Pleiskehammer liegt ca.30 km nördlich von Crossen.
Von Crossen kommend, die ehemalige Reichsstr 5 in Richtung Frankfurt fahrend, erreicht man nach 16 km (am Baronenberg) eine Kreuzung,
an der man rechts in Richtung Sternberg (Torzym) abbiegen muß. Nach weiteren 14 km - es werden noch Trebichow und Heidenau durchquert
- wird Pleiskehammer erreicht.
Pleiskehammer hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
94 Einwohner und gehörte zum Amtsbezirk Baudach.
In unserer Gegend bestanden mehrere "Hämmer", von denen der größte und bekannteste der Pleiskehammer war. Die Hämmer bei Rädnitz
(Bahnhof) und bei Neubrück waren von geringerer Bedeutung. Genau läßt sich heute nicht mehr feststellen, wann der Pleiskehammer
gegründet wurde, da diesbezügliche Urkunden sowie fast alle alten Akten der Neumark durch das Bombardement und die Einäschung
der Stadt Cüstrin durch die Russen im Siebenjährigen Krieg vernichtet wurden - Cüstrin war bekanntlich der Sitz der neumärkischen Regierung.
Der
Pleiskehammer ist vermutlich erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts als "Döbernitzer Hammer" gegründet worden,
ungefähr einen Kilometer oberhalb des jetzigen Werkes. Dort sind noch im Jahre 1913 alte, mächtige Schlackenhalden freigelegt
und nach Oberschlesien zur Thomaseisenfabrikation geschafft worden.
Schlechte Verkehrsverhältnisse und ungünstige Lage im engen Tal,
die eine Vergrößerung des Werkes unmöglich machten, haben dann wohl später die
Herren von Rottenburg,
die Besitzer der Herrschaften Beutnitz und Nettkow, veranlaßt, den Hammer weiter unterhalb, dort, wo er heute noch an der
alten Poststraße Crossen-Sternberg liegt, neu aufzubauen.
In der Klassifikation 1718/19 wird Pleiskehammer wie folgt erwähnt:
Besitzer von
Pleiskehammer war der Landrat von Rothenburg.
Im Dorf gab es
2 Einwohner mit 2¼ Hufen, die den Eisenhammer gekauft haben.
Weiter werden im Ort noch
14 Arbeiter namentlich genannt.
Der Acker ist Sandland. Roggen und Gerste bringen das 4. Korn - Hafer, Erbsen und Buchweizen das 3. Korn. Weide mittelmäßig.
Viehbestand der Dorfes: 4 Pferde, 19 Ochsen, 35 Rinder, 10 Schweine und 1 Gans.
Fischerei in der Pleiske für den Hausbedarf.
Im
Bratring 1806 steht geschrieben:
Pleiskehammer war im Jahre 1806 ein Hüttenwerk u. Vorwerk - es gehörte der Erbprinzessin von Hohenzollern-Hechingen.
Es gehörte ehedem als Ordenslehnstück zum Gute Döbbernitz - danach zum Rothenburgschen Gut zu Beutnitz.
Besteht aus 1 Hochofen, 2 Frischfeuern, 1 Zain-Eisenhammer.
Es hatte 2 Königl. Bediente, 10 Schmiede und 6 Einlieger.
Pleiskehammer hatte 1806: 16 Feuerstellen u. 86 Einwohner.
In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre
1844 erscheint:
♦
Pleiske oder Pleishammer war ein Eisenhüttenwerk.
♦ es hatte 9 Wohngebäude und 87 Einwohner
♦ es war eingepfarrt nach Dobersaul.
Für das Jahr
1852 werden genannt:
♦
Pleiske oder Pleishammer hat 106 Einwohner = war ein Eisenhüttenwerk.
Im
Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von
1861 wird geschrieben:
♦
Pleiskehammer war ein Eisenhüttenwerk mit Emaillierhütte - einer Aktiengesellschaft gehörig, es hatte 8 Häuser, 174 Einwohner.
Dem Vorkommen von Raseneisenstein in der Gegend verdankt die Hütte ihr Entstehen.
- Pleiskehammer - Infrastruktur
Die Heimatliteratur für den Kreis Crossen/Oder liefert leider keinerlei Ereignisse aus dem Dorfleben in Pleiskehammer.
Dem Webmaster stand deshalb für Pleiskehammer nur noch das "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926" zur Verfügung.
Die darin enthaltenen Angaben werden im nebenstehenden Ausschnitt ausführlich wiedergegeben:
Einwohnerbuch 1926
Das Pleisketal von Neu-Kunersdorf bis zum Großen See
Es war ein echtes
“ Hammerschmiededorf ”.
Es gibt in diesem Einwohnerbuch für
Pleiskehammer neben den Hammerwerksbesitzern:
• 6 Hammerschmiede,
• 3 Schmiede und
• 1 Dreher.
Es gibt zwar keine weiteren schriftlichen Ausarbeitungen über Pleiskehammer, aber Fotos aus der deutschen Zeit existieren.
Die Brücke
Die Kirche
- Das Hammerwerk an der Pleiske
Hier wurde die Pleiske zum Hammerteich aufgestaut. In früheren Jahrhunderten hatte man an dieser Stelle Raseneisenerz verhüttet
und aus dem gewonnenen Metall Gebrauchsgegenstände, zeitweilig auch Kanonenkugeln, hergestellt.
Es soll nun die
Historie des Pleiskehammer unter seinen jeweiligen Besitzern während der Jahrhunderte kurz dargestellt werden.
