Goskar

(Gostchorze)
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Goskar
Goskar

Goskar liegt ca.5 km östlich von Crossen und nördlich der Oder.
Vom Kreisel am Ende der Bismarckstraße in Crossen/Oder kommend, erreicht man Goskar, indem man den Kreisel in Richtung Schwiebus verläßt. Nach ca. 4½ km biegt man nach rechts in Richtung Goskar ab.
Nach reichlich ½ km wird das Ziel erreicht.

Eine andere Route führt vor dem Kreisel nach rechts über Hundsbelle nach Goskar.

Goskar hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     639 Einwohner   und gehörte zum Amtsbezirk Kähmen, zu dem auch Hundsbelle und Rädnitz gehörten.

Goskar, heute unter polnischer Verwaltung als "Gostchorze", ist auf der Landkarte leicht zu finden. Es liegt am Oderknie bei der Kreisstadt Crossen, abseits der F97, die von Schwiebus über Crossen nach Guben führt. Abseits heißt auch, dass verkehrsmäßig zum Bahnhof Crossen - der Bahnstrecke Grünberg - Guben = 7 km und zum Bahnhof Rädnitz (Strecke Grünberg) gleichfalls 7 km zu bewältigen waren.

Der Ortschronist von Goskar Horst Forkert teilte dem Webmaster mit, dass es den Ortsnamen Goskar heute noch auf der Welt gibt, und zwar in Australien. Goskar ist tatsächlich ein Stadtteil von Adelaide, der Hauptstadt des Bundesstaates Südaustralien. Adelaide ist 3258 km² groß und hat 1,306 Millionen Einwohner und ist von einem großen Weinanbaugebiet umgeben.

Die Namensgebung könnte durch die damaligen Auswanderer erfolgt sein. Aus unserer Gegend, z.B. aus Klemzig bei Züllichau und Umgebung haben sich auch Rädnitzer und Goskarer den Auswanderern angeschlossen. Der Ort Klemzig ist tatsächlich damals fast komplett ausgewandert.

Die Auswanderung führte die Oder herunter bis nach Stettin. Auch Klemzig ist heute ein Stadtteil von Adelaide. Seine 33-jährige Enkeltochter Anne Forkert ist vor einigen Jahren nach Australien ausgewandert und hat ein wenig über diese Sache recherchiert.

Ausschnitt aus der Kreiskarte

      Ausschnitt aus der Kreiskarte

Die Ausdehnung vom 1. Haus, Familie Schwarz an der Gemarkungsgrenze Rädnitz bis zur anderen Gemarkungsgrenze an Hundsbelle, Familie Reinhold Pächnatz, betrug ca. 4 km. Es gab nur eine befestigte Straße, die Dorfstraße vom Schmiedeberg bis zur unteren Gasse. Ende der 1930er Jahre wurde diese dann noch bis zur Chaussee gepflastert.

Kirchlich gehörten die Goskarer zur Crossener St.-Andreas-Berggemeinde. Somit betreuten sie zwischen den Weltkriegen die Pastoren Grell und Schmidt.
In der Schule unterrichteten um 1925 die Lehrer Franz Thiele und Gustav Bittroff. Zur gleichen Zeit hieß der Gemeindevorsteher Paul Gerasch. 1939 regierte der Bürgermeister Hugo Walter.
Verwaltungstechnisch war Goskar mit Rädnitz und Hundsbelle Teil des Amtsbezirks Kähmen. Wiederholt saß jedoch der Amtsvorsteher, wie z.B. 1939 Albert Sperling, am Ort.

Goskar liegt zwischen zwei Hügeln, zur Oder offen als Straßendorf und hatte knapp 120 Hofstellen mit ca. 640 Einwohnern. Es gab etwa 26 Bauernwirtschaften, z.T. mit Nebenerwerb, der überwiegende Teil der Männer waren Fischer und Arbeiter in den verschiedenen Handwerksberufen in der nahen Kreisstadt Crossen/Oder. Ausgesprochene Handwerksbetriebe gab es nicht.

