Alt-Rehfeld hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
544 Einwohner und gehörte zum Amtsbezirk Sorge.
Alt-Rehfeld war
ein reines Bauerndorf, das den Wohlstand seiner Bewohner sofort erkennen ließ.
So stand in ihm kaum noch ein strohgedecktes Haus. Es lag so nahe an der Stadt, daß es heute gewiß schon als Ortsteil eingemeindet
worden wäre. Als Heimatkenner ist zu bezweifeln, daß sich die Alt-Rehfelder als "Crussner" wohl gefühlt hätten. Denn schon
die Dorfjugend stand mit der "Steinwegerjugend" auf ständigem Kriegsfuß.
Was war wohl der Grund, daß Alt-Rehfeld eine Sonderstellung in unserem Heimatkreis einnahm? Vielleicht der fette Boden seiner
Äcker, auf dem Weizen, Kohl und Klee gut gediehen. Allerdings hatte Alt-Rehfeld keinen Waldbesitz. Vielleicht aber auch war es
die Urwüchsigkeit seiner Bevölkerung, verbunden mit einer gewissen Dickschädeligkeit, sowie die derbe Sprache als ein Gemisch
von schlesischen und lausitzer Anklängen. So wurden bäuerliche Witze meist nach Alt-Rehfeld verlegt, wohin sie am besten paßten.
Alt-Rehfeld: Schlachtefest
Sonderliche bauliche Reize hatte Alt-Rehfeld kaum. Eine chaussierte Straße führte durch den Ort, und man suchte vergebens
einen idyllischen Dorfteich, auf dem sich Gänse und Enten tummelten. Dafür gab es den
Bober,
in den man sich verlieben konnte. Gleich hinter dem "Tamme" floß er, kristallklar und reißend der nahen Oder zu.
Unter der tatkräftigen Leitung von Bürgermeister Sturz (später Paul Schulz) wurde der Ort für die sich hier ansiedelnden
Handwerker an der Straße nach Pfeifferhahn durch Neubauten (der Feldausbau) erweitert. Die Handwerker hatten ein jeder bis zu sechs Morgen Land,
das von den Bauern mitbestellt wurde, wofür die Handwerker beim Einbringen der Ernte halfen.
Alt-Rehfeld: Dorfstraße
Alt-Rehfeld: Kriegerdenkmal
Alt Rehfeld -
Das Schlachtefest fand seiner Zeit bei Schmidts (Bretag) statt.
Das auf dem Foto gezeigte Strohhaus wurde 1939 abgerissen
- und durch ein Neubau ersetzt.
Über Alt-Rehfeld gibt es wenig geschriebene Geschichte. Es erscheint deshalb in einer frühen Urkunde unter dem Namen Reinfelt
(reines Feld), woraus im Sprachgebrauch Rehfeld wurde.
Auf einer kleinen flachen Erhebung rechts des wilden Bobers entstand im Mittelalter eine Siedlung. Das war das ältere der
beiden Rehfeld-Dörfer.
Im
Berghaus “Landbuch der Mark Brandenburg”
aus dem Jahr 1854 wird Alt-Rehfeld wie folgt erwähnt:
Das Dorf Alt-Rehfeld verkaufte der adlige Besitzer Ulrich von Landsberg im Jahre 1323
einem Crossener Bürger, der es an seine Stadtverwaltung erst verpfändete, dann etwas später auch veräußerte. So wurde Alt-Rehfeld
Kämmereidorf und somit Besitz der Stadt Crossen. Diese Tatsache ist durch die Stadt-Privilegien von 1430 und 1469 bestätigt worden.
Alt-Rehfeld lag zudem wie Neu-Rehfeld so nahe an Crossen, daß es
keine Kirche bekam. Die Einwohner
gehörten zur städtischen Sankt Mariengemeinde. Sicherlich gingen sie lange Zeit über die Wiesen des Amtsvorwerks Klette und
den Bobersteg zu Fuß zum Gottesdienst und zurück.
In der
Klassifikation 1718/19 wird Alt-Rehfeld wie folgt erwähnt:
Alt-Rehfeld war ein reines Bauerndorf und gehörte dem Magistrat von Krossen.
