mit den drei Städten
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Göhren - Windmühle
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Göhren
liegt nur 6 km nordlich von Sommerfeld.
Von Sommerfeld fährt man auf der Chaussee in Richtung Bobersberg.
Nach 6 km wird Göhren erreicht.
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Göhren - Bahnhof |
Göhren war mit fast 1300 Einwohnern das größte Dorf im Crossener Südkreis, mit Sicherheit aber die südlichste Landgemeinde im Kreis Crossen.
Es war ein ungewöhnlich großes Bauerndorf mit ausgeprägt wendischem Brauchtum.
Der Name kam vom slawischen Wort Gora (Berg), bedeutete also "am Berge gelegen".
Göhren hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
1244 Einwohner und gehörte zum Amtsbezirk Göhren.
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Im Osten des Dorfes schlängelt sich der Landgraben
durch Wiesen und Felder, so prägen westlich der Nord-Süd-Durchgangsstraße Hügel die Landschaft, die mit dem Weinberg bis auf
105 m über Normalnull ansteigen, und dessen Gipfel die Wiesen im Tal um fast 40 m überragt.
Diese Höhenunterschiede sorgten für ein anmutiges Landschaftsbild im sogenannten “Wendischen Winkel” unseres Kreises.
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Dieser Wendische Winkel,in dem Göhren lag, wurde bei der Christianisierung von Meißen aus erschlossen. Allerdings wechselten in diesem fernen
Winkel des Markgrafentum Niederlausitz während des Mittelalters oft die feudalen Besitzverhältnisse.
Durch den Frieden von Kamenz 1482 kam das Landgrabental zu Brandenburg.
Hinsichtlich der gutsherrschaftlichen Verhältnisse gehörte Göhren vor und nach 1482 zur Herrschaft Sommerfeld.
Allerdings scheinen die Sommerfelder Schlossherren ihren Göhrener Grundbesitz nicht selbst bewirtschaftet,
sondern eher als Geld abwerfendes Vermögen betrachtet zu haben.
Im 16. und 17. Jahrhundert war Göhren ein Besitztum der Kalckreuther.
In der Klassifikation 1718/19 wird Göhren wie folgt erwähnt:
Heinrich Otto von Gablentz war der Besitzer des Gutes in Göhren.
Die 64 Bauern im Dorf waren: Riesche, der Krüger Woyte,
der Schulze Berloschke, Robatke, Guhrke, Russe, Wandrey, Last, Andrischke, Ziebeling, Tomasch, Nickel, Dresche, Notuschke,
Zeschke, Bursche, Pötsche, Glepping, Bossag, Cholm, Handrow, Reddel, die Witwe Drüngel, Dollan, Matzschke, Habitke,
Mathe, die Witwe Strack, Schlabe, Köppe, Lehmann, Koschack, Kilcke, Willmann, die Witwe Zache, Collat, Siegmang, Kutschke,
die Witwe Dobran, Matcke, Büttner, Siemann, Frantze, Schütze, Hanuschke, Cossar, Pamke, Brasche, Metter, Buder, Blasche,
Materna, Matsche, Royke, die Witwe Duns, Discher, Kapp,Gallas, die Witwe Neubauer, Borkatz, Brenner, Pernack, Roddosch.
Die 13 Gärtner waren: Böhle, Janichen, Tischler, Wallach, Woytke, Habranke,
Höner, Biereck, Jambke, Woytke, Zelter, Mickeß, Jürge.
Die l2 Büdner: Adambke, Bentzke, der Schmied Wissack, Noack, Reichnow,
die Witwe Jancke, Grabe, Wander, Gärtner, Donat, Kappe, die Witwe Zache.
Je 1 Hufe wurde vom Windmüler und vom neuen Krug bewirtschaftet.
Der Acker ist teils sandig, teil sumpfig und konnte aber an den Enden wegen der Nässe nicht bestellt werden. Angebaut
wurden Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Wicken, Buchweizen, Hirse und Hanf.
Der Heugewinn betrug 205 Fuder. Die Gärtner und Büdner halten neben ihrem Ackerland noch Weinberge, die Gärtner bauten
allerhand Gartengewächse an. Weide und Viehzucht waren mittelmäßig.