Kern und ältester Teil des Dorfes ist die sich parallel zur Oder sowie 20 und mehr Meter über dem Strom hinziehende angerartige Hauptstraße, Schmiedeberg genannt. Von hier aus dehnte sich das Dorf wahrscheinlich erst im 19. Jahrhundert durch Aussiedlung und Hausbauten von Söhnen, die Schiffer, Handwerker und Arbeiter wurden, bis zur Rädnitzer Chaussee (Reichsstr. 97) aus. Es wuchs so zu einer mittelgroßen Gemeinde mit zu Beginn des 2. Weltkrieges rund 650 Einwohnern an.


  • zur Geschichte des Ortes

Ausschnitt aus der Kreiskarte
      Klassifikation von 1718/19
Leider ist die Vergangenheit von Goskar geschichtslos, d.h. über den Ursprung des Dorfes liegen keinerlei schriftliche Quellen vor.

Man fand in neuester Zeit aber eine vor- und frühgeschichtliche Siedlung (Höhenburg) am nördlichen Oderufer ostwärts von Crossen, was vermutlich die Keimzelle eines Fischerdorfes war. Dessen Name Goskar ist mit Sicherheit slawischen Ursprungs. Die Silben weisen auf Gos (Haupt) und Gora (Berg), also Hauptberg hin.
Keine abwegige Bezeichnung, denn unmittelbar links des Weges (jetzt feste Straße) von Hundsbelle nach Goskar liegt mit 93,3 m über Normalnull der höchste Punkt der Crossener „Berglehne“ zwischen Griesel- und Biele-Mündung.

Die erste schriftliche Erwähnung von Goskar geschah laut "Berghaus" im Jahr 1385. Vor diesem Termin muß Goskar zum Kloster Paradies gehört haben, denn im Jahre 1385 vertauschte das Kloster Paradies im Posener Sprengel das Dorf Kernyn, 5 km südöstlich von Landsberg/Warthe gelegen, mit dem Dorf Goskar bei Crossen in der Breslauer Diözese gelegen. Die darüber ausgefertigte Urkunde sei sehr ausführlich.

Im Mittelalter dürfte die Fischersiedlung in ein Bauerndorf nach deutschem Recht umgewandelt worden sein. Die erste Auskunft über die Besitzstruktur gibt der preußische Steuerkataster von 1718/19.

In der Klassifikation 1718/19 wird Goskar wie folgt erwähnt:

Goskar befand sich in den Händen des königlichen Amtes Krossen.
Im Ort gab es: 25 Bauern,     8 Gärtner Sie wurden darin namentlich genannt.
Von den Bauern besaßen 8 eine ganze Hufe und 14 nur eine halbe Hufe. 2 Bauernhufe gehörten dem Verweser von Schönaich. Eine Hufe bewirtschaftete die Mühle.

Der Acker war mittelmäßig, sandig und so verpedet, (verqueckt) dass er viermal gepflügt werden musste, wurde aber in jedem Jahr bestellt. Der Heugewinn aller Bauern betrug 10 Fuder, der der Gärtner ebenfalls 10 Fuder, der des von Schönaich 15 Fuder.
Weide und Viehzucht waren mittelmäßig. Fischerei wurde in den Wiesenlachen mit dem Hamen betrieben. Holz konnte von der Königlichen Heide gegen ein Scheffel Hafer bezogen werden.

Etwas Verdienst brachte der Pferdehandel, die Füllen wurden in Belgard gekauft. Im Dorf gab es 9 Hausweiber, die bei den Bauern einlagen (wohnten). Der Krüger verschänkte 4500 Liter Bier, die er vom Verweser bezog. Es gab einen Schulmeister ohne Land und einen Ziegelstreicher außerhalb des Ortes.

Angebaut wurden Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Wicken, Hirse, Hanf und Leinen.
Auf einer Bauernhufe konnten drei Pferde, zwei Ochsen, vier Rinder, zwölf Schafe, vier Schweine und vier Gänse gehalten werden.


Im Bratring 1806 steht geschrieben:

Goskar war im Jahre 1806 ein Dorf mit 1 Lehnschulzen; es wurde von der Kämmerei zu Crossen verwaltet.
Es hatte 10 Ganz-Bauern, 14 Halb-Bauern, 5 Ganz-Kossäten, 5 Büdner und 4 Einlieger. Eine Schmiede u. eine Ziegelei.

Goskar hatte 1806:  42 Feuerstellen u. 291 Einwohner .
Goskar war nach Crossen (Bergkirche) eingepfarrt.

