Sommerfeld
(L u b s k o) |
![]() |
|||||||||||||||||||
|
Sommerfeld, heute Lubsko, liegt am 66 km langen Fluss Lubst, welcher in Guben in die Lausitzer Neiße mündet.
28 km von Sorau und je 30 km von Guben und Forst entfernt, war die Stadt, welche 1253 erstmals Erwähnung
fand, jedoch schon 1210 Stadtrecht erhalten haben soll, bis 1945 auch Industriestandort (Textilindustrie, Maschinenbau,
Ziegelwerke, Ofen- und Tonfabrik, Metall- und Eisengießerei, Spinnerei und Weberei).
Der Ort ist im Norden und Süden von Anhöhen umgeben und liegt somit in einem weiten Tal. Sein Name ist in etwa mit Sumpfgebiet zu übersetzen. Im Zuge der preußischen Verwaltungsreform von 1815 wurde Sommerfeld in den brandenburgischen Kreis Crossen eingegliedert und war 1939 mit 10.578 Einwohnern die größte Stadt im Kreis. Mehrfach erweiterte sich das Stadtgebiet in südöstliche Richtung, zum Nachbarort Baudach, hin: 1929 (Verkauf des Majorats v. Beerfelde), 1939 und 1943 (beide durch städtische Zukäufe).Der Ort bestand aus mehreren historisch gewachsenen „Stadtteilen“: • Vorstadt Schönfeld (1811 eingemeindet, Nikolai-Kirche, Krankenhaus, Friedhof), Die Sommerfelder Altstadt wurde durch eine mit Türmen und Toren versehene Stadtmauer sowie einen direkt davor
angelegten Stadtgraben seit dem Mittelalter geschützt. Durch Zuschütten des Grabens entstanden später auf dem gewonnenen
Gelände Gärten. Zur Wasserregulierung in und um die Stadt wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein neuer Stadtgraben angelegt.
Außerdem entstand 1901 ein durch die Schlosswiesen führender breiter Entwässerungskanal.
Chronisten haben herausgefunden, dass es an Stelle der späteren Stadt bereits im Jahre 1106 eine Burg,
die im Besitz des Markgrafen Heinrich I. gewesen sein soll, gegeben habe. Sommerfeld
erhielt 1283 das Recht, zollfreie Jahrmärkte abzuhalten.
Über die Bedeutung des Ortsnamens gibt es auch unterschiedliche Auslegungsweisen. Er dürfte weniger auf das sommerliche Feld zurückzuführen sein. Eher war der slawische Begriff Zemrje (etwa für totes Feld) stehen. In anderen Quellen wird der Name auch mit Sumpffeld übersetzt. Die Sommerfeld umgebende Stadtmauer war am Ortsausgang nach Guben und in südöstlicher Richtung nach Sorau, durch zwei Stadttore unterbrochen. Das Sorauer Tor ist am Büttelturm um 1920 nachempfunden worden und erkennbar.Verwaltet wurde der Ort damals von Landvögten, die der Markgraf einsetzte.
Finanzielle Probleme zwangen 1304 die Nachkommen des ostfränkischen Königs Heinrichs I. dazu,
die Stadt an den Askanier Otto IV. zu verkaufen. Im Süden der Stadt, dort wo die Gemarkungen von Sommerfeld, Dolzig und Jessen aneinander treffen, gab es eine
Stadtförsterei. Ab dem 17. Jahrhundert bildete diese die Landesgrenze zu Sachsen. Von Sachsen aus konnte man die Straße Sorau – Pförten nicht nutzen, ohne über preußisches Staatsgebiet zu fahren.
Also richteten die findigen Sachsen südlich der Stadt einen Kurierweg ein, der preußisches Gebiet umging.
So konnte der Warentransport ohne preußische Zölle erfolgen.Der Volksmund führte die Bezeichnung Kuckucksförsterei bzw. Kuckuck! gibt diese Zeittafel. Sie erfahren hier Details über die mehr als 2000-jährige Geschichte der Gegend.