Auf einer Bauernhufe konnten 3 Pferde, 2 Ochsen, 3 Rinder, 4 Schafe, 3 Schweine und 3 Gänse gehalten werden.
Es gab genügend Brennholz, etwas Fischerei und einige Bienenstöcke. |
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Im Bratring 1806 wird Göhren wie folgt erwähnt:
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Göhren war ein Gutsdorf, es gehörte dem von Alvensleben und hatte 1806: 146 Feuerstellen 875 Einwohner
25 Ganz- und 36 Halbbauern; 33 Ganz- und 10 Halbkossäten;
19 Büdner; 3 Einlieger;
3 Krüge; 2 Schmieden; Ziegelei; 2 Windmühlen; 2 Förster.
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In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre 1840 erscheint:
♦ Göhren: ein Bauerndorf - - es gibt kein Gut mehr.
♦ Göhren: hatte im Jahre 1840 167 Wohngebäude und 852 Einwohner.
Für das Jahr 1852 werden genannt: Göhren = Dorf mit 955 Einwohner.
Göhren - Friedhof
Die Einwohnerzahl der Gemeinde Göhren betrug zu Beginn des 2. Weltkrieges um 1300. Damit lag Göhren einwohnermäßig bald hinter den Industrie-
bzw. Schifferdörfern Rädnitz und Groß-Blumberg im Kreis. Es lebten dort mehr Menschen als in dem Landstädtchen Bobersberg.
Die Gemeinde Göhren lag und liegt in hügeliger Landschaft westlich des vom Jähnsdorfer See zur Lubst fließenden Vorfluters
Landgraben. Ihr Kern ist in Form von zwei Ost-West-Strassen angerartig angelegt.
Diesen Anger, auf dem die repräsentativen Gebäude standen und stehen, durchschneidet die Chaussee Crossen-Sommerfeld an
seinem Ostrand von Nord nach Süd.
Auf dem Anger bildeten einst die Kirche, ein "Gefängnisturm", die erste Schule und Gefallen-Denkmäler ein eindrucksvolles
bauliches Ensemble. Südlich davon stand das Pfarrhaus, nördlich schlossen sich bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Gebäude
eines Rittergutes an. Hier lebten einst und wirtschafteten zeitweise wenig erfolgreich insbesondere Angehörige der Adelsfamilien
von Gablenz und von Blomberg.
l818 erwarben jedoch 92 Bauerm die Gutsländereien und teilten sie unter sich auf. Nach alten Statistiken handelte es sich
überwiegend um Bauern mit einer Hufe und Halbbauern mit einer halben Hufe Anfangsbesitz, zum kleineren Teil nur Kossäten (Gärtner).
In der amtlichen Aufzeichnung von 1718/19 hieß es, dass Gärtner und Büdner sich damals als Winzer betätigten und vor allen
Rebgärten am 105 m hohen Weinberg westlich des Dorfes bebauten.
Dieser 105 m hohe Weinberg ist natürlich nicht mit den deutschen Mittelgebirgen oder gar den Alpen zu vergleichen.
Doch für die Göhrener war es "ihr Berg".
Den Weinbau betrieb man im späten Mittelalter und längere Zeit danach vor allem
am Südosthang. Daher stammt auch der Name des Berges.
Um 1860 wurde an diesem Hügel, der seine Umgebung etwa 30 m überragt, ein wenig Bergbau betrieben. Die durch Untertagebau geförderte
Braunkohle fand in der nahen Industriestadt Sommerfeld zunächst guten Absatz.
Später wurde es durch den Bahnbau möglich, daß aus Oberschlesien bessere Kohle heran transportiert werden konnte. Der dadurch
sinkende Absatz führte dann wohl zur Aufgabe des Bergbaues.
Die älteren Göhrener Landsleute werden sich sicher noch der sieben Maulbeerbäume
auf dem Göhrener Friedhofe. die südlich der Kapelle am Wegrande standen und als Naturdenkmäter unter staatlichen Schutz gestellt waren.