Die Goskarer sahen nie eine Gutsherrschaft im Ort. Sie unterstanden direkt dem Herzog bzw. ab 1482 dem kurfürstlich-königlichen Amt. Diese Obrigkeit übte ihre Rechte mit Hilfe eines lokalen Lehnschulzen aus. Der Lehnschulzenhof war der von zuletzt Klemz/Richter an der Ecke Schmiedegasse/Odergasse. Horst Forkert erinnert sich darüber hinaus an ein Freigut Sperling (Nr. 27). Das ist der größere Hof, auf dem in letzter Zeit eine polnisch-katholische Kirche erbaut wurde, nachdem das Haupthaus abbrannte.

Wie es zu einem Lehn- und zusätzlich einem Freigut kam,ist nicht klar. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß zwei Hufen Land zeitweilig in den Besitz eines königlichen „Verwesers“ (von Schönaich) des Herzogtums Crossen-Züllichau gelangten.

Denkmal
          Kriegerdenkmal

In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1840 erscheint:
 ♦  Goscar war ein Dorf mit 1 Ziegelei; zum Rent-Amte Crossen gehörig.
     Es hatte 57 Wohngebäude und 372 Einwohner

Für das Jahr 1852 werden genannt:
 ♦  Goscar: Dorf und Ziegelei zum Rent-Amte Crossen    470 Einwohner


Im Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von 1861 wird geschrieben:

 ♦  Goskar hatte eine Schule. 59 Häuser 513 Einwohner. darunter 6 Kath,     1 Ziegelei mit 2 Häuser und 9 Einwohnern.
    Außerdem:zwischen Goskar und Hundsbelle liegen der Oder entlang die Kiehnberge,
    dort soll um das Jahr 960 die Kiehnburg gestanden haben.




  • Goskar : Infrastruktur

Die Gemeindefläche von Goskar umfaßte 830 ha, vorwiegend Sandböden und an den Hängen Lehmberge. Größere Wirtschaften gab es nicht, gemessen an den Zugkräften höchstens mit 3 Pferden.
Fähre
          Goskar - Fähre

Der technische Fortschritt hatte bis zum Ende des Krieges noch nicht Einzug gehalten. Es gab bis zur Flucht kein Auto im Dorf, keinen Traktor, ja wohl nur 2 Mähbinder für die Getreideernte. Als Arbeitskräfte standen die Frauen der Arbeiter und Schiffer für Saisonarbeiten bereit. Die Elektrifizierung war im Jahre 1920, aber es dauerte noch ca.15 Jahre bis die ersten Dreschkästen eingeführt wurden. Und das Göpelwerk zum Häkselschneiden, Schroten etc. war noch lange im Betrieb.

Das Modernste in Goskar war die im Jahre 1926 gebaute Wasserleitung. Sie sorgte durch ein natürliches Gefälle dafür, dass alle Häuser, die tiefer als der Gasthof Forkert lagen, mit einem sehr guten Trinkwasser versorgt wurden. Das Wasser brauchte nicht hochgepumpt und getragen werden. Schwere körperliche Arbeit fiel dadurch weg, die Wohnqualität in Goskar hatte sich dadurch verbessert.

Die Wiesen der deutschen Goskarer Landwirte lagen zu 95 % auf dem anderen (südlichen) Oderufer. Zur Heuernte mußten die Pferde- und Kuh-Fuhrwerke übersetzen. Dazu diente in erster Linie die handbetriebene Kettenfähre am Ort. Die Kette riß oft und mußte dann mühevoll geborgen und repariert werden.

Darüber hinaus bestand eine Kahnfährstelle an der „Ziegelscheune“. Hier wurden zwei etwa 8 m lange Kähne parallel verbunden und mit Vier-Meter-Bohlen belegt. Darauf mußten die Heuwagen gezogen werden. Die Zugtiere standen dann vorn in den Kähnen. Das Übersetzen (Staken) war schwierig und keineswegs ungefährlich.