Im Ort gab es die
40 Bauern, die 48 Hufen bestellten.
und
12 Gärtner (Kleinlandwirte).
Alle Bauern und Gärtner wurden namentlich aufgeführt (siehe nebenstehenden Auszug).
Der Dorfschulze hieß Micheal Schultze. Außerdem hatten 13 Krossener Bürger Land.
Der Acker war mittelmäßig. Weide und Viehzucht nicht sonderlich.
Im Dorf wurden Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Wicken, Hirse, Leinen und Hanf angebaut.
Im Dorf gab es 122 Pferde, 123 Ochsen, 319 Rinder, 150 Schweine, 171 Gänse.
Lagerholz konnte gegen einen Scheffel Hafer aus der Königlichen Heide geholt werden. Gefischt wurde mit der Angel im Bober.
Der Hoffmann auf dem Vorwerk verschänkte wöchentlich 150 Liter Bier. Es gab einen Schulmeister, der aber kein Land hatte.
Im Jahr 1714 wurde auf drei Hufen ein Vorwerk angelegt.
- Ausgleichsbecken des Bobers und Nebenkraftwerk bei Alt-Rehfeld
Beim Bau des Boberkraftwerkes Deichow von 1934 bis 1937 wurde unterhalb des Deichower Kraftwerks ein Ausgleichsbecken geschaffen.
Der
Zweck des Ausgleichsbeckens ist es, das nur in Stunden hohen Strombedarfs das Kraftwerk Deichow
durchlaufende Wasser aufzufangen und gleichmäßig über die Tageszeit verteilt der Oder zuzuleiten. Der rege Schiffsverkehr auf
der Oder sollte in keinem Fall durch den Wasserzufluß aus dem Bober gestört werden. Dazu waren ein Stausee und ein Wehr notwendig.
Letzteres bot und bietet die Möglichkeit einer begrenzten Stromerzeugung.
Beim Bau des Ausgleichsbeckens entstand im Osten rechts des Flusses ein neuer Damm. Am westlichen linken Ufer wurde der alte
Hochwasserdamm verstärkt und erhöht. Da hier wasserundurchlässige Bodenschichten sehr tief liegen, verzichteten die Planer
aus wirtschaftlichen Erwägungen auf vollständige Abdichtung gegen Grundwasserdurchsickerung. Sie versahen Damm und Beckengrund
lediglich mit einem 20 bis 40 m breiten Tonteppich.
Trotzdem trat bald nach dem ersten Vollaufen des Ausgleichsbeckens Grund-
oder Drängewasser an der Westseite aus. Dies drohte, Neu-Rehfeld zu überschwemmen. Es mußte deshalb zwischen Damm und Dorf
ein Auffang- und
Abführungsgraben angelegt werden.
Das Wehr bei Alt-Rehfeld wurde so bemessen, daß es den Bober bis 5,50 m über seiner Sohle anstauen konnte. Es erhielt zwei
Hauptöffnungen von 35,50 m lichter Weite an den Seiten und eine 5 m breite vor allem für Regelzwecke vorgesehene Mittelöffnung.
Die Verschlußkörper (Rollschützen und Stauklappen) konstruierte man so. daß das Boberwasser von einem Höchstspiegel von 45,75 m
über Normalnull auf 43,45 m über Normalnull gesenkt werden kann.
Das Wehr und Kraftwerk bei Alt-Rehfeld
Kraftwerk bei Alt-Rehfeld
Das Wehr erhielt vier Hochbauten. An den Ufern sind es nur verhältnismäßig schmale Windwerke. Beiderseits der Mittelöffnung
errichtete man jedoch breitere mehrfenstrige Gebäude, die die Kraftwerksanlagen aufnahmen. Deren Kernstück bildeten zwei Turbinen
mit einer Leistung von je 2000 PS.
Angeschlossen wurden
zwei Generatoren, ausgelegt für 1325 Kilowatt und 10,5 Kilovolt Spannung.
Mit dieser Ausstattung konnte die Energieproduktion dem sich täglich ändernden Gefälle und der natürlichen Wasserführung des
Bobers angepaßt werden.
Das E-Werk erhielt Kabelverbindungen sowohl zur Deichower Zentrale als auch über Transformatoren unmittelbar zum 15kV-Verteilungsnetz.
Die errechnete
Jahresproduktion von 88 Millionen Kilowattstunden wurde bereits im ersten Betriebsjahr erreicht.
