Kirchen  

 Religion
 Titelbild

Aktuelles Kreis Crossen/Oder
mit den drei Städten Crossen Bobersberg Sommerfeld
   - - - - - - - - Dörfer Heimatstube Heimatblatt Literatur Fam-Forschung Kontakt Impressum



  • 3.  Religion/Kirchen

Die Gegend war bis in das frühe Mittelalter vorwiegend von slawischen Stämmen, die an Götter glaubten, bewohnt. Erst um etwa 1000/1100 etablierte sich das Christentum langsam.
Wesentlichen Anteil daran hatte der ostsächsische Markgraf Gero, der die Tributherrschaft über die slawischen Stämme östlich der mittleren Elbe und der Saale ausübte (Sächsische Ostmark).

Es ist überliefert, dass zwischen 1537 und 1542 alle Sommerfelder Einwohner zum evangelischen Glauben übergetreten sein sollen, auch die slawisch-stämmigen. Der erste lutherische Pastor Bartholomäus Frantz kam aus Wittenberg in die Stadt. Ab 1538 gab es in Sommerfeld keine katholischen Gottesdienste mehr.
Um 1524 erreichte ein lutherischer Prediger die Stadt, von dem der damalige Pfarrer folgendes berichtete:

[ ] Er hat seine Tonsur verwachsen lassen, das Kreuz und Betbuch verworfen, weltliche Kleidung angezogen, trägt ein roth schottisch Birät, ein roth leinenes Gewand und ausgeschnittene Schuhe, will eine junge Witwe heirathen und ist nicht sonderlich gelehrt.
[ ] Der Pfarrer soll dem evangelischen Prediger das Läuten verwehrt und ihn durch unaufhörliches Orgeln an der Predigt gehindert haben.

Aus dem Jahr 1527 ist weiterhin Unerhörtes überliefert, als ein Pfarrer heiratete:

[ ] hat sich ein Weib genommen, Anna, Tochter des hiesigen Balbiers Fabianus und ist lutherisch worden.

Und das, obwohl Kurfürst Joachim in einem Brief an den Bürgermeister und den Stadtrat gefordert hatte,

[ ] daß sie die catholischen Zeremonien gebrauchen sollen und die lutherischen entfernen.

Als erster evangelischen Pastor gilt Bartholomäus Phrazius.
Ab 1584 führte man in Sommerfeld Kirchenbücher, die 1945 vermutlich alle verloren gingen.
Die offizielle Auflösung der Evangelischen Kirche in Sommerfeld erfolgte am 31. Oktober 1946 durch polnische Behörden.

Die Stadt besaß mehrere Gotteshäuser:



Hedwigs-Kirche:

Kirche im Stadtplan
       Lageplan der Hedwigskirche
Kirche im Stadtplan
       ehemalige Hedwigskirche
Fachwerkbau von 1781/1782 mit ca. 200 Sitzplätzen zwischen Bahnlinie (Guben-Sorau) und Pförtener Str. gelegen. Diese Art Kapelle wurde 1912 letztmaligrenoviert. Der Friedhof umgibt das Gelände.

Einst ein Wallfahrtsort für die heilige Herzogin Hedwig v. Schlesien († 1143), die an dieser Stelle eine Kapelle, den Hedwigs-Brunnen und die nördlich der Pförtener Straße befindliche Hedwigs-Mühle stiftete, so die Überlieferung.

Einst umgab die Kirche auch ein Friedhof, der jedoch wohl schon im 19. Jahrhundert nicht mehr genutzt wurde und dessen eine Hälfte dem Gleisbau der Eisenbahn zum Opfer fiel.

Die Hedwigs-Mühle brannte vermutlich im Siebenjährigen Krieg ab. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts produzierte man hier Tuche (s. auch Kapitel Wirtschaft).
Danach war es eine Gaststätte.

 



Katholische Kirche:

Kirche im Stadtplan
       Katholische Kirche
heute Herz-Jesu Kirche; Grundsteinlegung 16.8.1908, Einweihung 22.8.1909; neugotischer Baustil;
für katholisch Gläubige aus Sommerfeld und den angrenzenden 28 Gemeinden in der Sorauer Straße erbaut; 600 Plätze.