Doch die Goskarer hatten Wassererfahrung. Fast jede Familie besaß einen Handkahn. Der wurde insbesondere zur Wahrnehmung des Fischereirechtes, das die Bauern in den Lachen der Aue, nicht in der Oder hatten, benötigt. Gefangen wurden meist Schleien. Des öfteren taten sich auch mehrere Männer zusammen, um gemeinsam mit einem Zugnetz zu fischen.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ergriffen mehr und mehr Einwohner den Schifferberuf. Einige brachten es zu einem eigenen Lastkahn und nannten sich mit Recht und Stolz Schiffseigner.
Das hatte zur Folge, dass die alten ländlichen Bräuche wie das Zampern zur Fastnachtszeit einschliefen. An ihre Stelle traten die Schifferbälle. Dabei schmückten selbstgebastelte Modellkähne den Saal. Zuvor fanden Umzüge statt, bei denen die Modelle wie in Hundsbelle, Güntersberg und anderswo mitgeführt wurden.
Die Schiffer kannten die Welt. Bei ihren Winteraufenthalten „daheeme“ erzählten sie von Breslau, Stettin, Prag und Hamburg. Sie leisteten so einen Bildungsbeitrag für das ganze Dorf

Gasthof Schule Dorfstr
Gasthof Forkert Goskar - Schule Dorfstraße

  • Ein Spaziergang durch das Dorf Goskar

Helmut Wislaug beschreibt uns sein Heimatdorf - gewissermaßen als Wanderer die Chaussee entlang von Crossen kommend - wie folgt:

Wenn wir den Kähmener (Rädnitzer) Berg erklommen und den Wald im Bereich der Schießstände verlassen haben, geht es wieder bergab. Als erste Zufahrt nach Goskar erreichen wir die Obere Gasse. An diesem ungepflasterten Weg stehen rechts bis zum Gehöft Flöter mit der großen Linde vor dem Wohnhaus Anwesen von kleineren Bauern, Schiffern und Handwerkern. Der zweite Abschnitt ist beidseitig bebaut.

Ein Stück weiter ostwärts kann man von der Fernstraße aus ebenfalls in Südrichtung über die gepflasterte Untere Gasse in das Dorfzentrum gelangen. Diese Verkehrslinie ist zunächst nur links (Stellmacher Hoffmann), dann auch beidseitig besiedelt. Zwischen den beiden Gassen, die eine Senke durchziehen, liegen Äcker und Flöters große Wiese mit einem Teich am Südrand, an der ein Verbindungsweg vorbeiführt.

Im Norden von Goskar gibt es darüber hinaus links und rechts der „Reichsstraße“ eine Reihe einzelner Gehöfte, u. a. die Gärtnerei Schmidt. Ein Stück weiter ostwärts zweigt von der Chaussee ein Weg zur „Ziegelei“ an der Oder ab. Das ist ein winziger Ortsteil mit zwei Bauernhäusern und ein paar Schifferhäusern. Die Crossener Ruderer nennen ihn „Ziegelscheune“. Eine Ziegelei gibt es dort schon lange nicht mehr. Aber im Steuerkataster von 1718/19 ist ein „Ziegelstreicher außerhalb des Dorfes“ aufgeführt.

Untere und Obere Gasse münden in den angerartigen Dorfkern. Dort sind die Gaststätten „Zum goldenen Anker“ von Noske und „Zur grünen Eiche“ von Forkert sowie die Fleischerei Menz zu finden. Auf einem kleinen Platz steht das Kriegerdenkmal. Hier führt ein Weg zur Oderfähre hinunter.

Nach Westen geht es den Schmiedeberg hinauf. Er ist vor allem von Bauernhöfen umsäumt. Auf halber Höhe stehen rechts die alte und die neue Schule (zwei Klassen und Lehrerwohnung, nach dem 2. Weltkrieg baulich erweitert und seit längerer Zeit als Kindergarten genutzt). Daneben befindet sich die Schmiede von (einst) Hellmich, gegenüber das Spritzenhaus.

Auf der Höhe endet der Dorfkern. Hier stehen nur noch einzelne Gehöfte. Der Weg gabelt sich dann. Rechts geht es durch die Schießstände nach Kähmen, geradeaus kommt man am Friedhof (linker Hand) vorbei und schließlich durch die „Schlucht“ nach Hundsbelle.

