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Groß Blumberg liegt 23 km östlich von Crossen.
Von Crossen fährt man zuerst auf der Chaussee in Richtung Schwiebus.
Nach etwa 12 km (bei Rädnitz Glashütte) biegt man rechts ab auf die Chaussee nach Züllichau.
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Nach weiteren 11 km - es wurden die einstigen Schifferdörfer: Bindow, Deutsch-Nettkow und
Klein-Blumberg durchquert - wird Groß Blumberg erreicht.
Groß Blumberg hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
1391 Einwohner und gehörte zum Amtsbezirk Pommerzig.
Es war das zweitgrößte Dorf im Kreis Crossen/Oder. Nur Rädnitz war größer.
Im "Pauerndurfe" waren die meisten Höfe nach dem großen Brand am 1. Mai des Jahres 1877 als gleichförmige, aber doch beeindruckende
Backsteinbauten wieder aufgebaut worden.
Typisch für die nach dem großen Feuer wieder aufgebauten Höfe ist die Einteilung mit
zwei Drittel der Wohnfläche für die Familie und ein Drittel für die Ausgedinger. Dazwischen liegt ein breiter Flur mit einem
Ausgang zur Straßenseite, er diente auch der Totenaufbahrung und dem Gang vom Haus zum Friedhof.
Von diesem Flur zweigte auch der Aufgang zum Getreideschüttboden ab, der durch seine kleinen Fenster unter dem Dachüberstand an der Traufe zu erkennen war.
Diese völlig massiven Steinbauten, von denen nicht wenige recht guten Geschmack verrieten, führten dazu, daß die Groß-Blumberger
sich mit einigem Recht als Bewohner eines Musterdorfes fühlen konnten. Begründet lag dies besondere Gepräge in der Lage an der Oder,
die zur Folge hatte, daß fast zwei Drittel der Bewohnerschaft beruflich der Schiffahrt huldigten.
Leider ist die Vergangenheit von Groß Blumberg geschichtslos, d.h. über den Ursprung des Dorfes Groß Blumberg liegen keinerlei
schriftliche Quellen vor. Vermutlich wurde das Dorf Blumberg im 13. Jahrhundert gegründet. Worauf der Name zurückgeht, ist unbekannt.
Der Lehrer Möbus hatte eine Ortschronik verfasst, die durch die Umstände der Vertreibung der Dorfbewohner am 25. Juni 1945
verloren gegangen ist.
In Blumberg saßen seit 1565 die von Kalkreuth, später die von Burgsdorf und seit 1725 die von Schmettow. 1767 übernahmen
die von Tauentzien das Rittergut mit Schloss Blumberg. Da das Gut nicht mehr gewinnbringend weitergeführt werden konnte,
ist es am 3. Juli 1839 an die Gemeinde Blumberg verkauft worden, die das Land unter sich aufgeteilt hat.
In der
Klassifikation 1718/19 wird Groß Blumberg wie folgt erwähnt (siehe ----> ):
Das Gut in Groß-Blumberg gehörte dem Hauptmann Adolf Friedrich von Burgsdorf, er war kinderlos. Sein Bruder war der Landrat des Kreises Lebus.
Es gab im Dorfe:
• 19 Bauern davon: 17 bewirtschafteten 1 Hufe, 2 etwas mehr 1,5 Hufe.
• 21 Gärtner.
• 4 Büdner.
• 1 Vollmühle mit einer Hufe.
• 1 Federmühle mit einer Hufe.
Die Bauern ernteten 181 Fuder Heu und die Gärtner 122 Fuder Heu im Jahr.
Die Weide lag an der Oder und wurde oft von dieser überschwemmt.
Im Ort gab es 48 Pferde, 55 Ochsen, 260 Rinder, 102 Schweine, 150 Gänse.
Zum Brennen gab es Lagerholz - in der Oder wurde etwas Fischerei betrieben.
Gemüse wurde nur für den eigenen Haushalt angebaut. Der Krüger verschänkte 300 1 Bier in der Woche.
Der Acker war teils sandig, teils moorig, der Wiesenwuchs war gut.
Im
Bratring 1806 wird Groß Blumberg wie folgt erwähnt:
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Groß Blumberg war im Jahre 1806 ein Gutsdorf. Es hatte 1806:
• 110 Feuerstellen und 623 Einwohner
• 16 Ganzbauern.
• 20 Ganzkossäten und 13 Halbkossäten
• 43 Büdner und 23 Einlieger
• 2 Schmiede
• 2 Wassermühlen (Roll- und Federmühle).
• 1 Ziegelei
Als Besitzer wird der General-Major Graf von Tauentzin genannt.
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In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre
1844 erscheint:
♦ Groß Blumberg: ein Dorf mit einem Vorwerk (Waldförsterei oder Odervorwerk)
♦ Im Jahre 1840 hatte Groß Blumberg 112 Wohngebäude und 673 Einwohner.
♦ das Odervorwerk hatte 2 Wohngebäude und 20 Einwohner.
♦ das Buschvorwerk hatte 1 Wohngebäude und 9 Einwohner.
♦ die Federmühle hatte 1 Wohngebäude und 16 Einwohner.
♦ die Rollmühle hatte 1 Wohngebäude und 10 Einwohner.
Im
Berghaus “Landbuch der Mark Brandenburg”
aus dem Jahr 1854 wird genannt:
Zu dem Rittergut Blumberg gehören die vier Vorwerke Mittel-, Busch-,Odervorwerk und das Vorwerk Klein-Blumberg, das bis 1790
"Blumberger Buden" hieß.
