Tschausdorf liegt ca.12 km südöstlich von Crossen.
Von Crossen/Oder kommend, erreicht man Tschausdorf, indem man auf der ehemaligen Reichsstraße 5 in Richtung Grünberg fährt.
nach 7 km - Gersdorf ist erreicht - biegt man links nach Tschausdorf ab, nach weiteren 5 km wird das Ziel erreicht.
Tschausdorf hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
791 Einwohner und gehörte zum Amtsbezirk Plau, zu dem auch Grunow,Logau und Thiemendorf gehörten.
Dieser bis 90 m über Meereshöhe und damit reichlich 40 m über der Oderaue auf dem südlich den Strom begleitenden Höhenzug
gelegene Ort war mit den beiden Wassermühlen und der früher vorhandenen Windmühle den Crossenern besonders verbunden.
Gehörte er doch schon seit dem l5. Jahrhundert der Stadt Crossen.
Leider ist die Vergangenheit von Tschausdorf geschichtslos, d.h. über den Ursprung des Dorfes liegen keinerlei schriftliche Quellen vor.
In frühesten Zeiten soll das adlige Geschlecht von Pusche das Dorf besessen haben. Wie und wann Tschausdorf von der Stadt
Crossen erworben wurde, davon wurden bisher keine Dokumente gefunden.
Tschausdorf gehörte wohl zu den ältesten Besitzungen der Stadt Crossen, denn bereits
1430 bestätigte
der Herzog Wenzel in seiner Privilegio dem Rat zu Crossen, dass Tschausdorf zur Stadt gehört.
1541 legte der Rat hier eine Schäferei an, und kaufte 1547 die Mühle und 1572, 1602 und 1607
zwei Hufen Land hierzu.
In der Klassifikation 1718/19 wird Tschausdorf wie folgt erwähnt:
Tschausdorf hatte als Besitzer: Magistrat von Crossen.
Im Ort gab es:
41 Bauern (8 mit je 1 Hufe, 33 mit ½ Land).
Die beiden Lehnschulzen hießen Christoph Schultze und Melchor Stein.
Außerdem
13 Gärtner und
4 Büdner.
Alle wurden in der nebenstehenden Klassifikation namentlich genannt.
Je eine Hufe wurden von der Oberwassermühle, der Unterwassermühle, der Windmühle, dem Dorfschäfer und dem Dorfschmied bearbeitet.
Der Acker war schlecht und bergig. Die Weide war in trocknen Jahren gut, in nassen aber knapp.
Es wurden Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Wicken, Hirse, Leinen und Hanf angebaut.
Auf einer Hufe konnten 3 Pferde, 2 Ochsen, 4 Rinder, 12 Schafe, 4 Schweine und 3 Gänse gehalten werden.
Auf den eigenen Wiesen wurde in den Lachen Fischerei betrieben. Es gab einige Bienenstöcke. Durch den Viehverkauf gab es etwas Verdienst.
Im Ort gab es einen Schulmeister, der aber kein Land hatte.
Im
Bratring 1806 steht geschrieben:
Tschausdorf war im Jahre 1806 ein Dorf mit 2 Lehnschulzen; es wurde von der Kämmerei zu Crossen verwaltet.
Es hatte 2 Ganzbauern, 38 Halbbauern, 15 Ganz-Kossäten, 4 halb-Kossäten, 25 Büdner und 19 Einlieger. 1 Schmiede, 2 Wassermühlen, 1 Windmühle, 1 Heideläufer und 1 Unterförster.
Tschausdorf hatte 1806:
98 Feuerstellen u.
593 Einwohner . Tschausdorf war nach Plau eingepfarrt.
Untermühle - eine Wassermühle zu Tschausdorf gehörig.
Obermühle - eine Wassermühle zu Tschausdorf gehörig.
Waldbude - Wirtschaftshaus und Ställe im Oderwald bei Tschausdorf.
In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre
1844 erscheint:
- Tschausdorf war ein Dorf mit 1 Vorwerk - zur Stadt Crosse gehörig.
es hatte 103 Wohngebäude und 614 Einwohner.
es war nach Plau eingepfarrt.
- Untermühle Wassermühle zu Tschausdorf gehörig.
1 Wohngebäude mit 8 Einwohnern.
- Obermühle Wassermühle zu Tschausdorf gehörig.
1 Wohngebäude mit 6 Einwohnern.
- Waldbude Kuhmelkerei und Forsthaus zu Tschausdorf.
2 Wohngebäude mit 12 Einwohnern.
Für das Jahr
1852 werden genannt:
- Tschausdorf war ein Dorf mit Försterhaus zur Stadt Crossen.
Es hatte 739 Einwohner
- Untermühle Wassermühle zu Tschausdorf gehörig. Sie hatte 8 Einwohner.
- Obermühle Wassermühle zu Tschausdorf gehörig. Sie hatte 7 Einwohner.
- Waldbude Kuhmelkerei und Forsthaus zu Tschausdorf. Sie hatte 14 Einwohner.
