Persönlichkeiten  

 von Sommerfeld
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  •   Persönlichkeiten von Sommerfeld




  • 1. Aus Politik, Wissenschaft u. Technik

Gerhard Domagk (1895-1964) wurde am 30. Oktober 1895 in Lagow im Kreis Oststernberg (Mark Brandenburg) als Sohn eines Lehrers geboren.

Als er und seine jüngere Schwester in die Schule kommen, lässt sich sein Vater im Jahre 1900 nach Sommerfeld, einer kleinen Stadt im Regierungsbezirk Frankfurt/Oder versetzen, da es in Lagow keine weiterführende Schule gab und damals noch keine Eisenbahn existierte. Diese Zeit in Sommerfeld wird von ihm als eine schöne und sorglose Zeit beschrieben.

Während seiner Abiturzeit in Liegnitz (Schlesien) hatte Gerhard Domagk das Glück, sein Wissen bei hervorragenden Lehrern zu bekommen. Er studiert an der Universität Kiel Humanmedizin und meldete sich mit Beginn des 1. Weltkrieges als Freiwilliger - nach gerade einem Semester Medizinstudium - in das kaiserliche Heer.

Nach Kriegsende schließt Domagk sein Studium ab und promoviert 1921 zum Doktor der Medizin. Später als Assistent an der Universität Greifswald, und nach seiner Habilitation 1924, als Dozent an der Universität Münster. Er erlebte in dieser Zeit die Machtlosigkeit der Medizin bei Erkrankungen wie Lungenentzündung, Kindbett, Fieber, Hirnhautentzündung, Tuberkulose oder Blutvergiftung.

Für den Nachweis der antibakteriellen Wirkung der Sulfonamide wurde ihm 1939 der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin zuerkannt. Mit der Entwicklung des Medikaments Prontosil gab er der Chemotherapie einen entscheidenden Impuls. Darüber hinaus führten seine Forschungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zur Entwicklung des Medikaments Conteben, mit dem sich die Tuberkulose wirksam behandeln ließ.

Gerhard Domagk starb am 24. April 1964 in Burgberg-Königsfeld im Schwarzwald. Seine wegweisenden Beiträge zur Behandlung bakterieller Infektionen und der Tuberkulose wurden weithin anerkannt und mit zahlreichen nationalen und internationalen Ehrungen gewürdigt.
Heute trägt das technische Gymnasium in Lubsko seinen Namen.

 



Johannes Rhagius Aesticampianus (1457-1520)   (auch Johannes Rack, Hans Rack, sorbisch Jan Rak genannt)

Johannes Rhagius wurde in Sommerfeld geboren. Er begann seine Studien am 19. Mai 1491 an der Krakauer Universität, wo er sich zunächst den Studien der Naturgeschichte und Astronomie zuwandte.

Nach kurzem Aufenthalt in Augsburg erhielt er im Wintersemester 1501 an der Universität Mainz die Professur für Moralphilosophie und Rhetorik, die er bis 1505 ausübte.

1506 folgte er einem Ruf an die neu gegründete Brandenburgische Universität Frankfurt, wo er neben Gregor Schmerlin einer der Professuren der Poetik und Rhetorik bekam. Zu seinen Schülern zählte Ulrich von Hutten, den er bereits 1505 in Mainz kennengelernt hatte und der ihm 1506 nach Frankfurt (Oder) folgte.

1514 eröffnete er eine Lateinschule in Cottbus

Seit dem Winter 1519 kränkelte er und litt ständig an Atemnot, wie Luther noch am 22. Mai 1520 dem einstigen Begleiter von Rhagius, Johannes Lang (Longius) mitteilte. Kurz darauf verstarb Rhagius am 31. Mai und wurde in der Wittenberger Stadtkirche beigesetzt.

Es war Johannes Rak oder Rhagius aus Sommerfeld in der Lausitz, ein "gekrönter Dichter, Humanist und Dr. der Theologie".

 



Gerhard Schulz   (*24.08.1924   †14.04.2004)

Gerhard Schulz wurde in Sommerfeld als Sohn eines Beamten geboren und studierte nach dem Zweiten Weltkrieg Geschichte an der Universität Leipzig.
Ende der 1940er Jahre wechselte er an die Freie Universität Berlin und wurde bei Hans Herzfeld mit einer Studie über die SPD vor dem Ersten Weltkrieg promoviert. Danach arbeitete er als Historiker über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus.

Im Jahr 1962 nahm Schulz einen Ruf an die Universität Tübingen an und im gleichen Jahr erschien seine Habilitationsschrift. Er war von 1963 bis 1990 Direktor des Tübinger Seminars für Zeitgeschichte.

Der Historiker Gerhard Schulz, der zur Gründergeneration der Zeitgeschichtsforschung in der Bundesrepublik gehörte, starb 2004 in Tübingen.

 



Dr. Manfred Schüler   (*07.03.1932   in Jessen)

Er besuchte das Sommerfelder Gymnasium bis 1945.

Manfred Schüler ist ein deutscher Finanz- und Verwaltungsfachmann und Politiker (SPD).
Er wurde 1972 beamteter Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen.
1974 berief Bundeskanzler Helmut Schmidt Manfred Schüler zum Leiter des Bundeskanzleramtes.