Für das Jahr
1852 werden genannt: Groß Blumberg = Dorf mit Rittergut mit folgenden Einwohnern:
Name | Einwohner |
Groß Blumberg | 886 |
Federmühle | 19 |
Rollmühle | 27 |
Odervorwerk | 28 |
Buschvorwerk | 5 |
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- Die von Tauentzin's kauften 1767 das Rittergut in Groß Blumberg
Wie bereits weiter oben erwähnt, hat in der Frühzeit das Gut Blumberg mehrfach den Besitzer gewechselt, aber so richtig aus
dem Dunkeln der Geschichte trat das Gut Blumberg erst hervor, als es 1767 von den Tauentzin's gekauft wurde.
General von Tauentzien hatte sich im Siebenjährigen Krieg durch die heldenmütige Verteidigung von Breslau im Jahre 1760 gegen
einen weitüberlegenen Feind die dankbare Anerkennung Friedrichs des Großen erworben. Als Belohnung für seine Verdienste ernannte
ihn der König zum Gouverneur von Schlesiens Hauptstadt und zum dafür zuständigen Münzdirektor. Dadurch erwarb sich von Tauentzien
mit der Zeit ein Vermögen von mindestens 150 000 Talern. Mit einem Teil dieses Vermögens kaufte er 1767 das Rittergut nebst
Schloss Blumberg im Kreis Crossen.
Der General von Tauentzien starb im Jahre 1791. Sein Sohn Bogislaw von Tauentzien, die Chroniken bezeichnen ihn als einen Helden
der Freiheitskriege, folgte ihm als Besitzer von Gut und Schloß Blumberg. Dieser erwarb noch weitere Besitzungen im Nachbarkreis
Züllichau. Bei seinem Tode waren aber alle seine Güter so weit verschuldet, daß seine Witwe, eine geb. von Arnstedt,
sie nicht halten konnte.
Sie verkaufte das Rittergut 1828 an die Witwe des Landrats von der Lippe und zog in ein kleines
Haus an der Rollmühle. Dort lebte sie in sehr bescheidenen Verhältnissen, bis sie schließlich nach Grünberg übersiedelte.
Frau von der Lippe veräußerte das Gut Blumberg 1839 für 78 010 Taler an die Bauerngemeinde.
Das Rittergut wurde von sämtlichen bäuerlichen Besitzern, 90 an der Zahl, durch einen gerichtlichen
Vertrag vom 3. Juli 1839 erworben.
Der Boden ging nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel auf die 90 Anteilseigner über. Auch die Rechte und Pflichten des
Gutsherrn, zu denen sicherlich das Patronat, also u.a. die Bau- und Unterhaltungspflicht für die Kirche, gehörte, mußten die
Landwirte übernehmen.
Hatte die Gemeinde bis dahin schlicht den Namen Blumberg, so teilte sie sich mit dem Kauf in Groß- und Klein-Blumberg auf.
Vermutlich war die Ortschaft,die den Namen Klein-Blumberg bekam, aus einem Vorwerk des Gutes entstanden.
- Die Kirche in Groß Blumberg
In den frühesten Zeiten hatte Groß Blumberg keine Kirche - es war in Pommerzig eingepfarrt. Nach dem großen Brand von 1854
wurde das Dorf von der Oder weiter nach Norden verlegt. Nach 1839 ist das Gutshaus abgetragen worden. Aus den gewonnenen
Steinen hat man die Kirche und das Pfarrhaus in unmittelbarer Nähe zueinander errichtet.
Kirche in Groß Blumberg
Die Kirche ist ein im Grundriß rechteckiger, verputzter Backsteinbau mit Westturm und apsisartigem Ausbau.
Die Kirche wurde am
6. Dezember 1854 geweiht . Sie hatte drei Bronzeglocken erhalten,
die 1854 von der Firma Gruhl in Kleinwelka bei Bautzen gegossen worden waren. Die kleinste hatte einen Durchmesser von 65 cm,
Die Maße der anderen
Glocken sind nicht bekannt. Zeitzeugen haben berichtet,
daß dieses Geläut weit und breit das schönste gewesen sei.
Nach der Bekanntmachung der Heeresverwaltung über die Beschlagnahme und der Enteignung von Glocken aus Bronze vom 1. März 1917
mußte auch die Kirchengemeinde von Groß Blumberg, entgegen einer verschiedentlich geäußerten Ansicht, alle drei Glocken abgeben.
Die am 8. April 1917 schriftlich vorgetragene Bitte des Gemeindekirchenrats, wenigstens die kleinste Glocke zu belassen,
wurde abgelehnt.
Aus damals noch vorhandenen Akten mit Datum vom 1. August
1923 geht hervor,
daß die Kirchengemeinde Groß Blumberg im Kreis Crossen/Oder
drei neue Bronzeglocken
mit den Schlagtönen As, C und Es erhalten hat.
Kirchenglocken
Die kleine Glocke hängt oben im Turm. Sie hat einen Durchmesser von 64 cm. Unter der kleinen Glocke hängt die mittelgroße Glocke,
deren Durchmesser 75 cm beträgt. Neben dieser Glocke hängt die große Glocke, die einen Durchmesser von 96 cm aufweist.