Friedrich der Große wollte seinem Lande die Unsummen Geldes erhalten, die für die seidenen Kleider in das Ausland flossen.
Aus diesem Grunde befahl er seinen Untertanen, Maulbeerbäume - wichtig für die Seidenraupenzucht - zu pflanzen.
1797 gab es 87 Maulbeerbäume in Göhren. Auch im Sommerfeld benachbarten Baudach wurden Maulbeerbäume auf königlichen Befehl gepflanzt.
Die Seidenraupenzucht setzte sich aber nicht durch und später blieb der Erfolg dieses Versuches aus, als das alte Preußen
1806 zusammenbrach und sich niemand mehr um die Seidenraupenzucht kümmerte.
Friedrich der Große unterbreitete bei seinem Besuch in Göhren auch den Vorschlag, die an Seedorf grenzenden Göhrenschen Feldmark zu besiedeln.
Da sie aber nach des “Königs Willen” ausgeführt werden mußte. so erhielt die dort neu gegründete Kolonie den Namen
Königswille.
Damals wurden ebenfalls die Straßenzeilen von Teichschneider bis an das Sommerfelder Ende, die
Heidehäuser, die sogenannten “Karnickelhäuser”, und andere Hofstellen angelegt.
Als "Geren" 1482 zu Brandenburg kam, gehörte das Gut oder, wie man damals sagte, die Herrschaft der Familie von Rotenburg .
Diese wurde bald darauf von den von Schlichting abgelöst. Ihnen folgten um 1665 die von Gablentz ,
die an 100 Jahre in Göhren gesessen haben. Heinrich Otto von Gablentz, dessen Grabstein die Friedhofskapelle zierte,
war Verweser des Herzogtums Crossen. Der letzte Gablentz starb 1774 in Sommerfeld.
Göhrens Herren wurden aber schon vorher die von Blomberg aus Kurländischem Adel.
Aus ihrer Zeit sind einige Überlieferungen erhalten. Dem Herrn von Blomberg behagte es wohl nicht recht auf dem alten Schlosse,
das dort stand, wo l913 die neue Schule und das Gerätehaus der Feuerwehr gebaut wurden.
Er baute ein neues Schloß, dessen Lage leider nicht mehr ermittelt werden konnte, das aber nicht weit vom alten entfernt gewesen
sein mag. Zum neuen Schloß gehörten eine Orangerie und andere Nebengebäude, wie es bei einem großen Adelssitz des 18. Jahrhunderts
üblich war. Anzunehmen ist, daß damals auch der Neue Krug , die Keimzelle der späteren
neuen Brauerei, mit angelegt wurde.
Der damalige von Blomberg war anscheinend ein fortschrittlich denkender Mann. Er führte zum Beispiel die Düngung der Äcker ein.
Aber im Jahre 1817 verkaufte Karl Wilhelm von Blomberg das Gut an 92 bäuerliche Wirte der Gemeinde Göhren.
Damit erlosch die Herrschaft Göhren. Göhren wurde dadurch ein reines Bauerndorf.
Auch das Kirchenpatronatsrecht des Gutsherrn ging bei der Aufteilung auf die Bauern über. So entstanden die Patronatsbauern.
Sie saßen jetzt in der Kirche dort, wo einst der Platz der Gutsbesitzerfamilie war, in den sogenannten Herrenständen,
die Schiebefenster vom übrigen Kirchenraum abtrennten.
Wie alt Göhren ist, wann und wie es entstanden ist - diese Frage das kann nicht beantwortet werden. Höchstens läßt sich der
Ursprung Göhrens mit großer Wahrscheinlichkeit in die älteste Wendenzeit zurückverlegen, schon wegen des wendischen Namens willen.
Nur über das Alter als Kirchdorf gibt es eine sehr alte kirchliche Urkunde. In dieser - der alten Meißener Kirchen- oder Bistums- Matrikel
aus dem Jahr 1346 - wird unter den dem erzpriesterlichen Sitz Guben zugewiesenen Ortschaften auch "Geran" genannt. Hiernach
wäre Göhren schon im Jahr 1346 ein Kirchdorf im Kirchenkreise Guben des Bistumsprengel
Meißen gewesen.