Den Komplex rundete ein fünftes Gebäude am Ostufer ab. Dies bot vermutlich Wohnraum für das ständig vor Ort benötigte
Bedienungspersonal und dessen Familien.
- Die Boberbrücke in Alt-Rehfeld
Seit Urzeiten spielte der Bober als Grenzfluß zwischen der Lausitz und Schlesien eine bedeutende Rolle. Die damaligen Verkehrswege
begleiteten zwar seinen Lauf, aber sie vermieden es, ihn zu überqueren. Lange Zeit überspannten zwischen Crossen und Naumburg
nur die Brücken bei Alt-Rehfeld und Neubrück den unberechenbaren Fluß.
Die Boberbrücke in Alt-Rehfeld wurde
1599 erstmalig in den Crossener Chroniken genannt, aber sie war
wohl schon viel eher vorhanden. Diese
alte Holzbrücke war lebensnotwendig für die Alt-Rehfelder Bauern,
denn deren Äcker lagen mit größtenteils links des Bobers. Die Alt-Rehfelder Gemarkung dehnte sich bis in die Nähe von
Pfeifferhahn und Neu-Rehfeld aus.
Bahnbrücke bei Alt-Rehfeld um 2015
Bahnbrücke nach der Fertigstellung um 1866
Bei dem Bau der Eisenbahn Linie Posen- Bentschen-Cottbus in der Mitte der 1860er Jahre übernahm die Eigentümerin dieser Bahnlinie,
die
Märkisch Posener Eisenbahn Gesellschaft, den Bau einer neuen Straßenbrücke dicht neben der Eisenbahnbrücke.
Die Gemeinde befürchtete aber, dass ihre alte Holzbrücke, die ungefähr an der Stelle stand, an der jetzt die neue massive
Straßenbrücke stehen soll, gefährdet sei. Deshalb erbaute die Märkisch Posener Eisenbahn Gesellschaft für die Gemeinde Alt-Rehfeld
im Schutz der Eisenbahnbrücke eine neue
eiserne Straßenbrücke. und zwar auf massiven Pfeilern mit
darauf ruhendem Stahlaufbau und Bohlenbelag.
Als nun in den 1930er Jahren die alte eiserne Boberbrücke anfing, so baufällig zu werden, dass die Unterhaltungskosten zu hoch
wurden, und die Brücke außerdem den modernen Verkehrsansprüchen und Belastungen nicht mehr gewachsen war, mußte sich die
deutsche Reichsbahn zum Bau einer neuen Brücke entschließen.
Straßenbrücke über den Bober um 2015
Mit dem Bau der neuen Brücke wurde im
Herbst 1937 begonnen. Sie besteht aus drei Stromöffnungen von
je 30 m und sechs Seitenöffnungen über dem Vorflutgelände von je 25 m lichter Weite und hat eine Gesamtlänge von 292 m
einschließlich der Widerlager. Sie ist somit um 20 m länger als die alte Boberbrücke. Die Fahrbahndecke im Scheitelpunkt der
Brücke liegt 9 m über der Mittelwasserlinie des Bobers. Die Breite der Brücke beträgt 9,30 m, Von Geländer zu Geländer jedoch
nur 9 m, die sich auf 7 m Fahrbahn und je 1 m Gehweg verteilen.
Dieses Bauvorhaben ist in knapp zwei Jahren ungeachtet wiederholter Beeinträchtigungen durch Hochwasser ohne Unfälle durchgeführt worden.
Diese neue
steinerne Brücke fügt sich ausgezeichnet in das Gelände ein. Das Brückenbild ist nämlich
in seiner Farbe der Landschaft dadurch angepasst worden, dass man den Beton über den Fundamenten aus Porphyrsplitt herstellte.
Über diese Brücke rollt noch heute der Verkehr der Gegenwart.
Alt-Rehfeld hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrh. eine gute Infrastruktur.
Die Hauptberufe der Bewohner waren neben der Landwirtschaft die Handwerker.
Der Gasthof wurde von der Bewohnerschaft gern aufgesucht. Der Gastwirt hieß lange Zeit Georg Bittner, später Kienzel.
und es gab in Alt-Rehfeld natürlich auch eine Schule (1926: Lehrer Fritz Gutsche und Felix Kloß).