mit den drei Städten
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Wellmitz
liegt 13 km südwestlich Bobersberg.
Von Bobersberg fährt man auf der Chaussee in Richtung Sommerfeld. In Seedorf rechts
in Richtung Jähnsdorf (Janiszowice) abbiegen. Von dort weiter über Preichow nach Wellmitz. |
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Die Landschaft, in der Wellmitz eingebettet ist, erweist sich als ansprechend und abwechslungsreich. Besondern schön ist der
Blick auf den Wellmitzer See
und die darin befindliche Insel.
Das überschüssige Wasser der Gegend von Preichow und Wellmitz fließt übrigens wie das vom weiter nördlich gelegenen Schwirze
in den Wellmitzer See. Von dem See fließt es dann über den Seegraben , an dem
auch Tamnitz, Dubrow und Grabkow liegen, zur Lubst. Der Seegraben ist neben dem Landgraben, dem Abfluß des Jähnsdorfer Sees,
das zweite fließende Gewässer unseres Heimatkreises, dessen Wasser nach Süden der Lubst und damit der Lausitzer Neiße zustrebt.
Wellmitz befindet sich am westlichen Rand des Wellmitzer Sees und hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
359 Einwohner.
Es gehörte zum Amtsbezirk Wellmitz, zu dem noch Preichow und Scheegeln gehörten.
Über Wellmitz im Kirchspiel Jähnsdorf gibt es wenig geschriebene Geschichte. Es gibt kaum Artikel und Nachrichten über diese Ortschaft an der Grenze zum Kreis Guben.
Wellmitz scheint als wendische Siedlung entstanden sein, denn in älteren Urkunden erscheint der Name Wendisch Wellmitz.
In der Klassifikation 1718/19 wird Wellmitz wie folgt erwähnt:
In Wellmitz war der Besitzer des Gutes der Hauptmann Franz Wilhelm von Gablentz, ab 1713 Heinrich Otto von
Gablentz, dem auch Hermswalde und Göhren gehörten. Die 25 Bauern des
Ortes waren der Schulze Hans Jonack, Hans Rönning, Hans Plötze, Adam Borcke, Martin Tribber, Martin Petersilge, Hans Matschke,
Georg Kokot, Georg Noack, Hans Stissel, Hans Bunitz, Matthias Pernack, Peter Hoffmann, Christoph Kokot, Hans Rüding,
Martin Schulzke, Martin Rönning, Hans Grosse, Hans Borcke, Hans Henckel, Hans Zeschke, Martin Kokot, Martin Klinke,
Paul Kipper und Simon Märkel.
Dazu kamen die 3 Gärtner Adam Remming, Hans Martke, Martin Kokot und
1 Büdner Hans Lore. Je eine Hufe bearbeiteten der Hirt und der Schäfer.
Der Acker war mittelmäßig, teils sandig. Ebenfalls mittelmäßig waren Weide und Viehzucht.
Auf einer Hufe konnten 2 Pferde, 2 Ochsen, 4 Kühe, 12 Schafe, 3 Schweine und 3 Gänse gehalten werden.
Brennholz wurde vom Acker besorgt. Die Fischerei war von der Herrschaft verboten. Im Ort gab es einige Bienenstöcke,
durch Viehverkauf hatten die Bauern etwas Nebenverdienst.
Der Krüger verschänkte 3700 Liter Krossener Bier in einem Jahr, Wie auch in allen Nachbarorten wurden Roggen, Gerste,
Hafer, Erbsen, Wicken, Buchweizen, Hirse, Leinen und Hanf angebaut. Der Heugewinn der Bauern betrug 87 Fuder, auf dem Gut 8 Fuder.
Das Dorf Wellmitz gehörte also um 1718/19 mit Göhren und Hermswalde zur Herrschaft der Familie von Gablentz.
Es gab aber damals kein Gutshaus am Ort. Vielmehr wurden die knapp elf in Adelsbesitz befindlichen Hufen von einem
Vorwerk aus bewirtschaftet. Rund 100 Jahre später und bis 1945 war das Gutsland - um 4000 Morgen, davon etwa die
Hälfte Wald - Teil des von Beerfeldeschen Majorats (Sitz Schloß Sommerfeld). Zahl und Größe der Bauernhöfe (Gesamtfläche
gut 7000 Morgen) hatte sich inzwischen nur unwesentlich verändert.
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Im Bratring 1806 wird Wellmitz wie folgt erwähnt:
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Wellmitz hatte im Jahre 1806 17 Ganzbauern, 8 Halbbauern,
2 Kossäten, 7 Büdner, 6 Einlieger und eine Schmiede.
Wellmitz hatte 1806: 43 Feuerstellen 278 Einwohner |
In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1840 erscheint:
♦ Im Jahre 1840 hatte Wellmitz 56 Wohngebäude und 350 Einwohner.
♦ Wellmitz war nach Jähnsdorf eingepfarrt .
Für das Jahr 1852 werden genannt: Wellmitz = Dorf und Rittergut mit 310 Einwohner.
Von den Anfängen des Gutes wurden keine Dokumente gefunden. In der “Klassifikation 1718/19” wird die Familie
von Gablentz als Besitzer genannt.
1806 war auch hier die Zahl der Höfe kaum verändert. Die Grundherrschaft war jedoch auf das Beerfelde'sche Majorat übergegangen.
Ihr Hauptsitz war das Schloß in Sommerfeld.
Wenige Jahre vor 1792 war der Beerfeldesche Besitz in ein Majorat umgewandelt worden.