Steile Wand
      Goskar - Steile Wand
Sreile Wand
      Goskar - Steile Wand


Im Norden begrenzt Kiefernheide, ein Teil des Staatsforstes Güntersberg, die Goskarer Flur. Der Ackerboden variiert vom schweren Lehm über Schwarzerde bis zum Heidesand.
Lehmig sind vor allem die Hänge zur Oder hin, so die Steile Wand im Westen und der Weinberg im Osten. Letzterer ist ein Südosthang von l000 m Länge, gut 20 m Höhe und etwa 100 m Breite.
Zwischen ihm und dem Strom liegt in einer Schleife „Der kleine Oderwald“.


Durch den Südhang war die Natur hier immer zwei Wochen weiter als anderswo. Die Weinberge erstreckten sich in einer fast geraden Front von ca. 1 km Länge, 80 m Höhe ü.d.M. und 40 m Höhe über den normalen Wasserstand der Oder. Sie hatten eine Neigung von ca. 45 Grad – eigentlich war es ein ideales Weinbaugebiet.

Die Grundbesitzer bauten auf der gut besonnten Steigung bis etwa zum Jahr 1850 Reben an, danach ist der Weinanbau in Goskar total verloren gegangen, weil alles auf einer großen Fläche war, und leider die Reblaus stark aufgetreten ist. Auch mehrere nasse und trübe - also fast sonnenlose Zeiten - sowie frühe Nachtfröste führten dazu, dass es sich in Goskar nicht mehr gelohnt hat, Wein anzubauen. Hinzukam noch, dass durch die Eisenbahn der Wein vom Rhein und Mosel zu uns kam. Dagegen hat sich in Crossen der Weinanbau recht lange gehalten, weil er auf kleineren Flächen in Villen und Gärten stattfand.

Die Goskarer bepflanzten nun den Hang vor allem mit Obstbäumen. Einige Besitzer legten dort Gärten an. Der Rest des früheren Weinbaugebietes war Wildwuchs. Die Polen haben dann später ein Schnellverfahren entwickelt, in dem sie oben auf dem Acker ein Weinfeld angelegt haben, dadurch konnten die meisten Arbeiten mit einem Traktor erledigt werden.

Den Crossenern war Goskar vor allem durch die „Steile Wand“ bekannt. Sie ruderten nicht nur vorbei, sondern sie unternahmen auch oft Spaziergänge in das etwa 5 km von der Stadt entfernte Dorf unten am Oderufer entlang oder auf der Höhe von den westlich angrenzenden Kiehn-Bergen aus.

Für Wanderer gab es auf dem oberen Weg viele Aussichtspunkte mit Absicherungen und Bänken. Dann kam die steile Wand, ein wirklich guter Aussichtspunkt. Der Weg endete dann im Garten des Gasthofs Forkert. Die Gare war der Hang zur Oder, eine schöne bergige Landschaft, bald so wie in Thüringen.

Der Blick von der steilen Wand war einmalig. Kein Haus war zu sehen, lediglich einige Häuser von Rusdorf. Die schöne Natur lag uns zu Füßen: Vorn kam die Oder ganz dicht ans Dorf heran. Im Anschluß daran zeigten sich die Auenwiesen, im Sommer bei Hochwasser wurden sie überflutet, es entstanden dann riesige Wasserflächen und im Hintergrund konnte man die Rusdorfer Waldberge sehen.
Immer interessant war für uns der rege Schiffsverkehr auf der Oder. Auch im Winter das Eis…

Heutzutage sieht man auf der Oder weder Schiffe noch Schleppzüge. Leider haben die nach 1945 neu angesiedelten Polen der Pflege der Fahrrinne keine Beachtung geschenkt. Ein besonders großer Eingriff war der Verkauf der Buhnensteine (die oberen Abdecksteine der Oder). Damit ist die gesamte Schifffahrt verloren gegangen. Die Oder ist jetzt in ihren Naturzustand zurückgefallen.

Die Oder floss früher an Goskar auf 2 km Breite in kleinen Wasserarmen vorbei. Durch die spätere Regulierung wurde der Hauptarm direkt an das Dorf verlegt, so dass aus den alten Wasserarmen Lachen wurden




  • Goskar : Ortsplan mit Häuserverzeichnis

Goskar war ein etwas größeres Dorf im Kreis Crossen mit ca. 640 Einwohnern.
Als eine verfügbare Quelle verfügen wir über das "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926".