Das Forsthaus von Tschausdorf
Im
Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von
1861 wird geschrieben:
- Tschausdorf war ein Dorf zur Stadt Crossen gehörig.
Es hatte 108 Häuser und 733 Einwohner .
Zu Tschausdorf gehörten:
- Das Forsthaus in der Oberheide: 1 Haus mit 7 Einwohnern.
- Die Untermühle: 1 Haus mit 8 Einwohnern.
- Die Obermühle : 1 Haus mit 7 Einwohnern.
- Die Waldbude : 1 Haus mit 17 Einwohnern.
- I n f r a s t r u k t u r
♦ Die 4klassige S c h u l e in Tschausdorf
Es waren immer 2 Klassen in einem Raum, 1. u. 2. Klasse, 3. u. 4. Klasse, 5. u. 6. Klasse, 7. u. 8. Klasse. Die Klassenräume
waren über 2 Etagen verteilt. Neben der Schule gab es einen Sportplatz.
Der älteste Lehrer an der Schule war Herr Freund. Dieser war für die 3. und 4. Klasse zuständig. 1933 gab es einen Lehrer namens
Hämmerling. Der Rektor der Schule war Herr Schade bis zum Krieg 1939, da er Major war wurde er gleich gezogen. Er lehrte in der
Oberstufe 7. und 8. Klasse, außerdem gab er Musikunterricht von 5. bis 8. Klasse.
Ca. 1935 gab es einen Lehrer Herr Petrifke, der die Unterstufe unterrichtete. Danach war ein Frl. Först eingesetzt, welche bis
zum Ende der Schule Unterricht gab. Es soll auch eine Lehrerin Frau Faber und einen Lehrer Rentsch gegeben haben.
Frau Faber war ab ca. 1939 und später dort.
Der Unterricht begann um 8.00 Uhr bis 13.00 Uhr, manchmal auch nachmittags. Es war auch Samstag Unterricht gewesen.
Bevor ein Wohnhaus für die Lehrer gebaut wurde, haben die Lehrer haben immer bei Bauern im Ort gewohnt oder im Schulhaus.
Frl. Först hat bei Hebams gewohnt. Der Lehrer Petrifke hat in der Dreu mit seiner Frau gewohnt. Das Haus war ein Mietshaus,
da die ehemaligen Besitzer (Torsaule Schiffers), nach Plau gezogen sind. Später erst wurde ein Wohnhaus für die Lehrer gebaut.
♦ Bäckereien, Läden und Handwerk
Im Dorf gab es
4 Bäckereien. Es wurde bei Franzes, Schenkes, Seiferts und Weigelts (Obermühle) gebacken.
Ein Bäcker war Paul Tiepner. Er hat am Samstag Semmeln und Brot mit der Kiepe ausgetragen, später hatten Weigelts ein Auto,
dann wurde mit dem Auto die Ware verteilt. Der Sohn aus l. Ehe von Herrn Weigelt hat die Bäckerei weitergeführt.
Während des Krieges hat Gertrud Stein (Dreulies) das Brot von der Bäckerei Weigelt mit dem Pferdefuhrwerk ausgefahren.
Im Winter wurde das Brot mit dem Schlitten ausgefahren. Frau Elisabeth Schulz (Wondlings) hat im Krieg auch Brot ausgefahren nach Plau.
Herr Ahleith war Bäcker und Schwiegersohn von Schenkes. Er und seine Frau haben für den Laden von Schenkes und auch für andere Kunden gebacken.
Schenkes und Seiferts hatten auch ein
Kolonialwarengeschäft. Die Familie Seifert hatte den Laden
nur gepachtet von Eisermanns(Roys).
Vor der Familie Seiffert hatte eine Familie Dieckmann den Laden etwa bis 1933/34 gepachtet. Dann sind diese weggezogen
(sie hatten ein jüdisches Kind adoptiert). Bei Dieckmann gab es auch immer Bonbon für die Kinder.
Herr Eisermann hat nach Aussagen seiner Söhne auch einen Landwarenhandel mit Maschinen betrieben.
Eine
Fleischerei mit Kolonialwarengeschäft war bei Mertkes (Thielicks), Plauer Weg. Außerdem kam Fleischer
Schulz aus Plau zu Städters (Andortz) in die Bahnhofstraße 25 einmal die Woche und brachte seine Waren mit. Verkauft wurden
diese Waren im Fleischerladen (ein Raum angemietet) bei Nitschke (Kaspers). Dort gab es auch polnische Ringwurst oder Krautwurst genannt.
Er kam immer im Einspänner gefahren.
Die Bauern haben Schweine oder Rinder gehalten, die auch selbst geschlachtet wurden. Dazu kamen die
Hausschlächter auf den Hof.
Ein Hausschlächter im Dorf war Gustav Burdack (Beerburdacks), Waldstraße 98. Weiterer Hausschlächter waren Paul Mertke (Thielicks), Plauer Weg und Herr Eisermann (Roy).
Es kam vor dem Verarbeiten des Fleisches ein Trichinenbeschauer meistens Herr Melzer aus Plau auf den Hof.