Die Kirche geht mit ihren Kern auf einen mittelalterlichen Findlingsbau, bestehend aus recheckigem Langhaus und einem im Grundriß
annähernd quadratischen Westturm zurück.
Der Stolz der Göhrener war seit Jahrhunderten das stattliche Gotteshaus. Es erhielt seine letzte Gestalt im wesentlichen durch
Neuaufbau nach einem Großbrand, der das Dorf 1763 heimsuchte.
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Besonders schwer fiel der Kirchengemeinde, zu der die Dörfer Grabkow und Dubrow der Herrschaft Sommerfeld wie das sächsische
Kalke gehörten, der Wiederaufbau der Kirche, Pfarre und Küsterei. Die eigenen Mittel reichten nicht weit, der Kirchenpatron
und Gutsherr von Göhren, Heinrich Otto von Gablenz, dem die Lieferung der benötigten Baumaterialien oblag, war arg verschuldet;
die erbetenen Beihilfen und freiwilligen Gaben waren bald aufgebraucht.
Bei der Kirchenvisitation im Jahre 1772, also neun Jahre nach dem Brande, wurde festgestellt: Die Kirche ist nunmehr so weit
in baulichen Würden, als die dazu gesammelten Collecten-Gelder haben reichen wollen. Nur fehlt es noch an der Aufbauung des
Turmes, Umgießung des Glockengutes und inneren Ausstaffierung der Kirche. Die drei Glocken mit 67, 86 und 56 cm Durchmesser
wurden erst 1827 von Fr. Gruhl in Kleinwelka gegossen.
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Der Turm , dessen Wetterfahne die Jahreszahlen 1822 und 1899 zeigte, wurde nach
Blitzschäden am Vorgängerbau 1820/22 noch einmal abgerissen und neu errichtet.
Doch rund 100 Jahre später erwies er sich schon wieder als instabil. Durch Risse, die sich am Mauerwerk von Kirche und Turm
zeigten, neigte sich das 36 m hohe Wahrzeichen des Dorfes etwas nach Westen. Göhren hatte also damit wie Pisa
einen schiefen Turm . Es wurde befürchtet, daß der Turm die in der Regel
drei Glocken nicht mehr tragen kann.
Die Gemeinde löste in den 1930er Jahren das Problem wie folgt:
• sie ließ den schiefen Turm stehen.
• wenige Meter daneben wurde ein
hölzerner Glockenturm erbaut.
• die Glocken wurden vorsichtshalber
in den neuen Holzbau gebracht. |
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Das nebenstehende Foto vermittelt das Bild der Göhrener Kirche in den späten 1930er Jahren.
Vorn rechts der hölzerne Glockenturm, den die Gemeinde in den 1930er Jahren errichten ließ,
weil der Kirchturm sich schief geneigt hatte
Diese Kirche wurde nach 1945 durch die in Göhren neu angesiedelte katholische polnische Bevölkerung nicht mehr genutzt und in den 1960er Jahren abgerissen.
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Nun kurz zu einigen bekannten Göhrener Pastoren während der letzten vier Jahrhunderte:
Aus katholischer Zeit ist uns nichts bekannt. In welchem Jahr in Göhren die Reformation eingeführt wurde, läßt sich leider
uch nicht genau sagen. Aber aus historischen Dokumenten weiß man, daß
• Gregorius Scherz die sogenannte Concordienformel
jenes Glaubensbekenntnis aus dem Jahr 1580 für die Reformierten, mit unterschrieben hat.
• Caspar Grachius: urspünglich wohl Grache hat wohl nach der
Sitte seiner Zeit seinen Namen lateinisiert. Er war noch 1671 in Göhren Pfarrer.
• Philipp Titius(Tietze):er kam mit 62 Jahren nach Göhren;
nach 25 Jahren im Amt starb er 1732 im Alter von 88 Jahren.
• Christian Voß (Vossius): 1721-1766, er erlebte den 7 jährigen Krieg
und den großen Brand in Göhren.