Unter der Glockenhaube der großen Glocke steht in großen Lettern:
Allein Gott in der Hoeh sei Ehr. Darunter folgt der Spruch:
Kriegsnot wandelte uns zu feurigen Wehr l9l7 - Glauben erneuerte uns zu des Ewigen Ehr 1923.
Hinter den unteren Sprüchen steht auf allen drei Glocken:
1923 goß mich Meister Stoermer zu Erfurt.
Obwohl aus Bronze gegossen, sind die Glocken während des 2. Weltkrieges im Turm belassen worden.
Nun zum Läuteregime in Groß-Blumberg:
Am Wochentag erklang die mittlere Glocke um 18 Uhr. Sonnabends wurden um diese Zeit die kleine und die mittlere Glocke zusammen
geläutet. Sonntags, zwei Stunden vor dem Gottesdienst, erklang die kleine Glocke, eine Stunde danach die mittlere und
unmittelbar vor dem Gottesdienst das Gesamtgeläut.
Starb jemand aus der Kirchengemeinde, wurde ihm zu Ehren am folgenden Mittag mit der kleinen Glocke beginnend in das gesamte
Geläut übergehend ½ Stunde lang geläutet. Das Geläut ist bis Ende Januar 1945 durch Seilzüge betätigt worden.
Neben vielen anderen Häusern ist auch das Pfarrhaus am 31. Januar 1945 von den einrückenden Truppen der Roten Armee in Brand
gesteckt worden. Die Kirche hat diese Zeit unbeschadet überstanden. Vom 29, Januar bis zum 25. Juni 1945 sind die Glocken nicht
mehr geläutet worden. Das Geläut wurde auch nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung am 25. Juni 1945 aus Groß Blumberg
von den neu angesiedelten polnischen Bewohnern mit Unterbrechungen weiter betrieben, ab wann das wieder geschah, ist nicht bekannt.
Einige Reparaturen sind inzwischen durchgeführt worden.
Kirchenkampf in Groß-Blumberg während der Nazi-Zeit
Die Jahre um 1930 waren auch in unserer Heimat von Arbeitslosigkeit und damit Not geprägt, was unter anderem dazu führte, daß
bei der Reichstagswahl 1930 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ihren ersten ins Gewicht fallenden Erfolg erzielte.
Sie fand insbesondere in evangelischen Ländern und Provinzen viel Zulauf. Diese Entwicklung ließ die NS-Parteiführung, die sich
bis dahin relativ kirchenneutral verhalten hatte, den Versuch unternehmen, die evangelische Kirche als eine Aktionsgrundlage
für sich zu gewinnen. Uniformierte SA-Leute besuchten nun, die Hakenkreuzfahne voran tragend, die Gottesdienste.
Konvent der Bekennenden Kirche
ganz re:Pfarrer Heilbronn - daneben Pfarrer Blümel
Für die Wahlen in der preußischen Landeskirche im Herbst 1932 stellte die NSDAP eine eigene Liste mit der Bezeichnung "Deutsche Christen" auf. Nachdem Hitler 1933 Reichskanzler geworden war, traten die
"Deutschen Christen" ganz unverhohlen mit der populären Forderung auf, den lockeren Bund von 28 Landeskirchen in eine
einheitliche Reichskirche umzuwandeln.
Bei den Kirchenwahlen kurz darauf erzielten die "Deutschen Christen", dank massiver Unterstützung durch die NSDAP, einen Wahlsieg.
Gegen die geplante Neuordnung der evangelischen Kirche in Deutschland regte sich aber Widerstand, so daß aus einer Gemeinde-
und Pastorenbewegung die
"Bekennende Kirche" hervorging, die sich aber zu keiner
Zeit als eine Kirchenpartei, sondern stets als die rechtsmäßige evangelische Kirche in Deutschland verstand. Da sie Anhang in
der Bevölkerung fand, konnten die Nationalsozialisten trotz aller Verfolgungsmaßnahmen die Bekennende Kirche bis zum Ende des
2. Weltkrieges nicht verdrängen bzw. vernichten.
Was geschah in dieser Zeit in unseren heimatlichen Dörfern?
In Groß-Blumberg amtierte ab 1930 als Nachfolger von Johannes Großmann (1918-1925) und Kurt Richter (1926-1930) der 1890 in
Königsberg (Ostpreußen) geborene
Pastor Kurt Heilbronn. Er bewohnte mit seiner
Frau sowie den Söhnen Dieter und Ulrich bis 1939 das örtliche Pfarrhaus. Pfarrer Kurt Heilbronn erkannte früh, was mit den
"Deutschen Christen" und dem "Reichsbischof" auf die evangelische Kirche zukam. Er scheute sich nicht, von der Kanzel gegen
die Machenschaften der Reichskirche zu argumentieren und bereits verhaftete Geistliche und Laien in das sonntägliche
Fürbittengebet einzuschließen.
- li: Pfarrer Blümel
Einen Höhepunkt erreichten die Spannungen um Pfingsten 1935. Am 3. März dieses Jahres hatte die Bekennende Kirchen-Synode der
Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union ein "Wort an die Gemeinden" beschlossen, das von den Kanzeln verlesen werden sollte.
Die NS-Staatsmacht versuchte, diese Lesungen zu verhindern. Polizisten erschienen in den Pfarrhäusern und verlangten die Versicherung,
daß die Verlesung unterbleiben würde. Da Pfarrer Heilbronn wie die meisten anderen Seelsorger eine solche Zusage verweigerte,
wurde er verhaftet und nach Crossen gebracht. Dort hielt man fast die gesamte Geistlichkeit des Kreises drei Tage bei Wasser
und Brot im Gefängnis, zum Teil auch im Rathaus fest. Dann wurde die auch in anderen Gegenden gestartete Polizeiaktion wohl ihrer
Unpopularität wegen abgebrochen.
