Seedorf

(Strużka)
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Aktuelles Kreis Crossen/Oder
mit den drei Städten Crossen Bobersberg Sommerfeld
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Seedorf Seedorf liegt 6 km südlich Bobersberg.

Von Bobersberg fährt man auf der Chaussee in Richtung Sommerfeld. Nach 6 km ist Seedorf erreicht.
Seedorf

Seedorf war ein sauberes, gepflegtes Dorf und es zählte zu den schönsten im südlichen Teil des Kreises Crossen/Oder, begünstigt durch die Straße von Crossen nach Sommerfeld, die sich durch die Mitte des Dorfes zog. Im Zentrum der Gemeinde befanden sich drei Reihen mit Linden, die zusammen mit den Wohnhäusern und Vorgärten mit ihren Zäunen einen ansehnlichen Anblick ergab.

Seedorf befindet sich am Nordstrand des Jähnsdorfer Sees, deshalb auch der Name Seedorf.
Seedorf hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     262 Einwohner   und gehörte zum Amtsbezirk Seedorf, zu dem noch Jähnsdorf und Daube gehörten.


  • zur Geschichte des Ortes

Leider ist die Vergangenheit von Seedorf nahezu geschichtslos, d.h. über den Ursprung des Dorfes Seedorf liegen keinerlei schriftliche Quellen vor. Seedorf scheint als deutsche Siedlung entstanden sein.

In der Klassifikation 1718/19 wird Seedorf wie folgt erwähnt:

Nikolaus Erdmann von Thierbach und das Königliche Amt in Krossen besaßen das Gut in Seedorf. Im Ort gab es die 9 Bauern Martin Boyde, Hans Schultze, Hans Russe, Adam Kositz, Christoph Krambke, Hans Geiche, Martin Schultz, Martin Leschke, Hans Schultze. 2½ Hufe kaufte der Hauptmann von Planitz.

Die 5 Gärtner hießen Baltharsar Pohlan, Hans Berchmann, Christoph Schuster, Adam Lehmann, Christoph Schneider und die 2 Büdner Georg Pohlan und Christoph Feyertag. Eine Hufe bearbeitete der Schäfer, Der Acker war mittelmäßig, teils etwas sandig, die Weide schlecht und sauerbeizig. Für ein Scheffel Hafer konnte jeder in der Königlichen Heide das Vieh hüten und bekam Raff- und Lagerholz.
Auf einer Bauernhufe konnten 2 Pferde, 2 Ochsen, 5 Kühe, 9 Schafe, 2 Schweine und 2 Zuchtgänse gehalten werden. Soweit man waten konnte, war das Fischen im See erlaubt. Es gab einige Bienenstöcke im Dorf, und der Hopfenanbau brachte etwas Gewinn. Der Krüger verschänkte alle vier Wochen 150 Liter Bier, Auf einer Bauernhufe wurden 4 Fuder Heu geerntet.
Seedorf

Im Bratring 1806 wird Seedorf wie folgt erwähnt:

Seedorf Seedorf war im Jahre 1806 ein Gutsdorf. Es hatte 1 Lehnschulze, 9 Bauern, 2 Kossäten, 5 Büdner, 4 Einlieger und eine Schmiede.
Seedorf hatte 1806:
  28 Feuerstellen  172 Einwohner


In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1840 erscheint:
  ♦ Im Jahre 1840 hatte Seedorf 43 Wohngebäude und 178 Einwohner.
  ♦ Seedorf war nach Jähnsdorf eingepfarrt .

Für das Jahr 1852 werden genannt: Seedorf = Dorf und Rittergut mit 310 Einwohner.


  • Das Rittergut in Seedorf

Von den Anfängen des Rittergutes wurden keine Dokumente gefunden. In der “Klassifikation 1718/19” wird ein Nikolaus Erdmann von Thierbach als Besitzer genannt.
1840 wird ein Blasche als Eigentümer erwähnt.
Von 1850 - 1903 gehörte das Rittergut einem Herrn Krüger.

Ab 1903 wirkte der Rittmeister a. D. Gustav Julius Rudolph von Beerfelde von Sommerfeld (noch mit Wellmitz und halb Baudach) in Seedorf. Er starb mit 49 Jahren Mitte Februar l929 in Sommerfeld auf dem Schloß seiner Ahnen und wurde auf dem Sommerfelder Friedhof beerdigt. Noch in seinen letzten Lebensmonaten hatte sich der Konkurs des Familienbesitztums als unabwendhar erwiesen.
Als Ursache wurden der allgemeine Notstand für die Landwirtschaft und die währungsbedingten Umstellungen nach dem 1. Weltkrieg genannt.
1929 war es dann soweit, daß der Seedorfer Besitz aufgegeben werden mußte. Die Aufgaben des Konkursverwalters übernahm der Gutsbesitzer von Altwasser Dr. Meyer.

