Münchsdorf

(Sarbia)
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Aktuelles Kreis Crossen/Oder
mit den drei Städten Crossen Bobersberg Sommerfeld
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Münchsdorf Münchsdorf liegt 11 km westlich von Crossen.
Von Crossen fährt man zunächst 1½ km in Richtung Guben - kurz vor der Crossener Bahnschranke biegt man rechts in Richtung Altrehfeld ab.
Weiter fährt man über die sogenannten Striemingdörfer Pfeifferhahn und Sorge bis Münchsdorf.
Münchsdorf
Münchsdorf hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     596 Einwohner   und gehörte zum Amtsbezirk Sorge.


Münchsdorf lag früher direkt an der Oder und wurde oft von Hochwasser überflutet. Es wurde nach 1854 ca. 1 ½ km von der Oder weg verpflanzt.
Nach seinem Wiederaufbau entwickelte sich Münchsdorf zu einem langgestreckten, einseitig bebauten Straßendorf von über ein Kilometer Länge.
Der Ort zählte zuletzt mit der eingemeindeten Domäne Sorge zusammen über 600 Einwohner.

Haupteinnahmequellen des Dorfes sind die Forst- und Landwirtschaft. Bis in die jüngste Zeit fuhren die Münchsdorfer auf dem "Teichweg" ins "ahlde Durf" zu ihren Feldern an der Oder.

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  • zur Geschichte des Ortes

Münchsdorf ist ein über 800 Jahre altes Dorf. Es wurde von Mönchen des Zisterzienserklosters Leubus gegründet, und von Crossener oder Güntersberger Mönchen erbaut. Diese Siedlung - bereits 1202 urkundlich erwähnt - wurde "Mönchsdorf " genannt und lag dicht an der Oder.
1226 wurde die Martinskirche geweiht.

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Die obigen Urkunden (in lateinischer Sprache und
daneben kurz in deutsch) sind aus dem Jahr 1231.



1530 wurde das Dorf Münchsdorf mit der Propstei Güntersberg verkauft.
Im 17. Jahrhundert kam die Ortschaft an das kurfürstliche Domänenamt Crossen.

In der Klassifikation 1718/19 wird Münchsdorf wie folgt erwähnt:
Münchsdorf war ein reines Kossätendorf und gehörte zum Domänenamt Crossen.
Im Ort gab es die keine Bauern,
sondern nur 26 Gärtner,
Alle Gärtner wurden namentlich aufgeführt (siehe nebenstehenden Auszug).

Während die Trebnitzer Zisterzienserinnen in ihrem "Nonnendorf" von Anfang an die bäuerliche Wirtschaftsform förderten, ließen Gegensatz dazu die Mönche von Leubus, die in Güntersberg und Münchsdorf tätig waren, nur Kossäten (Gärtner) zu.

Der Acker, Weide und Viehzucht waren mittelmäßig, und es wurden Roggen, Gerste, Hirse, Leinen und Hanf angebaut.
Der Heugewinn betrug 38 Fuder. Die Krossener Fischer nutzten die Fischerei. Es wurde auch etwa Hopfen angebaut.
Aus dem Ackerholz von Neurehfeld und Pfeifferhahn konnte das Holz frei bezogen werden. Der zusätzlich gepachtete Acker brachte etwas Nebenverdienst.
Im Dorf gab es noch drei Hausweiber und vier Wirte mit Ausgedinge. Der Schulze war auch der Krüger.

Im Berghaus “Landbuch der Mark Brandenburg” aus dem Jahr 1854 wird Münchsdorf nicht erwähnt. Es gehörte nicht zu den Gutsdörfern!
Allerdings wird dort recht ausführlich von der Oderflut vom August 1854 berichtet (siehe weiter unten).

Im Bratring 1806 wird Münchsdorf wie folgt erwähnt:
Münchsdorf 1806


Münchsdorf war im Jahre 1806 ein Kossätendorf.
Es hatte 26 Kossäten (Gärtner), 1 Büdner und 5 Einlieger.
Münchsdorf hatte 1806:  28 Feuerstellen   187 Einwohner.