Es gab im Dorf auch eine
Molkerei, Dampf-Molkerei, die zu einer Hälfte auf dem Gebiet Tschausdorf stand
und zur anderen Hälfte auf dem Gebiet Thiemendorf. Der Besitzer war Erich Lankhoff aus Thiemendorf. Er hat mit seiner Familie dort gewohnt.
Die Milch wurde von den Bauern in Milchkannen, die mit ihren Hausnummern versehen waren, auf die Rampen im Ort gestellt und von
Gustav Krause (Schlabasch) mit einem Pferdefuhrwerk abgeholt. Die Milch wurde in der Molkerei verarbeitet.
Wenn es etwas nicht beim Kolonialwarengeschäft gab oder die Bauern in Crossen zu tun hatten, haben sie auch dort beim Kaufmann
eingekauft. So gab es 3 Geschäfte von
Heudis in Crossen. Wilhelm, Gottfried und Karl Heudis hatten
allesamt Kolonialwarengeschäfte mit gleichem Angebot, aber verteilt in der Stadt.
Es gab
2 Gasthöfe in Tschausdorf : Retusch und Kurzreiter.
Die Arbeiter gingen in die eine Kneipe und die Großbauern in die andere. Bei Fastnacht war es ebenso. Jede Klasse feierte in ihren eigenen Gasthof.
Es gab im Dorf verschiedene Frauen, die genäht haben für die Dorfbewohner. So Frau Schulz in der Bahnhofstraße (Steenes Martha),
Frau Anna Städter (Fernchen) Waldstraße, Berta Mertke (Jungatz) Dorfstraße.
Anna Städter (Jacobs) war
Schneiderin. Es gab auch
Schuster in Tschausdorf.
Es gab
zwei Schmieden im Dorf. Eine Schmiede hatte die Familie Bothe gehabt, die zugezogen war. Die alte Schmiede war am Anfang der Dorfstrasse.
Auch eine
Motormühle gab es in der Gasse "Hintenrum". Dort wurde Getreide gemahlen.
Die alte Frau Roy war Krankenschwester. Sie wohnte bei ihrem Sohn Ewald Eisermann, Dorfstraße 4. Während des Krieges wurde von
der Wehrmacht bei Kurzreiters (Gaststätte) ein Med.-Stützpunkt eingerichtet, wo auch ein Arzt war.
In Tschausdorf gab es
nur ein Telefon, bei Eisermanns (Roy), weil dort auch die Post war.
Es gab
Storchennester bei Wehlacks (Städter, Gustav) (Dorfstraße 48) und Gartners, eventuell
auch in der Dreu.
- Tschausdorf hatte auch Industrie - das H e l e n e n w e r k
Wer die Umgebungskarte von Tschausdorf (unter Geschichtliches aufgeführt) studiert, findet unweit des Bahnhofs Thiemendorf
die Eintragung "Fbr". Was war das nun eigentlich für eine Fabrik?
Nach dem l. Weltkrieg ließ der Tschausdorfer Bauer Schulz (Wondling) auf seinem Acker am Feldweg von Tschausdorf nach Thiemendorf
ein
Zementsteinwerk erbauen. Es entstanden an der einen Seite des Weges an einem Kiesberg eine Fertigungshalle sowie an
der anderen Seite auf dem Acker ein zweigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, Stallungen und Garagen. Bauer Schulz schuf diese
Anlagen, um seine Tochter erbteilmäßig abzufinden, die einen entsprechenden Fachmann geheiratet hatte. Nach dem Vornamen der
Tochter bekam die Firma den Namen
Helenenwerk. Zementsteine wurden allerdings nur begrenzte Zeit hergestellt,
denn um 1930 verkauften die Eheleute Willi und Helene Schenk den Komplex an die Kokonia-Seifenfabrik.
Diese Firma richtete hier ein Zweigwerk ein, in dem hauptsächlich Reinigungsmittel für die Industrie, z. B. Handwaschseifen
für Bahn- und Postarbeiter in Dosen, hergestellt wurden. Anfang 1935 ging das Unternehmen in Konkurs. Es kam im Winter 1935/36 zur Zwangsversteigerung.
Dabei erwarb der Thiemendorfer Bürgermeister Höhne die eine Seite mit dem Wohn- und Geschäftsgebäude sowie dem Lagerplatz
am Bahnhof mit Verladerampe, der mit der Fabrik durch ein Feldbahngleis verbunden war, auf dem Pferdezug-Loren verkehrt hatten.
Höhne übergab dieses Areal seinem Sohn Willi als Erbteil.
Die andere Seite des Werkes mit Fertigungshalle und Kiesberg kaufte ein älterer Kokonia-Angestellter namens Tübner,
der sich dort eine Wohnung schuf.
Die einstigen Helenenwerks-Besitzer, die Eheleute Schenk, erwarben nach dem Verkauf an die Kokonia-Seifenfabrik ein Grundstück
in Tschausdorf und richteten dort einen Kaufladen ein, der recht gut ging. Die ältere der beiden Töchter heiratete einen Bäckermeister,
worauf dem Handelsunternehmen eine Bäckerei angefügt wurde. Das Schenk'sche Geschäft war dann das
größte Kaufhaus in Tschausdorf.