1929 hat dann Hans Paulig das Seedorfer Gut übernommen. Der Gutsbesitzer Paulig fungierte in Seedorf als Amtsvorsteher, er hatte auch das Standesamt inne und war Patron der evangelischen Kirche in Jähnsdorf.


  • Infrastruktur

Doppl.Klick für Großformat des Meßtischblattes Es ließ sich leben in Seedorf, die Versorgung war gesichert durch die "Conditorei und Bäckerei "Zech" mit einem Lebensmittelgeschäft. Textilien und Lebensmittel sowie eine Tankstelle hatte das Geschäft Becker. Einen weiteren kleinen Laden führte Friedrich Schulz. Für Handwerker befand sich das Sägewerk "Gabel" in Jähnsdorf und in Seedorf. Außerdem gab es eine Schmiede und einen Schuhmacher.

Dorfstr
Doppl.Klick für Großformat
Meßtischblatt von Seedorf Seedorf - Dorfstraße Seedorf - Landkarte
Seedorf hatte einen Bahnhof mit einer Wasserversorgung für die Lokomotiven und einen Wasserturm, welcher heute noch steht. l9l4 war die Eisenbahnstrecke von Crossen nach Sommerfeld fertiggestellt worden. Viele Bürger verdienten sich bei diesem Bau ihren Lebensunterhalt. Der Bahnhof steht auf dem Territorium von Seedorf.
Aber die Jähnsdorfer legten Beschwerde ein und so wurde zugestimmt, daß der Bahnhof Seedorf-Jähndorf heißt. Man versprach sich für den Bau der Eisenbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser ist leider nicht eingetroffen.


  • Badefreuden am Jähnsdorfer See

Der Jähnsdorfer See war für den nach dem 1. Weltkrieg sich entwickelnden Tourismus dadurch begünstigt, da sein Ufer fast bis an die Straße reichte. Bereits zu deutscher Zeit herrschte am größten See des Kreises im Sommer bald ein reges Badeleben. Zeitweilig fuhren am Wochenende sogar Sonderzüge für die Sonnenhungrigen und Wasserfreunde von Crossen nach Jähnsdorf-Seedorf und zurück.
Früher gab es am Jähnsdorfer See zwei Badeplätze.
Radans Gasthof
Seedorf - Radans Gasthof
Der erste (nördliche) lag ziemlich dicht bei Seedorf. Man nannte ihn Radans Badestrand nach dem örtlichen Gastwirt. In Seedorf hatte der Wirt Radan seine Gastwirtschaft umgebaut und modernisiert, da der aufkommende Tourismus durch den nahegelegenen See zunahm und die Durchreisenden dies als Haltestelle nutzten. Auch Urlauber konnten dort übernachten und sich verpflegen lassen. Radans Badestrand
Seedorf - Radans Strand
Der Gastwirt Radan eröffnete eine Gastwirtschaft an der Badestelle am See, aber sie war nur im Sommer geöffnet, und für die Gemeinde war dies eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Gemeinde Jähnsdorf wollte an den Einnahmen beteiligt sein, was aber abgelehnt wurde, da für die Benutzung zum Baden kein Eintrittsgeld verlangt wurde.
Die Bebauung von Radans Badestrand bestand aus einem Wirtschaftskiosk, einer großen überdachten Terrasse und Umkleideräumen. Am Ufer waren Holzbänke aufgestellt. Von hier kam man auch zum Fischerhaus des Lehrers Walter Rettig. Diese Badestelle bevorzugten die Jugendlichen der umliegenden Dörfer und auswärtige Jugendgruppen, die hier zelteten, und Besucher, die mit eigenem Boot Wassersport treiben wollten. Von den Anlagen dieser Badestelle ist heute nichts mehr zu sehen.

Stilleben vom See
Seedorf - Stilleben vom See
Die zweite Anlage, das Seebad Seedorf”“ ein Stück weiter südlich gleich hinter dem Luggraben zwischen der Chaussee nach Sommerfeld und dem See, ließ um 1925 Wilhelm Nikolaus entstehen. Zunächst wurde hier eine Art Baracke mit Ausschank, Küche und Lagerraum erbaut.
Es folgte dann zwischen den Sträuchern der Bau von schilfüberdachten offenen Hütten mit feststehenden Tischen und Sitzgelegenheiten. Guter Besuch führte zu einer Erweiterung der Anlage.
So entstanden eine Tanzfläche, eine Sanitätswache und eine etwa 15 m hohe Aussichtsterrasse. Zum Tanz spielte an Nikolaus Badestrand meist die Kapelle Orlitz aus Jähnsdorf.
Zusätzlich zu dieser Gaststätte am hinteren See war eine Anlage mit der Überschrift "Klein-Afrika" aufgebaut und man kam bereits zu dieser Zeit aus nah und fern. Die zunehmende Motorisierung veranlaßte den Bau eines Parkplatzes an der anderen Straßenseite. Dieser wurde an Sonn- und Feiertagen bewacht.

