nettkower Güter einem aus morganatischer Ehe entstammenden Seitensprößling, Graf von Rothenburg, zufielen.

Schloß
Beutnitz - Gutshäuser
Zur Stammherrschaft Beutnitz kamen durch Ankauf' noch folgende Güter:

 •  im Jahre 1868 Gut Leichholz, gekauft von Tritschler von Falkenstein;
 •  im Jahre 1870 Gut Sternberg-Wasserhof, gekauft von August Theodor Bier;
 •  im Jahre 1871 Gut Groß-Gandern und Döbbernitz, angekauft von Graf Perponcher;
 •  im Jahre 1872 Gut Friedenshurg bei Neidenburg, gekauft von einem von Seydlitz;
 •  im Jahre 1888 Griesel und Krämersborn; gekauft von Frau Regierungsrat Krause.

Rentamt
Die Herrschaft Beutnitz und die dazugehörigen Güter, die sich auf die drei Landkreise Crossen/Oder, West- und Oststernberg erstreckten, sind teils durch Erbschaft und teils durch Ankauf in den Besitz der Fürstlichen Hohenzollern- Linie Sigmaringen gekommen.
Die Verwaltung dieser Güter und Forsten geschah unter Aufsicht der Fürstlich Hohenzollernschen Hofkammer in Sigmaringen durch das Rentamt Beutnitz.
Das „Rentamt“ war eine Behörde zur Verwaltung der grundherrschaftlichen Einnahmen (ähnlich einem Finanzamt).
Dieses Schloß wurde infolge der polnischen Landnahme nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht und in eine Schule umgewandelt. Während der Anpassungsarbeiten wurden die architektonischen Details weitgehend erhalten - und nur das Innere wurde umgebaut. Bis heute hat sich am Schloß ein kleiner Landschaftspark aus dem 19. Jahrhundert erhalten.
Die einstige fürstliche Domäne. die bis 1945 die Familie Schendel gepachtet hatte, ist heute polnisches Staatsgut.


  • Die Kirche in Beutnitz

Der Erste von den Rottenburgs baute auf den vom wendischen Dorf Alt-Beutnitz durch den Küchensee getrennten Hügel seine Burg, er siedelte zu ihren Füßen deutsche Siedler an und nannte diese Ansiedlung Neu-Beutnitz. Bald nach der Reformation - im Jahre 1540 - erhielt Beutnitz die erste evangelische Kirche. Der Altar wurde erst 1589 gefertigt. 100 jahre später ließ Alexander von Rottenburg die Kirche ganz erneuern.

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      Innenansicht der Kirche
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      Kirchplatz in Beutnitz


In späterer Zeit ließ Christoph von Rottenburg die Kirche auf seine Kosten wiederum erneuern und schenkte der Gemeinde das evangelische Pfarrhaus.
Als im 30jährigen Krieg das Pfarrhaus eingeäschert worden war, sorgte ein Alexander von Rottenburg nach dem Friedensschluß dafür, daß es wieder aufgebaut wurde.
Das Kirchenspiel Beutnitz hatte bereits 1673 die uns bekannte Ausdehnung, nämlich zu ihm gehörten die 5 Gemeinden: Beutnitz, Glembach, Straube, Drewitz und Dobersaul.

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      Kirche in Beutnitz
Neu-Beutnitz erlebte 1747 eine starke Feuersbrunst. Ziemlich das ganze Dorf, einschließlich Schule, Kirche und Pfarre, brannten nieder. Das darauf neu erbaute und am 27. Okt. 1750 neu geweihte Gotteshaus ist die heutige Kirche.
Auf Initiative von Johann Sigismund von Rottenburg wurden auch das Pfarrhaus und die Schule wieder aufgebaut. Im Jahre 1791 endete die Herrschaft derer von Rottenburg.
Nach einem kurzen Interregnum mit Peter von "Kurland und Sagan" gelangte die "Herrschaft Beutnitz" im Jahre 1800 durch eine Heirat in die Hände des Erbprinzen von Hohenzollern-Hechingen. Die Kirche von Beutnitz wurde durch ihn mit manchen Schmuckstück ausgestattet.
Diese Beutnitzer Kirche - auf einem trapezförmigen Grundriss errichtet und mit einem Mansardendach bedeckt, mit einem achteckigen hölzernen Turm mit einer barocken Kuppel mit einer Laterne gekrönt. Innen ist sie mit einer Vorhalle versehen. Auf der Westseite sind Bogenfenster und eine ähnlich geformte Tür zu sehen. Die Wände wurden mit Strebepfeilern verstärkt und die sparsamen architektonischen Details in Form von Ecklatten und einfachen Fensterbändern schmücken die Fassaden.

Nach 1945 wurden durch die polnische Landnahme die verbliebenen Elemente der Emporen während der Anpassung der Kirche an den katholischen Ritus abgebaut. Einige der auf Holzsäulen gestützten Emporen sind jedoch im Inneren der Kirche erhalten. Sie stützen eine flache Holzdecke.


  • Beutnitz - Infrastruktur

Beutnitz war Sitz des Amtsvorstehers und der Gendarmerie. Zum Amtsbezirk gehörten weiterhin die Gemeinden Glembach, Straube, Drewitz und Dobersaul (Schönrode). Diese Dörfer bildeten auch die Kirchengemeinde, die ein Filialgotteshaus in Dobersaul besaß.
Die Haupterwerbszweige der Bevölkerung waren die Land- und Forstwirtschaft. Vom Gut abgesehen, gab es in Beutnitz nur mittel- und kleinbäuerliche Betriebe.