• Johann Zießler: 1752-1818, seinem großen Sammlerfleiß verdankt
Göhren einen großem Teil der Chroniknachrichten.
• Alexander Magnus: 1813-1893, er ist uns als Autor der Broschüre
“ Beiträge zu einer Chronik des Kirchspiels Göhren” bekannt.
• Willi Müller: 1894-1938, sorgte für die Sammlungen des Sommerfelder
Heimatmuseum; Sicherstellung und Auswertung alter Akten.
Mit der angebrochenen “braunen Zeit” wollte er nichts zu tun haben.
Durch einen Spitzel wurde er verraten und vom NS-Gericht verurteilt.
Am 10. März 1938 beendete er selbst sein Leben.
Er war das Opfer einer unglückseligen Zeit geworden.
• H. Krasemann: war ab 1938 der letzte evangelische Pastor in Göhren.
- Göhren - Wendisches Brauchtum
Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters scheint den wendischen Winkel unseres Kreises wenig berührt zu haben, so ist auch
Göhren - ein ungewöhnlich großes Bauerndorf - mit ausgeprägt wendischem Brauchtum.
Hier wurden bis etwa 1914 Trachten geschneidert und getragen.
Die Göhrener Tracht war mit der Spreewaldkleidung verwandt, denn die Niederlausitz hörte vor 1945 nicht an der Neiße auf,
sondern ihre Ostgrenze war der Bober!
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Die Tracht ist Ausdruck einer meist dörflichen Gemeinschaft und eines gemeinsamen Lebens in dieser Ordnung.
Im Mittelpunkt steht nicht die Trägerin oder der Träger, sondern die Kleidung dient zur Präsentation von Besitz und Wohlstand.
Je mehr Stoff in der Tracht Verwendung fand, je mehr Knöpfe auf den Westen saßen, desto reicher war der Träger oder die Trägerin der Tracht.
Als Tracht wird die Kleidung der ländlichen Bevölkerung bezeichnet, deren Verbreitung regional, zeitlich und konfessionell begrenzt ist.
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Zur grünen Hochzeit wurde auch
in Göhren eine Ehrenpforte aufgestellt. |
Konfirmation in Göhren im Jahr 1906
Pastor Brendel (1897-1923) li. daneben seine Tochter |
Emma und Hermann Pschichholz aus Göhren
als Hochzeitspaar um 1910 |
Fast alle Flur- und Ortsnamen dieser Region sind wendischen Ursprungs.
Auch viele Familiennamen der Bevölkerung klangen bis 1945 wendisch, so z.B. die Namen:
Mockschau |
= |
Naßmann |
Janke, Janitschke |
= |
Klein Johannes |
Schlabe |
= |
schwach |
Kubsch |
= |
Abkürzung für Jakob |
Bogus, Bogisch |
= |
Bogislav |
Sogar als Volkssprache hat sich die wendische Sprache namentlich unter der Dorfbevölkerung sehr lange gehalten. Frühere Pastoren
mußten gründliche Kenntnis der wendischen Sprache haben und mußten im Notfall auch wendisch predigen können.
Zu den Überbleibseln alt-wendischer Sitte in der Göhrener Region gehören auch die feststehenden Hofnamen (Torsaulen), die dem
echten Familiennamen vorgesetzt wurden.
In den Dörfern des ehemaligen Kreises Crossen/Oder wurde noch der seltene Brauch, das Binden und die Aufstellung einer großen
Hochzeitspforte, auch Ehrenpforte genannt, gepflegt. Die Ehrenpforte wird oft
nur zur Grünen Hochzeit aufgestellt.
Die Jungen und Mädchen des Dorfes flechteten im Hause des ersten Nachbarn die Kränze für das "Hochzeitshaus". Die Jungens holten
dazu das Material aus dem Wald, und die Mädchen führten das Flechten der Gebinde für den Hochzeitswagen und die Ehrenpforte durch.
Erst am Hochzeitsmorgen wurde die Ehrenpforte aufgestellt, weil es vorgekommen sein soll, dass böse Buben, zur großen Schande
des Hochzeitshauses, die Ehrenpforte entwendet hatten und die Auslösung sehr kostspielig war.