Der aus Spenden finanzierte Bau ist noch heute unverändert.
Bis zum Neubau mussten die Gläubigen einen Schulraum in der Sorauer Str. 178 nutzen.
Betreut wurden die Gläubigen vom Gubener Pfarrer Bilecki.

Das Grundstück für den Kirchenneubau wurde 1907 für 28.000 Mark erworben.
Eine namhafte Spende kam auch vom Grafen v. Brühl aus Pförten.

Nach den Plänen des Baumeisters Engelbert Seibertz aus Berlin wurde die Kirche dann erbaut.
Die Baukosten waren von Maurermeister Schneider auf 40.000 Mark veranschlagt worden.


Grund für den Neubau des Gotteshauses war der Zuzug von Arbeitskräften Ende des 19. Jahrhunderts aus Oberschlesien und Großpolen.

 



St. Nikolai Kirche:

1718/19
       Nikolai Kirche   um 1909
Eine Kapelle des Heiligen Nikolaus soll es 1447 an dieser Stelle im Stadtteil Schönfeld schon gegeben haben.
Das erstmalige Gotteshaus ist 1755 niedergerissen worden.
Offenbar war es nur ein Holzfachwerk mit Lehmgefachung.
In den Jahren 1757-1761 ist der jetzige Bau errichtet worden.

Letzter Gottesdienst 13.4.1755;
1757-1761 Neubau mit Einweihung am 27.12.1761;
25,2 m lang und 12,7 m breit, 8,15 m hoch;
gotischer Turm von 1897;
für ca. 1262 Gläubige erbaut und an der Kreuzung Crossener/Naumburger Straße gelegen.

Im Jahre 1930 ist eine Gaszentralheizung eingebaut worden.

Bis etwa 1800 fanden deutsch-und wendischsprachige Gottesdienste statt.
1968 wurde die Kirche abgetragen, das Areal ist heute unbebaut.

 



Stadtpfarrkirche:

1718/19
       Stadtpfarrkirche u. Rathaus
1718/19
       Stadtpfarrkirche innen
Spätgotischer Bau aus den Jahren 1496 bis 1517; nach einem Stadtbrand (1496) als Marienkirche neu gebaut.
Länge: 31,25 m, Breite: 10,80 m und Höhe: 11 m. Höhe des Turmes: 56 m.
Die Kirche bietet 1.320 Sitzplätze.

Erstmalige Erwähnung einer Kirche an dieser Stelle 1315.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg noch nach Maria Magdalena benannt, umgab sie eine bis etwa 1700 genutzte Begräbnisstätte (Kirchhof).

Unter der Kirche befanden sich in Gewölben mehrere Begräbnisstätten für Geistliche und Mitglieder der erbherrschaftlichen Familien.

Mitte des 15. Jahrhundert Erweiterungsbau an der Nordseite des Kirchenschiffes. Die Ostseite erhielt einen Giebel. 1702 größerer Schaden am Dach und Turm durch Sturm.

Vier Glocken, deren größte aus dem Jahr 1817 die Inschrift trug: Ehre sei Gott in der Höhe. Die mittlere Glocke (1728) und die kleine Glocke (1728) sowie eine sogenannte Vorläute-Glocke (1728) waren ebenfalls mit Inschriften ausgestattet.

Eine Orgel wurde 1795 vom Sommerfelder Apotheker Sternberg gestiftet. Das Gestühl wurde 1850 durch neue Bänke ersetzt. 1912 Renovierung des Kircheninnenraumes mit neuer Orgel (Orgelbaumeister Heinze aus Sorau), des Orgelchores (Zimmermeister Reinhold Balack, Sommerfeld) und der Wiederherstellung von Wandmalereien unter Leitung des Architekten Blaue (Berlin-Dahlem).

Eine Besonderheit in Sommerfeld, abweichend von allgemeinen Vorgaben der Brandenburgischen Landeskirche: Christmette am Weihnachtsmorgen um 6 Uhr mit Wechselgesängen des Chores und der Gemeinde, statt Christnachtfeier am Heiligen Abend.

1945 traf eine Granate den Kirchturm, richtete jedoch keinen weiteren Schaden an. Heute befinden sich die Glocken der Stadtpfarrkirche in der Kirche von Lübben.
Änd   31.Okt. 2024
homeZurück