In jener Zeit ließ Pfarrer Heilbronn eine Liste in der Gemeinde umlaufen, in der die Einwohner
durch Unterschrift erklären konnten, daß sie zur Bekennenden Kirche stehen wollten.
Überliefert ist ferner, daß eines Tages eine Gruppe SA-Leute vor der Kirche aufmarschierte und den Schlüssel zum Hauptportal
verlangte. Nicht ganz klar ist, ob diese Gruppe Pastor Heilbronn festnehmen oder ihm nur die Möglichkeit zum Predigen nehmen
wollte. Der Groß-Blumberger Seelsorger wurde früher oder später nach dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen zur Ordnung des
Kirchenkassenwesens nach Berlin-Kreuzberg berufen und so als Prediger gegen die "Deutschen Christen" kalt gestellt.
Die Aufgaben in der Schiffer- und Bauerngemeinde übernahm 1939 als Nachfolger ein junger Pfarramtsanwärter.
Pastor Blümel aus Pommerzig war ein treuer Weggefährte seines Blumberger Kollegens.
Beide traten immer wieder auf Tagungen und Synoden der Bekennenden Kirche gemeinsam auf. Laut "Evangelischem Pfarrerbuch" amtierte
Pastor Wilhelm Blümel sogar nur bis 1935 im Nachbardorf Pommerzig. Danach blieb die dortige Stelle unbesetzt.
- Der Blumberger Ortschronist Kurt Kupsch 1918 - 2009
Kurt Kupsch
Nicht nur die Groß Blumberger kannten unseren Landsmann Kurt Kupsch. Wir verdanken ihm viele interessante Beiträge, die früher
schon in den Crossener Heimatgrüßen erschienen und bis vor kurzem fast regelmäßig im Crossener Heimatblatt publiziert wurden.
Durch die Veröffentlichung seines aussagekräftigen Buches "Historisches vom Strom, Beiträge zur Geschichte der Oder-Schiffahrt",
im Jahre 1997, fand er nicht nur unter den Kreis-Crossenern zahlreiche Leser.
Es gibt kaum einen Menschen, der den Strom, seine Schönheit und seine Gefahren, seinen Wert als Transportweg, als Lebensnerv
Schlesiens und Ostbrandcnburgs, besser kannte als er.
Kurt Kupsch wurde am 11. April 1918 geboren, er erlernte den Beruf des Binnenschiffers auf der Oder und den Märkischen Wasserstraßen.
Mit seiner Einberufung zur Luftwaffe des damaligen Deutschen Reiches im Juli 1939 wurde der an sich vorgezeichnete berufliche
Werdegang zunächst einmal für mehr als sieben Jahre unterbrochen.
Nach seiner Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft begann er jedoch, den Geboten der Zeit und der Not gehorchend,
während des schrecklichen Nachkriegswinters 1946/47 dort. wo er 1939 aufgehört hatte, von neuem: Bei der "Schlesischen Dampfer-
Compagnie - Berliner Lloyd AG" in Hamburg als Bootsmann auf einem der wenigen Eildampfer, die den Krieg überstanden hatten.
In der Mitte des Lebens und als Schubschiffkapitän auf dem Rhein, wenn man so will, auf dem Höhepunkt seiner Schifferlaufbahn
sagte er der
Schiffahrt l963 "ade", um seinen eigentlichen Neigungen, der
Schreibtischarbeit in der Verwaltung der kleinen Stadt Friesoythe, seinem damaligen Wohnort, nachzugehen. Seit 1963 arbeitete
er als städtischer Verwaltungsangestellter in Friesoythe.
Er war der einzige Leser der "Crossener Heimatgrüße", der die darin publizierte Losung
"Von der Erinnerung hin zur Recherche!", befolgt hat. Er befragte wie kein anderer Landsleute, studierte Archiv-Dokumente
und Bücher und trug damit vorbildlich Fakten zur Untermauerung der Heimatliebe durch Wissen zusammen.
Ab dieser Zeit wirkte er für seinen Heimatort Groß-Blumberg, seinen Crossener Heimatkreis und für die Wertschätzung für seinen Heimatfluß, die Oder.
Seit 1973 war er in der Landsmannschaft Berlin-Mark Brandenburg als Kulturbeauftragter tätig; hier auch zuständig in der Crossener
Heimatkreis-Kommission.
1975 wurde Kurt Kupsch ehrenamtlicher Mitarbeiter der Crossener Heimatgrüße. Er war in vielen Ehrenämtern tätig. Leider ist
das alles nun Vergangenheit. Die im Oktober 2007 erlittene Virusinfektion mit nachfolgender Gesichtslähmung zwang ihn, fast
überall den Rotstift anzusetzen.
Am 26. Juni 2009 ist unser Landsmann Kurt Kupsch verstorben. Er zählte zu den positiv wirkenden Persönlichkeiten unseres Heimatkreises.
Sein besonderes Anliegen war es, einiges von dem, was für ihn und seine Generation einmal Heimat war, an die nachgekommenen
Generationen weiterzugeben.
- Am 1. Mai 1877 brannte das Dorf Groß Blumberg
Es sind bereits über 140 Jahre vergangen, daß die Odergemeinde Groß-Blumberg von einem furchtbaren Brandunglück heimgesucht wurde.