• 1612 Pest
mit ca. 1500 Toten, sowie 1633 (eingeschleppt durch Soldaten) mit 580 Toten. • Dreißigjähriger Krieg (1618-1648) mit Kampfhandlungen in und um die Stadt in der Zeit von 1627-1653) durch Kroaten (1632), Schweden (1639-1643), kaiserlichen Truppen, die von den Einwohnern hohe Abgaben einforderten (Geld, Naturalien, Tiere) und plünderten. • Siebenjähriger Krieg (1756-1763) Ab August 1759, als König Friedrich II. seine Truppen auf der Klinge, einer Anhöhe
südlich des Stadtteils Hinkau, einquartierte, wechselten die Fronten mal zugunsten der Preußen,
der Österreicher oder der Russen. • Napoleonische Kriege (1803-1815) Es gab nur vereinzelte Truppendurchmärsche von Preußen, Bayern, Württembergern und Franzosen; • Sommerfeld im II. Weltkrieg (1939-1945) Die jüdische Gemeinde Sommerfelds war ohnehin klein und reduzierte sich in den Kriegsjahren weiter. Wöchentlich traf sie sich in ihrem Betsaal in der Breiten Str. 6 unter der Regie des Kaufmanns Ohnstein. Er, sowie andere verdienstvolle Sommerfelder, wurden Opfer des Rassenwahns. Dazu gehörte auch der Arzt Dr. Bernstein. Zahlreiche Zwangsarbeiter waren im Krieg in den vielen Fabriken der Stadt eingesetzt. 1943 soll es in der Hutfabrik Lemberg (ehemals Gattel) gar zu einem Aufstand russischer Arbeiterinnen gekommen sein, der schließlich von Polizeikräften aufgelöst wurde. Anfang Februar 1945 war die Bevölkerung, wie überall in der Gegend, in großer Sorge.
Die Rote Armee rückte immer weiter nach Westen vor. Am 13. Februar verließ der letzte Zug mit Flüchtlingen Sommerfeld. Schicht, damals 15jährig, war am 22.März 1945 von der Roten Armee aus seinem Heimatdorf Schniebinchen verschleppt und
in der Naumburger Straße von Sommerfeld mit etwa 50 Menschen interniert worden. Etwa zwei Wochen später durfte der Mediziner in seine Heimatstadt zurückkehren. Die Besatzer hatten erkannt, dass sie ohne dessen Hilfe im Krankenhaus nicht auskommen. Dort durften zu dieser Zeit jedoch keine Deutschen mehr aufgenommen werden, sondern ausschließlich russisches Militär ärztlich versorgt werden. Seine deutschen Mitbürger ließ er trotzdem nicht im Stich. Mit seiner Tochter Barbara, der Krankenschwester Charlotte Domagk (Schwester des Nobelpreisträgers) und der Hebamme Elisabeth Peschel versorgte er die Kranken in seiner wenigen Freizeit so gut es ging. Zunehmende Medikamentenknappheit versuchte er mit alten Hausmitteln zu begegnen.Von Zerstörung durch Kampfhandlungen blieb die Stadt weitgehend verschont. Nur einige Häuser wurden beschädigt, brannten aus. Beschädigungen gab es am Rathaus und an der Stadtpfarrkirche. Beide Bauwerke sind heute in einem sehr guten Zustand. Die mittelalterliche Stadtstruktur ist daher weitgehend erhalten geblieben.
Sommerfeld wurde am 3. Juni 1945, noch vor der Vertreibung der Deutschen (am 24. Juni 1945) vom sowjetischen Militär der polnischen Verwaltung übergeben.
Die letzten Deutschen, die bei Polen Zwangsarbeit leisten mussten, wurden auf behördliche Weisung im Sommer 1947 zwangsweise ausgewiesen.