- Landung der polnischen Ozeanfieger bei Tschausdorf am 1. Juli 1934
Es war sieben Jahre nach der ersten Überquerung des Atlantischen Ozeans im Flugzeug nichts Besonderes mehr, wenn im Lande der
unbegrenzten Möglichkeiten ein mutiger Flugzeugführer mit Kurs nach Westen aufstieg und knapp anderthalb Tage später auf dem
europäischen Festlande wieder aufsetzte. So war es auch im Sommer 1934, als in Harbour Grace auf Neufundland zwei Polen,
die Gebrüder Ben und Joe Adamowicz, zu einem Non-Stop-Flug nach Warschau gestartet und eineinhalb Tage später in der Nähe von
Paris niedergegangen waren.
Dieser völligen Inanspruchnahme der Bevölkerung durch das politische Tagesgeschehen (Röhm Putsch) war es zuzuschreiben,
daß niemand an die polnischen Ozeanflieger dachte, als am
Sonntag, den 1. Juli 1934, abends ein Flugzeug mit blauen
Trag- und Steuerflächen und roter Motorhaube ohne Erkennungsnummer und ohne deutschen Hoheitsabzeichen ganz niedrig über Crossen
dahindonnerte. Am anderen Morgen verbreitete sich allmählich die Nachricht, daß die polnischen Ozeanflieger in der Nähe von
Tschausdorf wegen Benzinmangels niedergegangen seien.
Tschausdorfer Kinder am polnischen Flieger
Kurz nach 20 Uhr war das Flugzeug auf den so genannten Zeidelwiesen bei Tschausdorf gelandet, glatt, ohne auf dem unbekannten
Gelände Schaden zu nehmen. Dabei hatten die Flieger viel Glück; denn sie setzten gerade neben einem Graben auf.
Nachdem die telefonische Meldung weitergegeben war, daß die in Warschau mit Ungeduld erwarteten Flieger hatten niedergehen müssen,
erkundigte man sich von überall her nach dem Befinden der Flieger.
Die Schulkinder aus Tschausdorf, für die an diesem Tage der Unterricht ausfiel, kamen geschlossen zum Landeplatz hinausmarschiert.
Sie umlagerten das Ozeanflugzeug neugierig.
Die Maschine, die innerhalb von 35 Stunden zwei mutige Männer von einem Erdteil zum anderen gebracht hatte, unterschied sich
äußerlich nur wenig von anderen Flugzeugen. Nur wenn man einen Blick in das Innere des Apparates warf, erkannte man, daß
dieses Flugzeug doch von besonderer Art war.
Ben Adamowicz, ein kleiner rundlicher Mann in den dreißiger Jahren, zeigte und erklärte die Besonderheiten des Flugzeugs.
Er erzählte, daß er mit seinem Bruder am Donnerstag, dem 28. Juni, NewYork verlassen hatte, und daß sie am folgenden Tage früh
in Harbour Grace auf Neufundland zu ihrem Flug nach Warschau aufgestiegen seien.
Die Wetterverhältnisse seien während der ersten acht Flugstunden verhältnismäßig günstig gewesen. Dann aber seien sie in eine
Schlecht-Wetterzone geraten, in der Sturm und Regenfälle den Flug erheblich erschwerten. Glücklicherweise habe das nicht sehr
lange gedauert. Während des restlichen Teiles der Flugstrecke seien ihnen klare Sicht und schwache Windbewegungen sehr zugute gekommen.
Nachdem alle Vorbereitungen für den Weiterflug getroffen waren, warf Joe Adamowicz den Propeller an, und bald darauf - es war
etwa 9:30 Uhr - erhob sich das Flugzeug wieder in die Lüfte. Mit Kurs nach Osten flog es der Heimat zu.
Wenige Stunden später traf die Nachricht ein, daß die polnischen Ozeanflieger bei der Stadt Thorn wieder hatten niedergehen müssen. - Pech!
- F e s t e und B r ä u c h e
Fastnacht, Maibaum aufstellen, Erntedankfest, Kinderfest und die Vereinsbälle im Winter, wie Feuerwehrball oder vom
Kriegerverein - das alles gab es in Tschausdorf.
♦ Am 1.Osterfeiertag: frühmorgens Osterwasser holen
Am 1. Feiertag wurde noch vor Sonnenuntergang von jungen Mädchen Osterwasser geholt. Dabei durfte nicht gesprochen werden.
So gingen sie - stark vermummt - in einer Hand die Kanne. in der anderen einen Stab
("Geh-' ohne Stab und Gottes Wort,
niemals aus deinem Hause fort") in tiefem Schweigen und ohne sich umzuschauen (das war ja gerade das Schöne und Spannende
dabei) in Richtung Gersdorf durch "Jadams Heede" und weiter auf "Zuchcheesken" zu.