Unter Majorat versteht man das sogenannte Ältestenrecht. Es bezeichnet die Erbfolge, nach der allein der nächste männliche Verwandte
und bei gleichem Verwandtschaftsgrad der Älteste zur Erbschaft berufen ist. Die Stiftung eines Majorats sollte die Zersplitterung
insbesondere von Landbesitz verhindern. War das Majorat einmal eingerichtet, unterlagen dessen Besitzer der Einschränkung,
dass sie das Gut nur mit Zustimmung sämtlicher männlicher Nachkommen verkaufen konnten, weshalb auf Majoratsgüter kaum Kredite vergeben wurden.
Das Gut Wellmitz ist erst etwas später von Beerfelde erworben worden.
Ab 1813 wurde das Gut auf höhere Anordnung für 6 Jahre verpachtet:
Auf hoher Verfügung soll das Beerfeldesche Majoratsgut in Wellmitz von 24, Juni 1813 an für 6 Jahre im Wege der öffentlichen Licitation
(d.i. Angebot zum Verkauf an den Höchstbietenden) verpachtet werden.
Crossen, den 6. Mai 1812
1856 wurde das dortige Gut wiederum der Familie von Beerfelde mit 3860 Morgen Land, zu zwei Dritteln Wald, ausgewiesen.
Wellmitz - Schule
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Ab 1903 wirkte der Rittmeister a. D. Gustav Julius Rudolph von Beerfelde von Sommerfeld (noch mit Seedorf und halb Baudach) in Wellmitz.
Er starb mit 49 Jahren Mitte Februar l929 in Sommerfeld auf dem Schloß seiner Ahnen und wurde auf dem Sommerfelder Friedhof beerdigt.
Noch in seinen letzten Lebensmonaten hatte sich der Konkurs des Familienbesitztums als unabwendbar erwiesen.
Als Ursache wurden der allgemeine Notstand für die Landwirtschaft und die währungsbedingten Umstellungen nach dem 1. Weltkrieg genannt.
1929 war es dann soweit. Die Aufgaben des Konkursverwalters übernahm der Gutsbesitzer von Altwasser Dr. Meyer.
Aus der Pleite wurden nur das Gut Wellmitz, der Baudacher Grundbesitz, Waldungen um Sommerfeld und die Schloßziegelei gerettet.
1943 wurde dann auch Baudach an den Erbpächter Semmig verkauft. Die Sommerfelder Wälder, den Galgenberg und die Ziegelei
übernahm die Stadt, die die Ziegelei mit Teilen des Kroatenhügels für 100000 Reichsmark an einen Berliner Unternehmer
weiterveräußerte. Mit dem Erlös aus dem Verkauf von Baudach wurde das Rittergut Seedorf erworben.
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Die Land- und Forstwirtschaft spielte stets die dominierende Rolle in Wellmitz.
Wirtschaftlich war Wellmitz nach Sommerfeld orientiert. Die Bauerfamilien verkauften ihre Produkte und erwarben die von
ihnen benötigten Waren meist auf dem dortigen Wochenmarkt. Auch in den Textilgeschäften waren sie Kunden.
Der kürzeste Weg in die Stadt für Fuhrwerke und Radfahrer verlief durch das im Kreis Guben gelegene Kalke und weiter über
Dubrow (Eichenhagen) und Grabkow. Befestigte Straßen von und nach Wellmitz gab es bis zu unserer Vertreibung im Jahre 1945 noch nicht.
Heute rollt das Auto von Jähnsdorf nach Preichow und von dort nach Wellmitz auf einer durchaus passablen Chaussee.
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Beginnen wir unseren Rundgang am ehemaligen Bahnhof Wellmitz.Vom Bahnhof waren es gut l000 m Apfelallee zum Gutshof mit
seinen Viehställen und Verwaltungsgebäuden. Ein Stück weiter können wir am Platz mit dem Kriegerdenkmal rechts abbiegen oder geradeaus weitergehen.
Geradeaus kommen wir auf die Hauptstraße.
Sie führt Richtung Norden nach Schwirze, Brankow und Bobersberg, Richtung Süden nach Kalke und Sommerfeld.
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Meßtischblatt von Wellmitz |
Wellmitz - Dorfstraße |
Wellmitz - Landkarte |
Es gab jedoch auch ein Bergbau- und Industriezeitalter. Um 1870 wurde in den Wellmitzer Bergen, etwa 3 km westlich der Ortschaft
an der Gubener Kreisgrenze gelegen, eine Braunkohlen-Lagerstätte entdeckt. Die Abbaurechte für die Felder "Auf Glück I bis III"
erwarb 1873 der Obersteiger L. Tralls in Fürstenberg (Oder). Ein l882 gedrucktes Fachbuch hielt freilich fest, daß keine Grube
in Betrieb genommen wurde. Später, vermutlich erst nach 1913 (Inbetriebnahme der Bahnstrecke), muß es aber doch zur Förderung
durch Untertagebau gekommen sein. Landsmann Paulusch wies auf die Fabrikgebäude am Bahnhof Preichow-Wellmitz der Strecke
Crossen-Sommerfeld hin und berichtete:
"Nach den Erzählungen älterer Arbeiter wurde hier die Braunkohle zu Farbstoffen verarbeitet. Eine etwa 3 km lange Feldbahn
transportierte den Rohstoff heran. In meiner Jugend erinnerten noch vorhandene Gleise und Loren daran. Auf denen wir sonntags
gern spielten. Das Betreten der Stollen war uns Jungen wegen Einsturzgefahr streng verboten. Die mangelhafte Qualität der
Braunkohle führte meines Wissens in der Inflationszeit zum Bankrott der Grubenfirma."
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