Nach der Vertreibung der Deutschen am 24. Juni 1945, siedelten sich jetzt Vertriebene aus
den ehemaligen polnischen Ostgebieten, dem heutigen Litauen, der Ukraine und Weißrussland an. 1946 kam das städtische
Leben langsam wieder in Gang, es konnten einige Werkstätten und Betriebe ihre Produktion in bescheidenem Maße wiederaufnehmen. Nach 1990 wurde der Personenverkehr eingestellt und die Bahnhöfe geschlossen. Sommerfeld ist heute nur noch per Auto/Bus erreichbar.
Es war eine etwas eigenartige Beziehung zwischen den beiden größten Städten im Kreis Crossen . Die Sommerfelder legten schon immer
viel Wert auf Eigenständigkeit. Man fragt sich - warum waren solche Bestrebungen seitens Sommerfeld?
Womöglich schwang noch nach über 400 Jahren unterschwellig ein wenig das über Generationen vererbte Gefühl mit, im Jahr 1482
beim Frieden von Kamenz im Austausch gegen Schwiebus "verschaukelt" und vom Stammland Markgraftum Niederlausitz abgetrennt
worden zu sein, denn seitdem gehörten das Herzogtum Crossen und die Städte Bobersberg, Sommerfeld und Züllichau zum Kurfürstentum Brandenburg. Nachteilig war aber auch die Lage von Sommerfeld in einem Zipfel Brandenburgs, durch eine am Stadtrand verlaufende Landesgrenze von den Nachbardörfern und -städten (Gassen, Sorau, Pförten, Forst, Guben) getrennt. Dieser Standort hatte sich über 350 Jahre lang gewiß nicht wirtschaftlich günstig auf das Leben in Sommerfeld ausgewirkt. Doch das war seit 1815 vorbei. Nun gehörte die ganze Niederlausitz zu Brandenburg-Preußen. Und in den letzten Jahrzehnten hatten die Industrialisierung und der mit ihr eng verbundene Bahnbau Sommerfeld zur bedeutendsten Stadt des Kreises Crossen gemacht. Im Jahr 1846 wurde Sommerfeld an die Bahnlinie Berlin - Breslau angeschlossen. Die Stadt erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen echten Gründerzeitboom. Die Industrialisierung führte zum Entstehen mehrere Ziegelwerke und Textilbetriebe, so daß die Einwohnerzahl Sommerfelds ständig anstieg. Im Jahr 1900 hatte Sommerfeld bereits 11910 Einwohner, während Crossen nur ca. 7100 Einwohner zählte. Sommerfeld war damit die größte Stadt des Kreises Crossen geworden. Es ist also denkbar, daß die Sommerfelder als wirtschaftlich erfolgreiche Niederlausitzer den Crossenern, Bobersbergern und Züllichauern zeigen wollten, daß sie ein Anrecht auf größere Beachtung haben.Leider lag Sommerfeld im Südzipfel unseres Kreises. Die Entfernungen zu den Nachbarstädten Guben(30 km), Sorau(22 km) und Forst(30 km) waren geringer als zur Kreisstadt Crossen (38 km). Diese Lage beeinflußte auch die wechselseitigen Beziehungen zwischen Crossen/Oder und Sommerfeld. Die Städte Guben und Sorau rückten durch die hervorragenden Zugverbindungen zeitlich näher an Sommerfeld heran, während eine Fahrt mit dem sogenannten "Balkan-Express" nach Crossen/Oder fast einen vollen Tag in Anspruch nahm. Der Durchschnittsbürger war zu jener Zeit kaum motorisiert und im wesentlichen auf die Eisenbahn angewiesen. Sommerfeld gehört zum Kreis Crossen, so haben es unsere Vorfahren in der Schule gelernt. Aber wer ist denn von den Sommerfeldern je nach unserer Kreisstadt Crossen/Oder gefahren? Bis Jähnsdorf-Seedorf kamen noch viele Sommerfelder, um dort ein kühles Bad zu nehmen. Bobersberg war schon seltener ein Ziel, aber wer fuhr nach Crossen? Gewiß nicht viele. Wer nicht gerade auf dem Landratsamt etwas zu tun hatte oder auf dem Wehrmeldeamt, blieb der Oderstadt lieber fern. |
|||||||||||||||||||
Änd 21.2.2025
|
|