In dem Graben, der aus östlicher Richtung floss - also vom Sonnenaufgang her - wusch sich jede in dem oft zwar eisigen,
aber immer köstlichem Wasser, wonach sich niemand abtrocknen durfte. Dann wurde mit dem Gemurmel
"Dieses Wasser schöpf ich,
Christi Blut anbet' ich; dieses Wasser und Christi Blut ist für allen Schaden gut" geschöpft.
Waren alle Kannen gefüllt, schaute man noch ein Weilchen in den untergehenden Ostermond. Worauf sie wieder heimwärts stapften,
und noch manchen stillen und vermummten Gestalten begegneten, die ebenfalls auf dem Wege waren, sich ihr Osterwasser zu holen.
Allerdings musste der Rückweg ein anderer sein, als der Hinweg zum Wasser. Leise, wie sie gegangen, kamen sie wieder zu Hause an.
Am Ostersonntag früh wusch sich jedes Familienmitglied mit dem "köstlichen Wasser", der Kaffee wurde damit gebrüht, die Blumen
wurden mit ihm begossen. und auch das Vieh bekam davon zu saufen, denn es sollte gut gegen allen Schaden sein.
Einige Flaschen wurden für besondere Fälle auch gut verkorkt im Keller aufbewahrt und hielten sich dort lange Zeit frisch und gut.
Ja, so war es damals in der Heimat.
♦ Am 2. Osterfeiertag: den Pingel von den Paten holen
Ostermontag, nach dem Mittagessen wurden die Kinder fein angezogen und sind in Tschausdorf zu den Paten gegangen, um Gaben
(Geschenke) abzuholen. Die Mädchen hatten meistens ein neues Kleid an und/oder neue Schuhe.
Die Erwachsen haben dann die Straße runter geschaut, wie die Kinder gegangen sind und haben ihre Späße gemacht. Es gab viele
Kinder zu der Zeit, so dass viele Menschen auf der Straße waren, um das zu beobachten.
Das hieß in Tschausdorf "Goein" gegangen oder "Pingel" geholt.
Es gab für jedes Kind ein Stück Lebkuchen mit Bild (vom Bäcker Aleith gebacken), gefärbte Ostereier, eine Tüte mit gefüllten
Eiern und je nach Paten Schokoladenosterhasen oder andere Geschenke.
Elisabeth Schulz (Wondlings) erinnert sich an 4 Paten, die sie besucht hatten. Sie hatte ein kleines Körbchen und ihr Bruder
Walter hatte einen kleinen Rucksack. Damit wurden die Geschenke geholt. Die Paten haben fast alle im Ort gewohnt,
da viele Familien miteinander verwandt waren.
♦ Taufe, Konfirmation und Hochzeit
Die
Taufe der Kinder erfolgte bald nach der Geburt, ca. nach 4 Wochen. Es war üblich, dass jedes Kind
4 Taufpaten hatte. Es gab eine Regel: die Frau durfte den Hof - z. B. zum Einkaufen oder zur Stadt fahren - nicht eher verlassen,
bis das Kind getauft war.
Zur Taufe wurde mit der Kutsche nach Plau in die Kirche gefahren, auch die Paten fuhren mit einer Kutsche.
Vor der
Konfirmation war es üblich 2 Jahre zur Pastorstunde zugehen. Die Mädchen trugen zur Prüfung
ein anderes Kleid als zur Einsegnung. Zur Einsegnung wurden meist schwarze Kleider getragen oder dunkelblau. Es kam dabei auf
die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Familien an.
Frau Agnes Krause erzählte, dass sie zur Prüfung ein weinrotes Samtkleid trug und zur Einsegnung ein schwarzes Kleid
(die Familie war wohlhabend).
Als Geschenke gab es nur Kleinigkeiten. Es wurde meist nur in der Familie gefeiert.
Nach Ende der Schule blieben die meisten Kinder zu Hause auf der Wirtschaft und hatten in der Landwirtschaft zu arbeiten.
Viele Mädchen sind in die Stadt gegangen z.B. nach Crossen oder Guben
in Stellung, wenn sie nicht
zu Hause gebraucht wurden. Es kam auch vor, dass Mädchen als Magd bei Bauern in Tschausdorf in Stellung waren.
Bauernhochzeit in Tschausdorf 1934
In Tschausdorf begann die
Hochzeit damit, dass der ausgewählte
Hochzeitsdiener (Maître de Plaisir)
bereits frühmorgens seine Tätigkeit aufnahm. Oft war es der Bruder der Braut. Seine Zeichen waren bunte Bänder am linken
Unterarm und ein Stock in der rechten Hand.
Sein erster Gang führte zum Haus der Brautjungfern, um diese abzuholen. Danach holten sie die geladenen Hochzeitsgäste von
zu Hause ab, Der Zug bewegte sich zum Haus des Bräutigams, um diesen abzuholen.
Das war die sogenannte
"Ausfuhre". Dabei wurde der gesamten Gesellschaft beim Bräutigam ein Frühstück gereicht.