Diese Katastrophe wird im Folgenden nach einer Schilderung von E r n s t M ö b u s in die Erinnerung zurückgerufen.
Es war am 1. Mai 1877, in der letzten Vormittagsstunde. Heftig wehte der Westwind durch die Gegend. Auf den Feldern hüben und
drüben der Oder arbeiteten fleißige Hände an der Frühjahrsbestellung. Friedlich schaffte im stillen Heim die Hausfrau, und in
den Schulen lauschten die Kinder den Worten ihrer Lehrer. Niemand ahnte nahendes Unheil.
Plötzlich, gegen 11 Uhr, ertönten gellende Feuerrufe in den Dorfstraßen, übertönt von dem grellen Schall der Verderben kündenden Sturmglocken.
Das strohgedeckte Haus der Witwe K u p s c h im östlichen Dorfteile stand in hellen Flammen. Schnell waren die
erschrockenen Dorfbewohner zur Hilfe herbeigeeilt; auch die Spritze war bald zur Stelle. Es galt, die Nachbargebäude zu retten.
Doch alle verzweifelten Anstrengungen, dem verheerenden Element Einhalt zu gebieten, waren vergebens. Heftig blies der Sturmwind
in den Brandherd und trug den Funkenregen weit mit sich fort. Im Nu standen nicht nur die Nachbargebäude. sondern auch mehr als
100 m entfernte Strohhäuser und Scheunen in Flammen.
Blick auf Groß-Blumberg
Noch ehe auswärtige Feuerspritzen eintreffen konnten, glich das Dorf einem einzigen Flammenmeer. Innerhalb einer Stunde wurden
so 60 G e h ö f t e
mit mehr als 150 G e b ä u d e n ein Raub der Flammen. Nur Kirche und Schule und wenige Anwesen
blieben verschont.
Bei der rasenden Geschwindigkeit, mit der das Feuer sich ausbreitete, mußten die Rettungsarbeiten, an denen sich schließlich
21 Feuerspritzen beteiligten, sich darauf beschränken, Menschen und Vieh in Sicherheit zu bringen. Pferde, Rindvieh, Schweine,
Schafe und eine Menge Federvieh fanden in den Flammen ihren Tod. Viel totes Inventar verbrannte.
Wo es gerettet werden konnte, da wurde es in Gärten, ja sogar ins flache Wasser geschafft. Ungeheuer groß war der Gesamtschaden.
Manches hätte vielleicht noch den Flammen entrissen werden können, wenn nicht ein großer Teil der männlichen Bevölkerung gerade
auf den Feldern beschäftigt gewesen wäre.
Händeringend standen viele am jenseitigen Oderufer und mußten von weitem ihr Hab und Gut untergehen sehen. Wochen vergingen,
ehe die auf den Höfen lagernden Streuhaufen aufhörten zu glimmen.
Unsagbares Elend war über Groß- Blumberg hereingebrochen. Zahlreiche Familien waren obdachlos und auf die Hilfe ihrer Mitmenschen
angewiesen. In Unmengen waren Futtermittel für das Vieh vernichtet, so daß es teilweise in benachbarten Dörfern untergebracht
und bis zur nächsten Ernte durchgefüttert werden mußte. Noch im Unglücksjahre wurden Scheunen, Ställe und Notwohnungen errichtet;
der Bau von Wohnhäusern konnte erst später in Angriff genommen werden, zum Teil erstanden diese an anderer Stelle.
Um das Jahr 1700 hat ein ähnliches Feuer, so wird erzählt, das ganze Dorf eingeäschert
- Das Windmühle der Familie Mattner
Auf den deutschen Karten vom Kreis Crossen, die ja alle aus der Vorkriegszeit stammen, ist halbwegs zwischen Groß-Blumberg und
Pommerzig eine Windmühle eingezeichnet. Besucher der Heimat finden an dem Ort jedoch allenfalls zerbröckelten Bauschutt.
Der Platz, wo das Wohnhaus der Müllerfamilie stand, ist von Gestrüpp und teilweise schon von hohen Akazien überwuchert.
Die Windmühle 1935
Um 1838 wurde die Windmühle von irgendeinem Mattner zwischen den beiden großen
Oderdörfern im Osten des Kreises Crossen erbaut. Seitdem war sie immer im Besitz der Familie Mattner.
Der Windmüller der zweiten oder vielleicht auch schon der dritten Generation heiratete in jungen Jahren ein Mädchen aus dem
6 km westnordwestlich von Züllichau an der Straße Richtung Skampe gelegenen Dorf Lochow. Ein langes Leben war diesem Mattner
nicht beschieden. Er starb mit 25 Lenzen an den Folgen eines Unfalls. Die junge Witwe fühlte sich völlig überfordert, den Betrieb
mit Hilfe etwa eines angestellten Gesellen oder Meister weiterzuführen.
Sie ging mit ihren 1886 geborenen Sohn Reinhold zurück in ihr Heimatort Lochow, wo ein Bruder von ihr lebte.
Reinhold, der in Groß-Blumberg das Licht der Welt erblickt hatte, wuchs also zunächst in Lochow auf. Als er 14 Jahre alt war,
schickte ihn die Mutter nach Unruhstadt in eine Müllerlehre. Vier Jahre später - aus dem Lehrling war nun ein Geselle geworden -
nahmen die beiden des jungen Mannes Erbe in Groß-Blumberg wieder in Besitz.