In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre 1844 erscheint:
 ♦  Münchsdorf war Dorf - zum Rentenamt Crossen gehörig.
 ♦  es hatte 35 Wohngebäude und 309 Einwohner.

Für das Jahr 1852 werden genannt: Münchsdorf hat 330 Einwohner = Dorf zum Rentenamt Crossen gehörig.


  • Die Kirche in Münchsdorf

Die Kirche in Münchsdorf wurde in ihrer letzten Gestalt etwa l855 errichtet. Den Vorgängerbau, der wahrscheinlich an einem anderen Platz stand, zerstörte am 30. August 1854 ein Hochwasser (Dammbruch). Die letzte Münchsdorfer Kirche hatte einen rechteckigen Grundriß und war ein verputzter Fachwerkbau. Sie war eines der in ihrer äußeren Gestalt besonders eigenartigen Gotteshäuser des Kreises Crossen. Bei ihr war der Turm nicht am Kopfende, sondern in der Mitte der Frontseite errichtet worden. Innen hatte die Kirche einen Backsteinfußboden, eine flache Decke und an drei Seiten Emporen. Münchsdorf gehörte als Filial (Tochter) zur Kirchengemeinde Neuendorf.
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     Kirche in Münchsdorf - in deutscher Zeit
Sie war ursprünglich im "ahlden Durf" dicht an der Oder errichtet worden und dem Heiligen Martin geweiht. Die von Güntersberger Mönchen errichtete Siedlung "Mönchsdorf" lag etwas oderaufwärts des uns bekannten Ortes. Zu ihr kam man von der Domäne Sorge aus auf einem geraden Weg Richtung Oder.
Ende August 1854 wurde die Ortschaft infolge Dammbruchs durch ein gewaltiges Hochwasser der Oder heimgesucht und völlig zerstört. Nur die Kirche hielt dem verheerenden Element einigermaßen stand.
Nachdem mit großzügiger Unterstützung des Preußen-Königs Friedrich Wilhelm IV. das Dorf auf höher gelegenem Gelände in weiterer Entfernung von der Oder neu erbaut worden war, wurde auch die Kirche abgerissen und dafür das im Bilde gezeigte Gotteshaus erbaut.

In den letzten Kriegstagen im Februar 1945 wurde Münchsdorf durch Beschuß deutscher Flugzeuge gegen sowjetische Truppenansammlungen im Dorf erneut nahezu vollständig vernichtet. Dieser schlicht-schöne Fachwerkbau war, als die Münchsdorfer 1945 ihre Heimat verlassen mußten, noch nicht ganz hundert Jahre alt. Vorher fand der Gottesdienst in der Schule statt.

Sie hatte auch drei Glocken. Die kleine bekam sie gleich, die beiden anderen etwas später.
Diese Glocken waren die Begleiter jedes Bürgers in der Gemeinde, und zu jedem festlichen Anlaß erklang Glockengeläut: zur Taufe, zur Konfirmation, zur Hochzeit und zur Beerdigung.

Als in den 1960er Jahren der "Eiserne Vorhang" etwas gelockert wurde, und Reisemöglichkeiten in die Heimat gegeben waren und erstmals nach dem Kriege Landsleute in das Dorf kamen, stand von der Münchsdorfer Kirche nur noch der Turm.
Die neu in Münchsdorf angesiedelten Polen müssen also den Saalbau relativ frühzeitig als nicht renovierungswürdig angesehen und abgebrochen haben. Ende 1976 oder Anfang 1977 verschwand auch der Turm. Er wurde abgerissen. Damit verschwand in der Tat das auffallendste Bauwerk, das Wahrzeichen, des Dorfes.

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     Im Sept. 1975 stand nur noch der Turm
Die Neubesetzung der Neuendorfer Pfarrstelle war oft keine leicht zu lösende Aufgabe, da nur wenige Geistliche gern für längere Zeit in eine verhältnismäßig entlegene Ortschaft gingen.
In Neuendorf amtierten:
von 1907 bis 1910 Pfarrer K. G. Laux
von 1910 bis 1916 Pfarrer K. J. Zschau.