Zu den darin genannten Hausnummern konnte leider bisher kein Ortsplan gefunden werden, da die Erlebnisgeneration nicht mehr existiert. Im folgenden werden die Angaben nur kurzgefaßt wiedergegeben:

Es war ein echtes “ Bauern- und Schifferdorf ”.

   •  Die Hausnummern gingen bis 55.
   •  31 Einträge als Schiffer,
   •    8 Einträge als Schiffseigener,
   •  26 Einträge als Bauern, davon 7 Restgut-, 3 Rentengut- und 1 Lehngutbesitzer.

Die Hauptberufe der Bewohner waren neben der Landwirtschaft die Schiffer und Handwerker.
Goskar hatte damals zwei Gasthäuser mit Tanzsaal, einen Fleischer sowie einen Bäcker mit einem Kolonialwarenladen.




Diese beiden Übersichten rechts und links dokumentieren nach dem heutigen Kenntnisstand die Bewohner von Goskar etwa im Zeitraum 1939 bis 1945.
Sie wurden von den beiden Landsleuten Horst Forkert und Erich Flöther erarbeitet.

Mitgeholfen haben beim Zusammentragen der Angaben insbesondere Ingetraut und Ingrid Thiele, die uns eine fast lückenlose Aufstellung von der Frau Knähringer aus dem Jahre 1960 zur Verfügung stellten, die Familie von Gerd Eberhard Sperling sowie Irmgard und Waltraud Walter, geb. Richter.

Vielen Dank gebührt dem letzten Ortschronisten von Goskar – Horst Folkert - , der seine Unterlagen bereitwillig fürs diese Webseite zur Verfügung stellte. Seine Ausarbeitung enthält auch Fotos von allen numerierten Hofstellen (Häuser). Sie befindet sich derzeitig im „Haus Brandenbug“ in Fürstenwalde zur Einsicht für Interessierte.


Dabei wurde nach den numerierten Hofstellen in den handgezeichneten Ortsplan und in den zugehörigen Wohnstätten verfahren. Es handelt sich nur um eine gewählte Reihenfolge, nicht um Hausnummern!



Für interessierte Leser, die im Einwohnerbuch nach ihren Vorfahren suchen,ein kleiner Hinweis:

1. Doppelklick auf das Einwohnerbuch von Goskar (Rechts) → das Einwohnerbuch wird geöffnet.
2. Danach sollte man die Schriftgröße im Einwohnerbuch entsprechend verändern: (bei gedrückter Strg-Taste ist das Mausrad zu drehen!)


  • Das Jahr 1945 in Goskar

Die eigentliche Katastrophe begann für unsere Heimat am 1. Sept. 1939 mit dem Beginn des 2. Weltkrieges. Auf allen Kriegsschauplätzen fielen Goskarer und das schlimme Debakel begann am 1. Februar1945 mit der Flucht vor den einrückenden Russen. Bei der Flucht schlossen sich z.T. Familien oder Nachbarn ohne konkretes Ziel zusammen, um zuerst nur über die Oder und dann weiter Richtung Westen zu ziehen. Durch Kriegseinwirkungen wurden diese Trecks auseinandergerissen und gänzlich ziellos gemacht. So gelangten einige nur bis Guben, Cottbus und Lübben, andere nach Mecklenburg, der größte Teil nach Berlin/Potsdam und in den Raum Ketzin. Nur wenige Goskarer gelangten auf Grund familiärer Verbindungen über die Elbe.

Auf Anordnung der Russen sollten alle Flüchtlinge ostwärts der Elbe im Mai 1945 wieder zurück. Damit bahnte sich die nächste Katastrophe an. Die Heimkehrer fanden noch größtenteils unzerstörte, aber ausgeplünderte Höfe vor, und sie begannen sofort mit der Neubestellung der Äcker und Neueinrichtung der Häuser.

Nach 4 Wochen mußten sie abermals auf Anordnung der polnischen Miliz innerhalb von 4 Stunden die Heimat verlassen. Diesmal geordnet, was die Ausplünderung anbelangt, denn mit Überschreitung der Neiße in Guben wurde alles konfisziert, insbesondere noch vorhandene Pferde mit Wagen und persönlicher Habe.