Das Grundstück hatte man in der Zwischenzeit verpachtet. Es stand wohl auch zeitweise leer. Dadurch waren Haus und Mühle verkommen
sowie von Dieben und Plünderern heimgesucht worden. Es fehlten Türen, Fensterrahmen und Kachelöfen, die herausgerissen oder
herausgebrochen wurden. Nun, irgendwie schafften Sohn und Mutter es, das Haus in Ordnung zu bringen und das Mahlwerk wieder
in Betrieb zu setzen. Sie konnten sich so ein Leben in auskömmlichen Verhältnissen sichern.
1910, also mit 24 Jahren, heiratete
Reinhold Mattner eine Bauerntochter aus Mosau.
Das mag wohl auch zum beruflich-wirtschaftlichen Erfolg beigetragen haben. Zur gleichen Zeit wurde aus dem Müllergesellen ein Müllermeister.
Ein paar Jahre später kamen die Kinder an: erst Arthur, dann Anna und schließlich die Hertha.
Für den Müller Mattner kam 1945 wie eben für uns alle das Aus. Bei den militärischen Ereignissen Ende Januar/Anfang Februar jenes
Jahres blieb das Anwesen heil. Aber die Rote Armee ordnete - wie bekannt - die Räumung des frontnahen Gebietes an. So mußten auch
die Mattners etwa 20 km nach Nordosten ziehen. Sie landeten in Riegersdorf südlich Schwiebus und fanden dort Unterkunft bei einem
Bruder der Frau und Mutter. In dieser wirren Zeit starb der Ex-Windmüller schon im März 1945.
Die Restfamilie kehrte dann noch einmal nach Groß-Blumberg zurück. aber nicht in ihr eigenes Anwesen. sondern in ein schon leer
stehendes Gehöft (Kreuzingers)im Dorf.
Die Windmühle 1939
Im August l945 mußte Frau Mattner mit den Töchtern und drei inzwischen geborenen Enkelkindern,
wie die anderen verbliebenen Blumberger gezwungenermaßen die Heimat verlassen. Ihre erste Station nach der Vertreibung war westlich
von Oder und Neiße das Lager Jamlitz. Mutter Mattner fand ihre letzte Bleibe im nahen Lieberose. wo sie 1968 starb.
Die Töchter gelangten nach Berlin. Soweit das Schicksal der Familie.
Und die Mühle?
Im Jahre 1939 wurden die Flügel abgebaut, denn Meister Mattner gestaltete damals seinen Betrieb zur Motormühle um. Aber der Krieg
beendete bald das Diesel-Zwischenspiel. Das Rohöl wurde knapp. Schon 1940 mußte der Dieselmotor einem elektrischen Antriebsaggregat
weichen.
Bis zum bitteren Ende versorgte Müllermeister Reinhold Mattner die Bäckereien der Umgehung mit mehr oder weniger weißem,
zuletzt wohl nur noch mit geschrotetem Mehl. Er lieferte bis in die Räume Züllichau, Schwiebus und Grünberg.
Als endlich die Waffen schwiegen, setzten die neu eingewanderten Polen die Mühle noch einmal in Betrieb. Eines Tages brannte jedoch
das in den 1930er Jahren erbaute und im Krieg nur durch den Bombenabwurf eines russischen Flugzeugs leicht beschädigte Wohnhaus ab.
Danach wurde die Mühle abgebaut. Über den Verbleib der Anlagen und Maschinen weiß man nichts Genaues. Niemand weiß also. ob sich
das Mahlwerk noch einmal irgendwo im jetzigen Polen gedreht hat.
Ein Stück Groß-Blumberger Ortsgeschichte fand so sein Ende.
Aufgeschrieben haben es, verbunden mit herzlichem Dank,
die beiden Mattner-Töchter.
- Das Odervorwerk südlich der Oder
Alle Groß-Blumberger Bauern mit Höfen im Dorf besaßen beachtliche Flächen auch jenseits der Oder. Hätten sie die Heu- und Getreideernte
immer gleich bis auf ihre Höfe einbringen wollen, so wäre ihnen bei den langen Wartezeiten an der Fähre manche Fuhre Weizen
oder Grummet verregnet oder verhagelt. So aber wurde der größte Teil der Ernte zunächst einmal in die meist mitten auf dem
Jenseits-der-Oder-Besitz des einzelnen Landwirts stehende Scheune gebracht
und erst nach und nach, wenn's die Zeit erlaubte, heimgeholt.
Fähre von Groß-Blumberg
Etwa eine halbe Stunde Weges von der Fähre entfernt lag jenseits des südlichen Oderdammes zwischen den verstreut errichteten
Ställen und Scheunen das Odervorwerk. Dort wohnten einige Familien, die ebenfalls Groß-Blumberger waren, die ins Dorf zur Kirche
gingen, deren Kinder werktäglich über den Strom zur Schule kamen und wieder zurück mußten.
Starb jemand oder hatte die Hebamme einem Kind im Vorwerk ans Licht der Welt zu helfen, stets waren die Oder und ein unbefestigter
Weg zu überwinden. In Regenzeiten stand das Wasser auf dem lehmigen Boden. Der Fußgänger oder Radfahrer rutschte dann in den Fahrspuren aus.
Das
Kernstück des Odervorwerks war zweifellos der Besitz der Familie Rathsack/Krienke.