Die Ehrenpforten wurden anlässlich von Hochzeiten, quasi als Geschenk der Dorfjugend an die Jungvermählten, errichtet.
Sie sind ein Zeichen der ehrenvollen Begrüßung für den neuen Lebensabschnitt.
Bis zum Jahre 1869 hatte die Schule in Göhren immer nur einen Lehrer, der gewohnheitsmäßig gleichzeitig auch Organist und Küster war.
Der erste mit Namen bekannte Göhrener Lehrer hieß Christoph Gottlieb Preuß. Er war an die 55 Jahre an der Schule Kantor und
Lehrer und starb 1797.
S c h u l e
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Im folgte sein dritter Sohn Carl Traugott Preuß als Lehrer, der 1839 starb.
Ab 1840 war ein Johann Friedrich Wilhelm Lau Lehrer und Kantor in Göhren. Er starb im Jahre 1883 nach 55-jähriger Lehrtätigkeit.
Seine Beerdigung erfolgte unter ungewöhnlich reger Teilnahme seiner mehreren Generationen angehörenden Schüler und zahlreichen
Freunden in Göhren. Sein Nachfolger wurde Heinrich Ferdinand Neumann, der bis dahin zweiter Lehrer war.
Mit dieser zweiten Lehrerstelle in Göhren hatte es folgende Bewandnis:
Als um das Jahr 1867 die Schulkinderzahl auf etwa 200
angewachsen war, drang die königliche Regierung auf die Anstellung eines zweiten Lehrers. Gleichzeitig war im Sommer 1869 das
neue zweite Schulhaus im sogenannten Oberdorfe fertiggestellt, so daß
Fritz Leo Sindermann das Amt des zweiten Lehrers antrat.
1884 erweiterte man das Schulgebäude und die Küsterwohnung.
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Göhren - Meßtischblatt
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Göhren - Ortsplanskizze
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Einwohnerbuch 1926
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Für Göhren liegt uns leider weder ein Ortsplan noch ein Einwohnerverzeichnis vor. Als einzige noch verfügbare
Quelle verfügen wir neben dem Meßtischblatt und dem Einwohnerbuch von 1926 nur noch über eine recht grob skizzierte
Ortsbeschreibung von Gerhard Pehnke.
Für interessierte Leser, die im Einwohnerbuch nach ihren Vorfahren suchen,ein kleiner Hinweis:
1. Doppelklick auf das Einwohnerbuch von Göhren (Rechts) → danach etwas Geduld → und das Einwohnerbuch wird geöffnet.
2. Danach sollte man die Schriftgröße im Einwohnerbuch entsprechend verändern:
(bei gedrückter Strg-Taste ist das Mausrad zu drehen!)
- Göhren - Die Feuersbrunst vom 1. Juni 1763
Der Hubertusburger Friede hatte die schwere Zeit des Siebenjährigen Krieges beendet. Wie oft waren feindliche Truppen durch
das Land gezogen, raubend und plündernd! Handel und Wandel, Ackerbau und Viehzucht lagen darnieder; die Kriegslasten waren
drückend geworden, das Land gänzlich verarmt. Nach dieser Drangsal war es endlich Friede geworden; nun hieß es, die mannigfachen Schäden zu heilen.
Unter der Fürsorge des großen Königs ging man allenthalben ans Werk. Da trat ein neues Unglück unser Göhren. Fast das ganze
Dorf ging in Flammen auf. An den eng nebeneinander liegenden Häusern aus Holz, Lehm und Stroh fand das Feuer reiche Nahrung.
Nur wenige Nachrichten über diese Feuersbrunst hatten sich erhalten.
Der Senator Kallenbach in dem benachbarten Sommerfeld hatte das, was er darüber erfahren konnte, aufgezeichnet. Später fand
sich ein Bericht eines Augenzeugen, der selbst von dem Feuer schwer betroffen worden war.