Gesättigt von Speise und Trank gingen die geladenen Gäste nun zur Braut, um zum Standesamt zu gehen.
1930 war das zuständige
Standesamt noch in Logau, ab 1932 wieder in Tschausdorf. Der Standesbeamte in Tschausdorf war
damals Paul Burdack (Paulasch).
Geschmückte Kutschen brachten das Brautpaar, die Eltern der Brautleute und erlesene Gäste zur Trauung in die
Kirche nach Plau.
Zur Kirche fuhr das Brautpaar in der letzten Kutsche und auf der Heimfahrt in der ersten.
Die weiteren Feierlichkeiten fanden im Hause der Braut statt.
Kurz zusammengefasst:
- Bei Hochzeiten wurde darauf geachtet, wie die Braut den Kranz zum Schleier zu tragen hatte. War die Braut noch
Jungfer bzw. nicht schwanger war es ein geschlossener Kranz. War die Braut bereits schwanger war der Kranz hinten offen.
- Die Brautleute wurden immer mit einer Kutsche zum Standesamt und zur Kirche gefahren. Wenn sie keine eigene Kutsche
hatten, dann haben meistens die Bauern, wo sie gearbeitet haben, eine zur Verfügung gestellt und sind gefahren.
- Die Pferde wurden zur Hochzeit besonders geschmückt. Es wurden die Mähne und der Schweif des Pferdes geflochten, teilweise mit bunten Bändern.
- Ende der 1930er Jahre/Anfang 1940er Jahre hatte der Kaufmann Schenk bereits ein Auto. Im Winter hat er die Brautleute dann zum Standesamt und zur Kirche gefahren.
- Auf der Hinfahrt zur Kirche fuhren zuerst die Gäste und in der letzten Kutsche fuhr das Brautpaar.
Auf der Rückfahrt war es umgekehrt, dann fuhren das Brautpaar zuerst und die Gäste zuletzt.
- Wurde bei der Rückfahrt von den Leuten eine Leine gespannt, so musste die Kutsche, wo das Brautpaar drinnen saß,
anhalten und der Bräutigam hatte Kleingeld zu geben.
- Die Mitgift richtete sich nach der Herkunft der Braut. Es war nicht üblich, bei Hochzeiten Geldgeschenke zu machen.
Es wurden immer Haushaltsgegenstände oder Einrichtungsgegenstände geschenkt, z.B. Teppich, Möbel meist von den Eltern oder
Großeltern, je nach Vermögen, Vasen, Schalen usw.Wenn ein Mädchen aus besserem Haus verheiratet wurde, gab es eine gute Aussteuer,
auch Vieh und Ländereien waren übliche Geschenke.
- Der Brautpfennig: Schon Jahre vor der Hochzeit sparte die Braut jeden Pfennig für die Brautschuhe als Zeichen ihrer
Sparsamkeit. Polterabend und Abtanzen des Schleiers erfolgte so wie auch heute noch.
♦ B r a u c h z u r E r n t e
Zum Beginn der Ernte (Getreideernte) kam der Pastor aus Plau im Anzug nach Tschausdorf. Treff der Ernteleute war das Kriegerdenkmal.
Die Leute erschienen in Arbeitskluft mit Sense und Harke.
Die Frauen trugen Schürzen und Kopftuch. Sie hatten ein Frühstückskörbchen mit einer Kanne Malzkaffe dabei. Der Pastor hielt
eine kurze Predigt. Es wurden l-2 kirchliche Lieder gesungen. Nach der Andacht gingen die Leute auf ihr Feld zur Arbeit.
Es gab Bauern, die ihr ganzes Getreide mit der Sense gemäht haben. Dann mussten die Frauen es zu Garben raffen. Andere Bauern
hatten schon Mähmaschinen, die mit dem Pferd gezogen wurden, mit anschließendem Binder, wo die Gaben gebunden wurden.
Die Familien haben sich untereinander unentgeltlich geholfen. Wer keine Pferde oder Kühe zum Pflügen des Ackers hatte, da hat
dann ein Bauer mit seinen Pferden gepflügt. Dafür haben die Leute beim Bauern geholfen in der Erntezeit.
Auf der Tschausdorfer Gemarkung wurde hauptsächlich Roggen, Hafer, Lein und Weizen angebaut.
Erntefeste wurde in Tschausdorf in der Gaststätte Retusch gefeiert. Junge Mädchen haben dazu eine
Tracht getragen mit rotem Rock, darauf waren schwarze Samtbänder angebracht, weißer Bluse,
schwarzem Samtmieder und eine weiße Halbschürze.
Zum Erntefeste fuhr auch ein Erntewagen mit den jungen Mädchen durchs Dorf.
Erntedankfest Ende September/Anfang Oktober wurde in der Kirche gefeiert.
- Hermann S c h i l d - eine Rennfahrerlegende aus Tschausdorf
Im folgendem wird auszugsweise ein Bericht von Horst Uibel wiedergegeben.