Nach einer vierjährigen Vakanz betreute dann der aus Berlin gekommene Pfarrer Julius Brunsing die Gemeinde zu aller Zufriedenheit, so daß sein Weggang lebhaft bedauert wurde.
Danach lösten sich in relativ rascher Folge Hilfsprediger Ernst Türk, Vikar Schreiber und Pfarrer Grossmann ab.
In den Jahren des 2. Weltkrieges verwalteten Pfarrer Lankowsky, Merzwiese, und Pfarrer Gotthold Koch Deutsch-Sagar (Boberhöh), das Kirchspiel Neuendorf mit.

Einfach blieb dagegen stets die Beantwortung der Organistenfrage. Denn der jeweilige Münchsdorfer Schulleiter war stets als Organist ausgebildet und nahm das Amt wahr. So betätigten sich nacheinander die Lehrer Heinze, Rüggebrecht, Kluge und Penack (bis 1945) auf der Organistenbank

  

  • Münchsdorf - aufgetretene Hochwasser

An der Oder gelegen, war Münchsdorf in früheren Jahrhunderten oft den Überschwemmungen dieses Flusses ausgesetzt; nichts glich aber denen der Jahre 1804,1830 und besonders des 30. August 1854. Im Sommer 1854 regnete es besonders oft. Wolkenbruch ähnliche Regengüsse gingen am 30. Juni und am 1. Juli hernieder. Diese setzten in Schlesien viele Ortschaften selbst an den höher gelegenen Stellen unter Wasser. Während aber die Wassermassen dort wegen mangelnder Vorflut nur sehr langsam abliefen, strömten abermals am 8., 12. und 13. Juli auf die noch überschwemmten Gegenden abermals anhaltender Regen herab. Damit war es noch nicht genug.
Am 18. und 19. August überfluteten neue Regengüsse die Wiesen und Äcker noch höher und in noch größere Ausdehnung als vorher. Viele Ortschaften standen ganz unter Wasser. Selbstverständlich blieben die sogenannten Oderdörfer des Kreises Crossen vom drohenden Unheil nicht verschont. Man veranlaßte geeignete Maßnahmen, um die Hochwasserschäden so gering wie möglich zu halten.

Berghaus schrieb dazu im "Landbuch der Mark Brandenburg" :
Am 29. August abends unweit Bindow trat der Höchststand der Flut auf, welche bei Crossen eine bisher ungekannte Höhe am dortigen Pegel erreichte. Die Oderbrücke bei Crossen wurde mit großen Steinen belastet, um sie möglichst vor dem Einsturz zu schützen. Das Wasser strömte in der Höhe des Geländerriegels über denselben, infolgedessen die Passage der Brücke bei der starken Strömung höchst gefährlich war. Der linksseitigen Stirnpfeiler der Elisenbrücke wurde stark angegriffen und drohte einzustürzen; ebenfalls waren ein paar Häuser in der Stadt Crossen dem Einsturz näher.
In der Oderniederung unterhalb Crossen wurden die Stromdeiche am 30. August um 3:00 Uhr morgens bei Pfeifferhahn nicht weit von der Einmündung des Bober und bei Münchsdorf an dem oberen Ende des Crossener Deichverbandes an solchen Stellen gebrochen, wo selbst in früheren Zeiten alte Wasserkolke durchdeicht wurden.
Bei Münchsdorf rutschte der Deich nicht landeinwärts, sondern trennte sich in der Mitte der Krone und versank so, dass es unmöglich war, so viel Erde heranzuschaffen, um die Krone herzustellen.
Um 7:00 Uhr morgens hatten sich die beiden Brüche bei Pfeifferhahn und Münchsdorf auf 75 bis 95 m erweitert, und innerhalb des Raumes zwischen den beiden Bruchstellen überflutete das Wasser die Deiche an mehreren Stellen. Die erste Stelle erlangte bis zum Abfluss des Wassers eine Länge von 180 m. Der zweite aber, der unmittelbar vor der Dorfstraße bei Münchsdorf in einer Länge von 365 m erfolgte, zerstörte sechs Gehöfte ganz, alle übrigen mehr oder weniger.