 



  • 2. Aus Wirtschaft und Kommunalpolitik

 



Wilhelm Gattel   (*1865     †1944)

Wilhelm Gattel, jüdischen Glaubens und Hut-Fabrikant, war ein sehr bekannter Sommerfelder Unternehmer. Sein Vorfahre, Lazarus Gattel, erwarb 1850 eine Manufaktur von einer Sommerfelder Familie Müller und richtete eine Hutfabrikaion ein. Lazarus` Vorfahren lebten als Handelsleute in Hirschberg (Riesengebirge).

1887 musste Lazarus Gattel seinen Betrieb nach einem Brand neu aufbauen. Sohn Wilhelm erweiterte den elterlichen Betrieb und wurde um 1900 deren Chef. Er führte sein Unternehmen erfolgreich durch I. Weltkrieg und Wirtschaftskrise. 1927 soll es hier mehr als einhundert Beschäftigte gegeben haben.

1909 bis 1933 war Gattel Stadtverordneter. Seinem Engagement sind der Neubau der Feuerwehr, der städtischen Bücherei, der Badeanstalt und der Organisation des Marktwesens zu danken.

Noch im Jahr 1933 musste er aus der Kommunalpolitik ausscheiden. Im Rahmen der Arisierung der deutschen Industrie und Wirtschaft, war er im darauffolgenden Jahr gezwungen, seine Hutfabrik weit unter Wert an die Brüder Hermann und Wilhelm Lembert zu verkaufen. Beide stammten aus einer Augsburger Unternehmerfamilie gleicher Branche.

1943 beschäftige die Firma ca. 80 junge Frauen, meist aus dem Osten (Ukraine, Russland), die in der Walkmühle, nahe dem Dorf Merke, in einem Lager untergebracht waren. Im Juli 1943 kam es dort wegen schlechter Behandlung zu Protesten.

Ende 1943 wurde Gattel inhaftiert und im Februar 1944 in das Gestapogefängnis in der Sommerfelder Schulstraße überführt. Er soll der letzte jüdische Mitbürger der Stadt gewesen sein. Es ist bekannt, dass Kriegsgefangene ihn eines Morgens auf dem jüdischen Friedhof beerdigt haben.

Die Hutfabrik soll den Krieg intakt überstanden haben, doch die polnische Verwaltung demontierte zunächst Maschinen und Ausrüstungen, die ins Mutterland transportiert wurden. Schließlich schleifte man noch das Produktionsgebäude und nach 1990 den Schornstein. Heute steht auf dem Gelände ein Supermarkt.

 



Karl Schlüter   (*1852   in Kleinau     †1916   in Sommerfeld)

Karl Schlüter besuchte das Gymnasium zu Seehausen und in der Universität Berlin studierte er die Rechtswissenschaften.

Er war Bürgermeister von Sommerfeld (1888-1915), vorher in Oschersleben und Coswig.
Nachfolger im Bürgermeisteramt waren: Dr. Busch (1916-1925); Dr. Georg Schultze (1927-1936) und Hugo Porsack (1937-1945)

Karl Schlüter war Politiker (Deutsche Reichspartei). Von 1903 bis 1912 war er Mitglied des Deutschen Reichstags.

 



Georg Lange   (*1853       †1939)

Georg Lange war in Sommerfeld bis 1919 Erster Beigeordneter und Berater von Bürgermeister Schlüter.
Er hat sich besonders um die Wirtschaftskraft der Stadt verdient gemacht. 1878 erwarben er und Carl Henschke die größte Sommerfelder Volltuchfabrik, die Hedwigsmühle in der Pförtener Straße. 1879 löste sich die Geschäftsbeziehung auf und Lange wurde alleiniger Besitzer.

Er war einer der größten Tuchfabrikanten der Stadt mit hervorragenden Beziehungen zu den anderen Industriestandorten Crossen, Sorau, Guben und Forst. Langes hochwertige Tuche konkurrierten durchaus mit englischen Stoffen, sodass die Firma die Produkte nach China und Indien exportierte.

Schließlich gewann er als deren Repräsentant auch maßgeblichen Einfluss auf die Kommunalpolitik. Er war in der Handwerkskammer, im Verein für Innere Mission und im Kriegerverein aktiv.
Unter anderem war er Mitinitiator des Baus der Bahnstrecke Sommerfeld – Weißwasser, was der Stadt neue Impulse gab.

1898 wurde ihm der Titel Königlicher Kommerzienrat verliehen. Seine erste Ehefrau Emma Weise, Tochter eines Fabrikbesitzers, die er 1874 heiratete, starb um 1900. Seine zweite Frau, Martha, hatte Kunstgeschichte studiert, was wohl der Grund war, dass Lange in seiner Villa – das Gebäude steht noch – eine Gemäldegalerie einrichtete. Natürlich war er Mitglied des Gemeindekirchenrates und der Schulverwaltung.

Er war Hauptinitiator für die Gründung der Königlich-Preußischen Textilfachschule und der Restaurierung der Stadtpfarrkirche 1912 war er maßgeblich beteiligt. Durch Gewinnung von Spenden und Sponsoren gelang es ihm, kulturelle Angebote in die Stadt zu holen. So fanden in seiner Villa z.B. Buchlesungen und Ausstellungen statt. 1920 verkaufte er seine Firma, die dann unter der Bezeichnung Sommerfelder Textilwerke AG weitergeführt wurde.

Infolge der Wirtschaftskrise nach dem Krieg verkaufte er die Hedwigsmühle an die jüdischen Unternehmer Graumann & Sohn.
1921 verlegte er seinen Wohnsitz nach Dresden, wo er 1939 starb. Langes Grab befand sich auf dem Hinkauer Friedhof, der heute nicht mehr existiert.


Änd   17.Nov. 2024
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