In Tschausdorf, im Kreis Crossen/0der, stand 1913 die Wiege von
Hermann Schild. Bekannt wurde er
als Rennfahrer, nachdem er sich als junger Mann Anfang der Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts dem Radfahrerverein
"Borussia 1894 Guben" anschloss.
Dort waren einige Akteure zu Hause, die immer wieder mit ihren Erfolgen für Schlagzeilen sorgten: Paul Lex, Fritz Schulz, Bruno Knoll...
Diesen Rennfahrern wollte der Junge, der in Crossen/0. den Beruf des Kupferschmieds erlernte, nacheifern.
Nachdem er als völlig unbekannter junger Bursche im August 1931 beim 200 km langen Gaurennen hinter dem Favoriten und Sieger Adolf
Gubatz (RK Endspurt Cottbus) den Ehrenplatz vor zahlreichen Spitzenfahrern der Region erobert hatte, stand er im Blickfeld des
Vereinschefs der Gubener Borussen, Karl Tschichholz, der ihn für den Verein gewann. Schon nach wenigen Monaten konnte er 1932
im regionalen Spitzenrennen rund um Forst beweisen, dass er schon mit den Favoriten mithalten konnte.
Das war der Auftakt für eine Laufbahn, die ein Vierteljahrhundert andauerte, und die Hermann Schild 1957 nach seinem Start beim
Klassiker Mailand-San Remo, im Alter von 44 Jahren beendete.
Seine bedeutendsten Erfolge waren:
• 1935 Gewinner des "Großen Straßenpreises von Schlesien" in Görlitz und danach Gewinn des "Großen Sachsenpreises".
• In den nächsten Jahren gewinnt er die "Gaumeisterschaft Berlin-Brandenburg" in Berlin, das Rennen »Rund um Schneidemühl«
sowie »Rund um die Altmark« und »Rund um Schweinfurt«.
• Im olympischen Jahr 1936 gewann er den Straßenpreis von Frankfurt/Main; die Dreiecksfahrt der Rheinpfalz,
den Straßenpreis von Halle, den Anhalter Straßenpreis und die Gaumeisterschaft von Sachsen.
• 1938 wurde er Sieger der internationalen Deutschland-Rundfahrt.
• 1954 siegte er bei den Deutschen Meisterschaften.
Im September 1935 wechselte er zum
"Sportverein Presto Chemnitz", wo er gleichzeitig in den Presto-Werken
einen festen Arbeitsplatz in seinem Beruf bekam, den er in Guben nicht hatte.
Seit 1937 war Hermann Schild Berufsfahrer in der Presto-Mannschaft-Chemnitz. Den ersten Sieg als Berufsfahrer eroberte
er 1937 in der Traditionsfahrt »Bochum-Münster-Bochum«. Manager Martin »Matze« Schmidt wurde auf ihn aufmerksam,
und so schaffte Hermann mit 24 Jahren auf Anhieb den Sprung in die
deutsche Tour-de-France-Mannschaft.
So wurde er in den Jahren 1937 und 1938 Teilnehmer bei der Tour de France" und machte einige Etappensiege.
Seine Radsporterfolgsgeschichte nahm 1945/46 sein Ende. Das Presto-Werk-Chemnitz war zerbombt, es gab Wichtigeres zu tun.
Er siedelte nun mit seiner Frau Hannelore und den fünf Kindern nach München-Grafing um.
Im
"Radfahrverein Amor München" versuchte er es noch einmal mit dem Rennsport. Im Jahre 1953 erlebten
wir ihn noch einmal auf seiner Heimatrennbahn als Sieger im "Goldenen Rad von Forst" und 1954, wie oben schon genannt, beim
Sieg der "Deutschen Meisterschaft".
Dann beendete er 1957 mit 44 Jahren beim »Radfahrverein Amor München« seine sportliche Laufbahn.
Hermann Schild starb am 7. April 2006 im Alter von 93 Jahren in München.
- T s c h a u s d o r f - Häuserverzeichnis
Einwohnerbuch Tschausdorf von 1926
Dorfpartie in Tschausdorf
Für Tschausdorf liegt uns leider weder ein Ortsplan noch ein Einwohnerverzeichnis vor. Als einzige noch verfügbare
Quelle verfügen wir über das "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926".
Die darin enthaltenen Angaben werden im folgenden vollständig wiedergegeben.
Dazu:
Bitte das rechts stehende Verzeichnis von 1926 anklicken.
Danach bei gedrückter Strg-Taste mit dem Mausrad Zoomen,
bis die aufgeführten Namen leserlich erscheinen!