Die Kleinbauernstellen bewirtschafteten hauptsächlich die Frauen und Kinder, weil die Männer als Handwerker oder durch andere Beschäftigung Geld verdienen mußten.
Die Arbeiter des Dorfes fanden auf dem Gut, in größerer Zahl in der Forst, im Sägewerk und in den verschiedenen Handwerksbetrieben des Dorfes Beschäftigung. Ein nicht geringer Teil verdiente aber auch außerhalb, u.a. in Crossen, Grünberg und sogar in Berlin, sein Geld.

Entsprechend seiner zentralen Lage und seinem Charakter als Amtsdorf waren Handel und Gewerbe in Beutnitz ziemlich stark vertreten.
Es gab immerhin:

5 Kaufläden   4 Gasthöfe   3 Fleischer  
1 Händler ambul.   1 Baugeschäft   3 Tischler  
3 Schmiede   1 Brunnenbauer   2 Stellmacher  
1 Maler   1 Herrenschneider   2 Damenschneiderinnen  
1 Frisör   1 Arzt   1 Zahnarzt  

Zwei Kaufläden davon mit leistungsfähigen Bäckereien.
Drei Gastwirtschaften davon betrieben hauptsächlich Landwirtschaft.
Eine Tischlerei davon hatte sogar bis zu zwölf Beschäftigte.
Außerdem gab es in den 1930er Jahren einen Autobus-Fuhrbetrieb.

Sogar einen kleinen "Beamtenstand" hatte das Amtsdorf aufzuweisen. Die Beamten und Angestellten taten Dienst im fürstlichen Rentamt, in der Forstverwaltung, bei der Bahn, der Post, der Schule und der Kirchengemeinde sowie im Sägewerk.

Über die Spar- und Darlehnskasse wickelte die Mehrzahl der Bürger ihre Geldgeschäfte ab. Sie versorgte auch die landwirtschaftlichen Betriebe mit Dünge- und Futtermitteln sowie zunehmend mit anderen Bedarfsgütern.

Finkenhaus
      Försterhaus
Finkenhaus
      Fischerei in Beutnitz



  • Das Vereinsleben in Beutnitz

Was das gesellschaftliche Leben des Dorfes anbetraf, so sorgten die vier Gastwirtschaften dafür, daß fast jeden Sonntag zum Tanz aufgespielt wurde. Besondere Höhepunkte waren das Erntefest und die Fastnacht. Sie wurden immer zweimal abgehalten, weil man die Traditionen von Alt-Beutnitz, der ursprünglichen wendischen Siedlung, und dem im Mittelalter durch die deutsche Ostkolonisation entstandenen Neu-Beutnitz, auf diese Weise aufrecht erhielt. Dabei versammelten sich die Alt-Beutnitzer in Robert Gerlachs und die Neu-Beutnitzer meist in Robert Nitschkes Saal. Da es noch kein Fernsehen gab und Radioapparate in der damaligen Zeit nur langsam in den Häusern Einzug hielten, fühlten sich die Beutnitzer zu geselligen Veranstaltungen hingezogen.
Finkenhaus
     Gasthof "Zum Hohenzollern"
Das zeigte sich vor allem in dem regen Vereinsleben in den 1920er Jahren. So lockten der Gesangverein mit gemischtem Chor und Männerchor, der Radfahrerverein, der Fußballclub, der Reiterverein, der Junglandbund, die Feuerwehr und der Kriegerverein Interessierte an.
Jeder Verein hielt streng auf sein Sommerfest, das im Gutspark am "Alten Wasser" veranstaltet wurde, und auf seinen Winterball in einer der Dorfgaststätten. Auch die Schule wartete fast in jedem Sommer mit einem interessant und bunt ausgestalteten Fest auf.
Die Sommerfeste, zu denen gleiche Vereine der Nachbarorte eingeladen wurden, begannen stets mit einem Umzug durchs Dorf. An der Spitze marschierte eine Blaskapelle und wurde die Vereinsfahne, von Ehrenjungfern begleitet, getragen. Im Park ging es dann hoch her. Beim Sängerfest fand natürlich ein Sängerwettstreit statt. Die Reiter und die übrigen Sportvereine wetteiferten in ihren Disziplinen. Die Kinderfeste boten Reigentänze und Spiele.

Finkenhaus
     Der Saal des Gasthauses
Der Kriegerverein und andere nationale Verbände ließen "das Vaterland hoch leben". Für die Kinder waren die im Park aufgebauten Verkaufsstände das Wichtigste, weil sie dort das Taschengeld in Süßigkeiten, Würstchen und Brause umsetzen konnten. Dem Radkorso vom Radfahrerverein durchs Dorf schloß sich, im Park angekommen, die Rede des Vereinsvorsitzenden an. Sie endete stets mit dem gleichen Schlußwort:"Nun laßt uns sein ein einig Volk von Brüdern...!" Trotz dieser regelmäßigen Beschwörung gab es später nach reichlichem Alkoholgenuß meist eine schöne Keilerei zwischen den übermütigen Mitgliedern der verschiedenen Vereine und oft auch zwischen Ortsansässigen.
Die Winterbälle wurden von den Vereinen und Verbänden mit einem zweistündigen Theater-, Vortrags- oder Gesangsprogramm eingeleitet. Somit gab es also auch genug Gelegenheit zur kulturellen Betätigung des einzelnen. Mancher wird sich erinnern, daß sich in Beutnitz im Laufe der Zeit "Schauspieler" für bestimmte Charaktertypen herauskristallisiert hatten. Kurzum, das dörfliche gesellschaftliche Leben förderte trotz seiner Schlichtheit das Gemeinschaftsgefühl, weckte Initiativen und bot jedem etwas.

Grundlage für diesen Internet-Auftritt war der Artikel "Beutnitz, der zentrale Ort im Nordkreis" aus den "Heimatgrüßen", den wir unseren Landsmann   Wilhelm Kopsch   verdanken.

  Änd 05.02.2018
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