Der Pfarrer Gottlieb Sigismund Voß aus Göhren berichtete davon in einem Briefe an den Superintendenten nach Crossen:
"Es war am Bußtag, dem 1.Juni 1763. Um halb 5 Uhr entstand ungefähr 800 Schritt von mir Wind-Seitwärts ein heftiges Feuer bei
einem Gärtner (man sagt, durch Wachssieden). Ich war der erste, der mit einem Feuerhaken zugegen war.
Da die Nachbarn geglaubt hatten, daß der Wind den aus dem Kamin aufsteigenden Rauch niederdrücke, hatten sie weiter keine Obacht
gegeben und kamen viel zu spät. Es waren infolgedessen an der Brandstätte weder Leute noch Wasser, noch Handspritzen, noch Leitern,
summa nichts, was zum Löschen nötig.
Das Feuer griff gewaltig um sich und, anstatt dem starken Winde zu folgen, zündete es zugleich nicht allein auf allen Seiten,
sondern ging dem starken Winde zum Trotz entgegen. Der Anblick von den ungeheuren Dampfwolken, welche sich bei dem mitten im
Feuer entstandenen Sturm doch gerade mitten übers Dorf unbeweglich gesetzet hatten, war höchst fürchterlich.
Mein Haus - die Pfarre war wohl erst 1711 neu aufgebaut worden - hielt sich wegen seiner Festigkeit eine ziemliche Zeit,und es
würde haben können gerettet werden, wenn nur 6 Personen zum Begießen da gewesen, denn Wasser hatte ich, aber schließlich mußte
ich nachgeben und ist in Schutt verwandelt. Retten konnten wir wenig, weil wir keine Helfer hatten. Und was von Sachen noch
gerettet worden, ist teils noch verbrannt, indem das Feuer auf dem grünen Grase allein bis 100 Schritt fortlief und alles,
was es fand, verzehrte; so daß unser Ort aussieht als eine Tenne, die gefegt ist; teils ist es gestohlen worden, denn der Diebstahl
ist bei diesem Feuer unbeschreiblich gewesen. Geld habe ich etwas gerettet, was ich geschwinde ergreifen konnte; das meiste
aber hat sein Schicksal von der Hitze des Feuers aufzuweisen.
Alle Kirchen-Sachen, die schon gerettet, sind verbrannt. Aller Hausrat, den ich bei waren, sind auch verbrannt. Meine Hand-Bibliotheka
nicht allein, sondern die gantze ist auch gäntzlich dieser teuren Zeit mit schweren Unkosten angeschafft - Voß war im Kriege
völlig ausgeplündert worden. Wenig Wäsche hat meine Frau gerettet. Meine Kinder haben gar keine behalten. Ich habe weder Hut
noch Mantel, noch Kragen, noch Schuh, kurz ich habe auch nicht in den Trümmern meines Hauses, da ich mein Haupt hinlege."
Er fand zunächst mit seiner Familie Unterkunft bei einem Büdner. Überhaupt sind abgebrannt einschl. Kirche, Hof, Pfarre und
Schule 68 Feuerstätten, und darunter die erheblichsten Einwohner, sodaß nur 3 Ganz-Bauernwirtschaften übrig geblieben sind.
Die übrigen sind kleine Leute.
Wenn man auch bald an den Wiederaufbau heranging. so ging er in dieser schweren Zeit doch nur langsam vonstatten. Auch wurden
Maßnahmen getroffen, eine derartige Feuersbrunst zu vermeiden, indem die einzelnen Höfe mit ihren Gebäuden durch größere
Zwischenräume von einander getrennt werden sollten.
Deshalb mußten verschiedene Wirte außerhalb des Dorfes wieder die Hoferäthe auf ihren Grundstücken aufbauen, während die Baustelle
im Dorfe nur als Garten weiterhin genutzt werden durfte.
Von dieser Feuersbrunst blieben nur das Schloß und einige wenige andere Gebäude vorschont.
Der nächste größere Brand in Göhren war am 28. Februar 1833 . Angezündet vermutlich durch Kinder, die mit Streichhölzern spielten.
Es waren weitere zahlreiche Feuerbrünste in Göhren, die aber bei Weitem nicht alle aufgezählt werden sollen.
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