Mit finanzieller Unterstützung seiner Schwester erwarb er um 1890 das Groß-Blumberger Odervorwerk.
Ursprünglich umfaßte dies einen landwirtschaftlichen Betrieb, eine
Ziegelei und einige weitere Gebäude, in denen wohl vor allem
in der Ziegelei Beschäftigte wohnten. Die Ziegelei wurde bis kurz nach 1900 als altertümlicher Rundbrennofen betrieben, dann
jedoch abgerissen und in modernerer Form neuaufgebaut.
Im 1. Weltkrieg und kurz danach arbeitete die Ziegelei noch mit mehr oder weniger guten Ergebnissen. Doch um 1923/24, als die
Inflation endete, war`s um sie geschehen. Nach Einstellung des Betriebes wurden die Gebäude abgebrochen, oder sie verfielen.
In den 1930er und frühen 1940er Jahren zeugten nur noch die Lehmkuhlen, Trümmer von Schornstein und Ziegeleigebäude sowie die Schmiede
vom Gewerbefleiß vergangener Tage.
Das andere Haus gegenüber der
Ex-Schmiede umfaßte vier einstige Werkswohnungen
der Ziegelei. Darin wohnten von Mitte der 1920er Jahre bis 1944/45 Paul Schwulke und Paul Antonius mit ihren Familien sowie
die Mutter des letzteren, Pauline Antonius, eine kleine energische Person.
Von diesen Häusern der Groß-Blumberger sind heute nur noch ein paar völlig überwachsene Trümmerhaufen vorhanden.
Wo einst die Scheunen der Bauern südlich der Oder standen, blüht hier und da im Sommer noch ein verkrüppelter Holunderbusch,
der früher unter dem Storchennest auf dem Giebel grünte und meist von Dreck der Familie Adebar ganz weiß bekleckert war.
Auch hier beziehe ich mich auf einen Beitrag des letzten Heimatchronisten
- Kurt Kupsch - aus den "Heimatgrüßen 1984 H.5 ". Er schreibt dort:
Ich werde nun die früheren Einzelhandelsgeschäfte und sonstigen gewerblichen Betriebe in Groß-Blumberg einmal auflisten und vorstellen.
Dabei lasse ich die Schiffahrt aus, weil Sie ja nicht unmittelbar den Einwohnern diente, obwohl sie natürlich neben der Landwirtschaft
die wichtigste Grundlage für den bescheidenen Wohlstand der deutschen Bevölkerung bildete.
Als Berufsgruppe, die auf Ortsebene eine beachtliche Zahl von Arbeitsplätzen bereitstellte, muß wohl
an erster Stelle das Baugewerbe genannt werden. Da bestand zunächst das
Sägewerk
mit Holzhandel und Bautischlerei von Hermann Augustin, der auch die Groß-Blumberger Spar- und Darlehnskasse verwaltete.
Es ist den heutigen Besuchern nicht mehr vorstellbar, daß am Dorfausgang von Groß-Blumberg Richtung Pommerzig einst der einzige
"Industriebetrieb" des Ortes arbeitete. Alles, was das Sägewerk mit Zimmerei und Tischlerei von Hermann Augustin ausmachte, ist verschwunden.
Die Sägerei- und Holzschuppen, die Gatter- und Gleisanlagen, die Kreissägen, Hobelmaschinen, Bandsägen usw. haben mit den dort
lagernden Hölzern gleich nach Kriegsende den Weg in die Sowjetunion angetreten oder sind anderweitig abhanden gekommen.
Heute stehen nur noch das Wohnhaus und einige Nebengebäude da. Der Holzlagerplatz ist von Sträuchern und Unkraut überwuchert.
Holz verarbeiteten ferner die Bau-, Möbel- und Sargtischlereien von Otto Möbus und Paul Dude.
Maurermeister und Bauunternehmer im weitesten Sinne waren Paul - später Willi - Meck und Adolf Engler. Für die Elektrizität
in den Gebäuden sorgte Erich Becker.
Die Landwirtschaft brauchte zu ihrer speziellen Versorgung Schmiede und Stellmacher
sowie als Abnehmer die Viehhändler und Schlachter. In diesem Sinne wirkten die Schmiedemeister Richard Kuhnhold und Adolf Kaffnitta
sowie der Stellmacher Willi Handke am Ort. Die drei Schlachter werde ich beim Unterthema "Lebensmittelversorgung" benennen.
Hauptsächlich im Dienste der Landwirtschaft standen wohl auch der Sattler und Polsterer Krebs und der Fährmann,dessen Wasserfahrzeug
freilich auch dem öffentlichen Verkehr diente.
Kaufhaus Engler |
Kaufhaus Fietzke |
Kaufhaus Wiehle |
Die über 1350 Menschen, die in unserem Schiffer- und Bauerndorf wohnten, benötigten natürlich
Einzelhandelsgeschäfte. Nun waren es zwar nicht gerade Supermärkte, aber doch mehrere ganz ansehnliche Läden, die für
die Dinge des täglichen Lebens und teilweise auch für etwas mehr sorgten.
Die drei bedeutendsten gehörten August Loosch, Richard Engler und Karl Dohrmann. Nicht ganz so umfassend war das Angebot in
den kleineren Geschäften von Seifert, Benrath, Anna Lange und dem schon als Sattler genannten Krebs.