Zum Teil kehrten die Familien in die Zufluchtstätten vom Frühjahr, jedoch ärmer als zuvor, zurück. Die Aufnahme durch die ansässige Bevölkerung war teilweise sehr unfreundlich, engten doch die nunmehr Vertriebenen das persönliche Umfeld der Dorfbewohner ein, da Wohnungen, Zimmer etc. freigemacht werden mußten.
Besonders leerstehende Gutshäuser, Schlösser und z.T. Ställe wurden als Unterkunft genutzt. Die erste Arbeit fand sich dann in den Dörfern auf den nunmehr volkseigenen Gütern, die ehemals polnische Saisonarbeiter (Schnitter) beschäftigt hatten.

Durch die Bodenreform im Herbst des Jahres 1945 erhielten die Flüchtlinge, Vertriebene und andere landarme Bauern die Möglichkeit, eigenes Land zu besitzen und nach und nach wieder kleinere Bauernwirtschaften aufzubauen. Eine kleine Konzentration ehemaliger Goskarer entstand so in Paretz mit den Siedlungen in Neu-Falkenrehde und Knoblauch.
In der Folgezeit gab es durch das Wiederfinden der Familien, durch Rückkehr der Männer aus der Kriegsgefangenschaft, durch persönliche Interessen, insbesondere den Wechsel des Wohnsitzes nach dem Westen noch kleine Verschiebungen.

  • Ein Telefongespräch mit den Ortschronisten von Goskar - Horst Forkert - während der Corona-Krise im April 2020

In diesem Gespräch sagte er, dass er am 9. Dezember 1928 als Sohn des Gasthofbesitzers Gustav Forkert in Goskar geboren wurde. In der wunderschönen Natur Goskars hatte er eine schöne Kindheit und Jugendzeit verbracht.

So hat er während seiner Schulzeit:
  •   z.B. bei Tanzvergnügen im Forkertschen Tanzsaal oft unbemerkt unter den Bänken - worauf die alten Frauen saßen - liegend die Veranstaltung beobachtet.
  •   gemeinsam mit seinen Schulfreunden in diesem Saal das Radfahren gelernt.
  •   das Dorf Goskar kennengelernt.

Später, zum Konfirmandenunterricht musste er nach Crossen fahren. Dabei stellten er nebenbei fest, dass damals in Goskar auch nicht alles in Ordnung war. So zum Beispiel waren einige Straßen und Wege in einem schlechten Zustand.

Außerdem erzählte er, dass zur damaligen Zeit sein Vater Gespräche mit verschiedenen Behörden führte über den Bau eines Hotels auf unserem Grundstück direkt hinter dem Garten. Man wollte auf der Oder eine Wassertouristik aufbauen.
Hinter dem Hotel sollte ein Hafen entstehen. Leider stieß der Gedanke bei vielen Behörden aus folgendem Grund auf Widerstand: Friedrich der Große hat zwar die Oderumleitung bauen lassen, jedoch führte diese über private Grundstücke. Diese betroffenen Anlieger wurden niemals dafür entschädigt. Darum lief der Kampf schon so lange. Ich besitze noch eine Landkarte von damals. Dort sind die damaligen Interessengrenzen eingezeichnet.

Bis 1945 war er zu Hause tätig. Dann musste er, wie auch einige seiner Schulfreunde, mit 17 Jahren noch Soldat werden. Leider musste er von den Klassenkameraden am längsten in der Gefangenschaft (bis Weihnachten 1948 in Frankreich) bleiben. Die anderen Schulfreunde waren alle schon 1945 wieder zurück.

In den 1990er Jahren hat er mit Erich Flöther über Goskar eine Dorfchronik angefertigt. Leider gab es über Goskar wenig Unterlagen/Aufschreibungen von früher, worauf sie zurückgreifen konnten.

Er vermutet, dass er einer der ältesten Goskarer ist, die noch leben. Sein ehemaliger Klassenkamerad Reinhard Schulz war einen Monat älter und ist kürzlich verstorben (in Guben). Eventuell lebt Herbert Gärtner noch, dann wäre er der Älteste.
Wenn seine Generation nicht mehr da ist, dann ist das deutsche Goskar nur noch Vergangenheit.
  Änd 30.04.2020
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