Eine grobe Auswertung der 1926er Liste zeigt, daß:
• 44 Familien den Namen "Städter" hatten, |
Hier ist die Frage zu stellen, wieso konnte es in Tschausdorf zu einer derartigen Häufung z.B. des Namens Städter kommen? |
• 22 Familien den Namen "Mertke" hatten, |
War denn Tschausdorf so abgelegen, daß seine Einwohner fast ausschließlich im Dorf verblieben? |
• 19 Familien den Namen "Schulz" hatten, |
Oder war es die Zugehörigkeit zur Stadt Crossen - es waren freie Bauern - keine Frondienste mußten geleistet werden. |
• 11 Familien den Namen "Gerasch" hatten, |
Die Unterscheidung der einzelnen Familien voneinander geschah über "sogenannte" Torsaulennamen,
die im Text weiter oben in Klammern gesetzt wurden. |
- Das dörfliche Leben nach Kriegsausbruch bis zur Vertreibung aller Einwohner im Jahre 1945
Seit Kriegsbeginn 1939 wurden immer wieder die Männer als Soldaten eingezogen. Dann mussten meistens die Frauen die Geschäfte
weiter betreiben, so z. B. die Schwester von Paul Mertke (Thielicks) das Fleischergeschäft mit Kolonialwaren. Auch der Sohn
vom Milchkutscher Krause (Schlabasch) war eingezogen. Dann hatte die Frau mit einem Fremdarbeiter (Pole) die schweren
Milchkannen geladen und zur Molkerei gebracht.
Bei Streeses waren französische Kriegsgefangene auf dem Hof in einem langen alten Gebäude untergebracht, die im Oderwald gearbeitet haben.
Bei vielen Bauern haben Kriegsgefangene aus verschiedenen Nationen (Polen, Rußland, Frankreich und andere) gearbeitet und
die Familien bei der Arbeit unterstützt. Wer diese Einteilung vorgenommen hatte, bei welchem Bauer Kriegsgefangene als Helfer
eingesetzt wurden, ist nicht bekannt.
So hat bei Wondlings eine russische Frau gearbeitet. Frau Schulz (Wodlings) erinnert sich, dass einmal bei der Heuernte die
französischen Gefangenen von Streeses Hof die Fuhre abgeladen hatten. Dafür wollte sich die Mutter erkenntlich zeigen und hat
Brote geschmiert und verdünnten Wein den Leuten gegeben, aber so, dass es keiner sah, denn es war verboten, den Gefangenen etwas
zum Essen zu geben. Es war auch verboten, sich gut zu stellen mit den Kriegsgefangenen.
So wurde bekannt, dass die Familie Wondlings ein gutes Verhältnis zu der russischen Arbeiterin hatte. Dann musste die Frau Wondlings
als Strafe sie über die Oder an einen anderen Ort bringen, was sehr weh tat.
Auch 2 französische Kriegsgefangene wurden von der Familie umgesetzt in ein Haus gegenüber, wo nur 2 Männer waren und keine Hausfrau.
Dort war es nicht gut für sie. Bei Kurzreiters hat ebenfalls eine russische Frau geholfen, die hat den ganzen Tag gesungen
bei der Arbeit. Sie war sehr fleißig und flott.
Herr Alfred Städter (vordere Welnife) berichtete, dass Kriegsgefangene bei seiner Mutter um Kartoffeln bettelten. Die Mutter
aber keine gab, da es verboten war. Herr Städter war auf Urlaub während des Krieges und wusste nichts von dem Befehl.
Weil ihm die Männer leid taten, gab er ihnen Kartoffeln. Darüber war die Mutter sehr böse und es wurde verraten. So wurde Herr
Städter sofort aus dem Urlaub an die Front geschickt. Er hat aber den Krieg überlebt.
Flucht vor den Russen:
Der erste Zug ging am 30./31.01.1945 los mit den Bewohnern der Bahnhäuser nach Zeuthen und auch nach Thüringen.
Am 14.02.1945 mussten alle Einwohner das Dorf verlassen. Die Familien schlossen sich zusammen und mussten zum Crossener Bahnhof
kommen. Dort wurden die Pferde und Wagen zurück gelassen und sie fuhren mit dem Zug in Richtung Cottbus, direkt in den Bombenangriff
nach Cottbus, später weiter nach Märkisch Buchholz und Zossen, einschließlich Umgebung.
Nach Erzählungen sind auch Einwohner von Tschausdorf zwischen dem 31.01.1945 und 14.02.1945 weg gefahren von Tschausdorf mit
dem Zug in verschiedene Richtungen, so nach Braunschweig, Miersdorf, Ostprignitz. Einige von Ihnen sind nicht mehr zurückgekehrt als
der Krieg aus war. Die meisten Bewohner waren am 08.05.1945 oder 09.05.1945 wieder in der Heimat zurück.
Vertreibung von den Polen
Die endgültige Vertreibung geschah am 22.06.1945 in Richtung Westen über Guben und Seitwann. Der Beschluss zum endgültigen
Verlassen kam am Vormittag. Alle mussten in kürzester Zeit mit Handgepäck auf der Straße stehen. Es wurde gesagt, jetzt geht
ihr nach Deutschland. Das hat keiner verstanden.
Viele Einwohner sind in Seitwann über die Neiße gegangen, wo einige junge Mädchen und Frauen zurück gehalten wurden,
um bei den Polen zu arbeiten.
Grundlage für diese Webseite war die im "Heimatblatt" veröffentlichte Ausarbeitung der Ortbetreuerin von Tschausdorf
Petra Resag