Für Fleisch und Wurst zuständig waren die Schlachtermeister Paul Dickfeld, Willi Schulz und Otto Kunke. Für's tägliche Brot
und auch schon einmal für Kuchen und Torten sorgten die Bäckermeister Fritz Kadach, Otto Kowalski und Alfred Städter sowie die Landbrotbäckerei von Anna Lange.
Kleidung und Schuhwerk bekamen die Groß-Blumberger bei Schneidermeister Otto Müller
und beiden Schuhmachermeistern Heinrich Aurich und Adolf Kupsch. Letzterem durften sie sich getrost auch bei Plattfüßen oder
anderen Fehlbildungen anvertrauen. Er hatte es gründlich gelernt, orthopädisches Schuhwerk anzufertigen.
Den Konfirmationsanzug konnte man in den schon genannten Gemischtwarenläden von August Loosch und Richard Engler kaufen.
Deswegen brauchte niemand nach Crossen, Züllichau oder Grünberg zu fahren.
Fleischerei Kunke |
Warenhandlung Loosch |
Kolonialwaren Zinke |
Auch die Befriedigung der Eitelkeit hatte ihren Platz im Dorf. Die
Friseure
Hübner und Otto Engler "hübschten" die Damen und Herren zu Hochzeiten und anderen Festen und zwischendurch bei Bedarf auf,
priesen ihre Wässerchen und Salben an und waren auch die richtige Adresse, wenn es um bestimmte Gummiwaren ging.
Alte Schenke |
Budike |
Frühstücksstube |
Vom gesegneten Durst und vom Bedürfnis zum Feiern zeugten
sechs Gaststätten.
Zwei davon verfügten über große Parkettsäle. Die übrigen waren mit anderen gastronomischen in die Zeit passenden Einrichtungen
versehen. Wer erinnert sich nicht gern an Vörkels "Alte Schenke", an den "Gasthof zur Oder" oder an den "Bräuer"?
Weiter luden Städters Tanzcafe (die "Konte") und die "Frühstücksstube" ein. Für Insider gab`s schließlich noch die kleine
Weinstube beim "Budiker", dem Motorboot-Händler, der die am Dorf vorbeifahrenden Schiffsbesatzungen bediente.
Gasthaus zur Oder - Petzke
Gasthaus zur Oder - Saal
Für's Leben waren zeitweilig
zwei Hebammen am Ort tätig. Der Verstorbenen nahmen
sich die erwähnten Sargtischler und der Totengräber an, der auch eine Kranzbinderei betrieb.
Der Wunsch nach schneller Fortbewegung erfüllte auch vor rund 50 Jahren die Menschen. Um ihm zu entsprechen, gab's gleich drei
Mietwagenunternehmer. Sie hießen Willi Witzlack, Ernst Dittmann und Herbert Steinbach.
Für alle die, die ein Fahrrad oder gar
ein Motorrad besaßen, boten Erich Dittmann und Walter Dittrich ihr handwerkliches Talent an. Beide reparierten und verkauften
(noch lieber) die in fast allen Haushalten vorhandenen Nähmaschinen. Natürlich bestand ein Postamt im Dorf.
Am Ortsausgang nach Klein-Blumberg hatte sich der
Zahnarzt Büttner niedergelassen. Wer zum Arzt wollte, mußte sich freilich nach Deutsch-Nettkow zu Dr. Schottky oder
nach Rothenburg zu Dr. Cohn, später zu Dr. Eschenbach, bemühen. Zu denen, die im weitesten Sinne für die Landwirtschaft arbeiteten,
gehörte der Windmüller. Sein Anwesen, das in den 1930er Jahren zur Motormühle umgebaut wurde, stand auf halbem Wege nach Pommerzig
an der Gemeindegrenze.
Wenn ich nachzähle, so komme ich auf
über 40 Haushalte, die in den Jahren l920 bis 1940 durch selbständige Arbeit in Handel
und Gewerbe im Dorf ihr Auskommen fanden. Das war doch wahrlich ein "tolles" wirtschaftliches Leben in einem großen Dorf!
Welch ein Unterschied gegenüber den heutigen Zuständen dort!
- Groß Blumberg - Häuserverzeichnis
Ortsplan von Groß Blumberg
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Legende zum Ortsplan
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Einwohnerbuch 1926
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Groß Blumberg war ein großes Dorf. Einen besonderen Dank gilt dem Privatdozent Dr. Hilmar Körner, der dem Webmaster den
obigen
Ortsplan mit Legende von Groß Blumberg für das Internet zur Verfügung stellte.
Für interessierte Leser, die darin nach ihren Vorfahren suchen,ein kleiner Hinweis:
1. z.B. Doppelklick auf die Legende von Groß Blumberg (Mitte) → die Einwohnerliste wird geöffnet.
2. Danach sollte man die Schriftgröße in der Einwohnerliste entsprechend verändern:
(bei gedrückter Strg-Taste ist das Mausrad zu drehen!)
Als weitere noch verfügbare Quelle verfügen wir über das "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926".
Die darin enthaltenen Angaben werden im folgenden nur kurzgefaßt wiedergegeben:
Es war ein echtes “ Schifferdorf ”.
In der Oderschiffahrt waren laut "Einwohnerbuch 1926" tätig:
• 61 Einträge als Schiffer,
• 8 Einträge als Schiffeigener,
• 28 Einträge als Steuermann,
• 4 Einträge als Schiffführer.
Groß Blumberg hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrh. eine gute Infrastruktur (siehe weiter oben).
Die Hauptberufe der Bewohner waren neben der Landwirtschaft und der Schiffahrt die Handwerker.