Es wurde daher die Verlegung des Dorfes von der unmittelbaren Nähe des Oderdeichs durch die Beteiligten beantragt und dazu, um den Gefahren der Überschwemmung einigermaßen enthoben zu sein, der sogenannte Fuchsberg unweit des Höhenrandes der Niederung wurde von Ihnen im Vorschlag gebracht.


  • Die Umsiedlung Münchsdorf's

Wie bereits oben erwähnt, führten Gewittergüsse in Schlesien Ende August 1854 zum höchsten bisher gemessenen Wasserstand der Oder. In Crossen überströmte die Flut etwa 40 cm den Belag der Oderbrücke. Die Häuser des damals noch unmittelbar an der Oder gelegenen Münchsdorf wurden weitgehend vernichtet. In der Kirche stand das Wasser bis zur Emporenbrüstung. 16 Wohnhäuser sowie 40 Scheunen und Ställe wurden zerstört.
Die Verlegung des Dorfes auf eine andere, höhere Stelle, war zur Notwendigkeit geworden, und der so genannte Fuchsberg dazu bestimmt. Am 25. September desselben Jahres kam seine Majestät der König Friedrich Wilhelm IV, begleitet von zwei Ministern, nach Crossen, um das Katastrophengebiet zu besichtigen. Er schenkte Münchsdorf sofort 1000 Taler. Der damalige Landrat - von Rheinbaben -, der von 1827 bis zu seinem Tode 1859 den Kreis Crossen regierte, setzte sich beim König nachdrücklich für die Umsiedlung von Münchsdorf ein.
Er führte den König bei seinem Besuch auch in die Niederung westlich der Bobermündung. Danach wurde auf Anweisung des preußischen Königs die Verlegung von Münchsdorf einschließlich der Kirche auf eine Sanddüne - etwa 1,5 km vom Strom entfernt -, die im Laufe der Jahrtausende sich im Urstromtal der Oder gebildet hatte, beschlossen. Kluge und vorausschauende Regierungsbeamte nutzten dies aus und legten das neue Dorf fast nach dem Kompaß in die gleiche Richtung. Sie taten ein Übriges und legten gerade und sehr breite Straßen fest.
Die Bauarbeiten fanden in den Folgemonaten statt. Zu den zahlreichen Spendern von Material und Geld für die Katastrophengeschädigten gehörte auch die aus Bayern stammende preußische Königin Elisabeth. Durch fernere Unterstützung und durch große Opfer der Gemeinde war der Neubau des Dorfes bis in das Jahr 1856 vollendet. Die Kirche, Filiale von Neuendorf, wurde am 16. Dezember 1856 eingeweiht, wobei sowohl von der Gemeinde, wie von der Regierung und von des Oberamtmann v. Uhden Familie für die würdige Ausstattung des Gotteshauses Sorge getragen wurde. Die erste Kirche hatte wohl ein Alter von über 400 Jahren gehabt, sie wurde 1812 abgetragen und neu erbaut.

  • Münchsdorf - Häuserverzeichnis

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      Kaltwassermühle - auf der Feldmark von Pfeifferhahn
Laut "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926" war in Münchsdorf 51 die höchste Hausnummer. d.h. es existierten in deutscher Zeit mindestens  51 Häuser.Viele Häuser trugen auch ein angehängtes a oder b (z.B. 48a, 48b, 48c).

Die darin enthaltenen Angaben werden im folgenden nur kurzgefaßt wiedergegeben.
Es war ein echtes “Bauern- und Arbeiterdorf”.

Das Einwohnerbuch liefert:
   •  19 Einträge als Landwirt,
   •  18 Einträge als Arbeiter,
Außerdem:
   •    6 Einträge als Schiffer,

Münchsdorf hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrh. eine gute Infrastruktur.

Laut Einwohnerbuch von 1926 gab es:

   •  2 Einträge als Lehrer (Penack und Gröbel),
   •  1 Kaufmannsladen (Vetter),
   •  1 Gastwirt (Karl Schulz).
  Änd 19.04.2020
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