Bis 1778 war er in Händen des Erbauers,
Grafen von Rottenburg, dann nahm ihn laut Erbschaftsvertrag
im Juni desselben Jahres der König Friedrich II., der während des Siebenjährigen Krieges hier für das preußische Heer Kanonenkugeln
hatte gießen lassen und der sich außerordentlich für Verbesserungen auf landwirtschaftlichem und industriellem Gebiete interessierte, in Erbpacht.
Dorfstraße in Pleiskehammer
In diesem Vertrage wurden dem Pleiskehammer außerordentlich wertvolle Rechte verliehen. Unter dem großen König blühte das Unternehmen.
Der unglückliche Krieg von 1806/07 brachte auch für den Pleiskehammer trübe Zeiten. Bis 1812 mußte das Werk für den Korsischen
Eroberer Kanonenkugeln gießen, Nach Beendigung der Freiheitskriege trat ein starker Verfall der Anlagen ein; alljährlich mußten
Zuschüsse geleistet werden, und der Fiskus war froh, das Grundstück für 1000 Taler dem damaligen Königl. Hüttenmeister Dietmar 1829
verkaufen zu können. Trotz dieses billigen Kaufpreises konnte im Laufe des kommenden Jahres der Privatbesitzer diesen Hammer
nicht auf die Höhe bringen, da die schon erwähnte Entwicklung der Eisenindustrie im Rheinland und in Oberschlesien sich zwar
vorläufig noch nicht im engeren Bezirk, wohl aber im weiteren Kundenkreis bemerkbar machte.
Dietmar versuchte, das Werk durch größeres Betriebskapital lebensfähig zu machen, und gründete am 1. Januar
1854 den
Pleisker Hütten- und Bergwerksverein,
dabei sein Grundstück mit 135000 Talern bewertend; das fremde Aktienkapital betrug 80.000 Taler.
Sein Vorhaben misslang aber, und die Gesellschaft mußte, nachdem der Hochofen 1863 ausgeblasen worden war, im folgenden Jahre liquidieren.
Eisenhammer während der Arbeit
Dietmars Sohn erwarb das Werk dann 1865 in der notwendig gewordenen Subhastation (öffentlicher Versteigerung)
für 32000 Taler, verkaufte es aber noch im gleichen Jahre weiter an den Berliner Professor Georg Adolph Erman (1806-1877),
der sein ganzes Vermögen in deas Werk investierte und es verlor. Sein Sohn, Adolf Erman (1854-1937), der ein berühmter Ägyptologe
wurde, verlebte als Kind viele Sommer in Pleiskehammer.
In seiner Autobiographie (Adolf Erman: Mein Leben und mein Wirken. Leipzig 1929) berichtet er auf den Seiten 67-73 davon.
Professor Erman ließ das Werk von einem Hüttendirektor verwalten, der schon im "Pleisker Hütten- und Bergwerksverein" tätig gewesen war.
Unter seiner sachkundigen Führung wurde es vielfach modernisiert, weil inzwischen durch die Bahnbauten die Westfälische und
schlesische Konkurrenz immer fühlbarer geworden war. Der Hochofen wurde nochmals angeblasen. Jedoch bereits im Jahre 1868 wurde
der Hüttenbetrieb endgültig eingestellt.
Dafür wurde die Fabrikation
landwirtschaftlicher Maschinen - in damaliger Zeit außerordentlich
gewinnbringend - aufgenommen, aber leider nicht genügend intensiviert.
Die vorhandenen großen Geld- und Betriebsmittel wurden durch allerlei unrentable Anlagen unterhöhlt, so daß auch dieses Unternehmen
wieder im Jahre
1879 zur Versteigerung kam. Der Betrieb ruhte längere Zeit ganz. Alles, was nur irgend verkäuflich war, wurde
zur Deckung der Hypothekenzinsen und Unterhaltungskosten verkauft. Teure, wertvolle Maschinen gingen auf Auktionen für ein geringes
fort; nicht mehr betriebsfähige Gebäude wurden durch eine große Feuersbrunst vernichtet und die übrigen durch schlechte Pflege
dem Verfall nahe gebracht.
Im Jahre
1887 erwarben schließlich die Herren
Zahn & Fleischer das Werk und machten aus ihm eine
Spezialfabrik für Pflugscharen. Als solche wurde es bis in die Jahre des zweiten Weltkrieges betrieben.
Aus ausgedienten Eisenbahnrädern wurden Gebrauchsgegenstände, hauptsächlich Pflugschare, hergestellt. Die Schwerstarbeit,
das Bearbeiten der glühend gemachten Eisenteile, vollzog dabei der "Hammer". Die Wasserkraft der Pleiske hob den Balken in die Höhe.
Plötzlich sauste er nieder. Der eiserne Hammer schlug mit gewaltiger Wucht das auf dem Amboß liegende Eisenstück und formte es.
Die Pflugscharenfabrik Zahn & Fleischer in Pleiskehammer war eine seltsam anmutende Verschmelzung der Romantik vergangener Zeiten
mit der sachlichen Technik der Neuzeit. Ihre wichtigsten Betriebseinrichtungen wurden nämlich bis zuletzt durch die elementare
Kraft des Wassers angetrieben.
So hatte der "Pleiskehammer" auch im Laufe seiner wechselvollen Geschichte hinsichtlich seiner Zweckbestimmung allerlei Wandlungen
durchgemacht, er blieb ein wichtiges geschichtliches und kulturelles Denkmal unseres Heimatkreises, das mit Recht
in öffentlichen Schutz genommen worden war.