Um 1937 ließ sich der Wirt Nikolaus fast an der Straße ein zweístöckiges massives Gebäude errichten, das Gasträume, die Küche und die Wohnung aufnahm. In Holzbauweise wurden daneben mit Sicht zum See ein Saal und eine Terrasse erbaut. 1938 übernahm ein Herr Nejedli, der während des 2. Weltkrieges beim Wehrmeldeamt in "Crossen" beschäftigt war, die Anlage.
Von den ganzen Baulichkeiten, die bei schönem Wetter stets auch Sommerfelder, Sorauer und Gubener Einwohner anzogen, ist jetzt kaum noch etwas vorhanden.
Strandleben Seebad AfrikaStrand
Badefreuden am See Das Seebad Seedorf Am Strand von "Klein-Afrika"

  • Das Jahr 1945

Es war kurz vor Weihnachten 1945, als die ersten Flüchtlingstrecks aus dem Warthegau in Seedorf eintrafen. Das war für uns ein Zeichen, daß sich die Front unmittelbar unserer Heimat näherte. Auch in unserem Dorf mußte über das weitere Tun eine Entscheidung getroffen werden, entweder den Wagen packen oder bleiben. Für den Fall des Bleibens wurden Bunker am Weg nach Schwirze gebaut, um eventuellem Beschuß zu entgehen.
Es war im Februar l945, die nahende Front war schon zu hören und deutsches Militär war bei uns gegenwärtig, da entschlossen sich einige Seedorfer und auch Jähnsdorfer mit Pferdegespannen über Guben in Richtung Westen zu ziehen. Der Treck kam aus Gründen der Unentschlossenheit nicht weit. Es wurde an den zur Sicherheit gebauten Bunkern im Wald, am Weg nach Schwirze, Halt gemacht. Dort entschied man sich, wieder in unsere Häuser zurückzukehren.

Am 20. Februar 1945 erfolgte dann der Einmarsch der Russen in Seedorf. Wie überall in den Gebieten östlich von Oder und Neiße drangen die russischen Soldaten in die Häuser ein, verlangten Uhren und Ringe, plünderten im Vorbeiziehen und zerstörten. Die Bevölkerung war schutzlos der Besatzung ausgeliefert. Bereits am folgenden Tag sammelten die Russen arbeitsfähige Männer ein und transportierten sie mit unbekanntem Ziel auf ihren LKWs weg. In unserem Sprachgebrauch wurde solche Aktion “Verschleppung” genannt.
Das nächste Ereignis kam bereits einige Tage danach. Nachdem die Front bei Guben stehenblieb, wurden die anliegenden Dörfer in Richtung Osten evakuiert - das war der sogenannte Osttrieb. Die Jähnsdorfer landeten in Kossar, die Seedorfer in Groß-Lessen. Dort mussten wir - zum Teil auch in Liebthal - in der Landwirtschaft arbeiten und kehrten erst kurz nach Beendigung des Krieges in unsere Heimat zurück.

Am 22. Juni 1945 bekamen wir die Aufforderung, uns innerhalb kürzester Zeit auf dem Dorfplatz in Seedorf mit dem Notwendigsten einzufinden. Auf dem Dorfplatz versammelte sich das ganze Dorf mit den Vehikeln verschiedenster Art. Einige hatten noch eine Kuh vor dem Wagen. Pferde hatte ja niemand mehr. Andere kamen mit Handwagen und auch Kinderwagen. Ohne Informationen bewegte sich der Treck über die Bahnhofstraße durch Jähnsdorf in Richtung Wellmitz. Den Wellmitzer Berg hoch war es eine Schinderei für Mensch und Tier. Bis auf Ausnahmen waren es Frauen und Kinder und alte Leute, die an diesem Tag die Heimat verlassen mussten.
Weiter bewegte sich der Treck über Wellmitz-Grochow-Kanig-Pole und schließlich zur Neiße südlich von Guben. Der Halt vor der Neiße ist mir nach wie vor stark in Erinnerung. Es war nicht zu verstehen. Fast nur mit dem, was wir auf dem Körper hatten, ging es über eine Pontonbrücke. Danach waren wir uns selbst überlassen. Keine Behörde kümmerte sich um uns.
  Änd 01.01.2017
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