mit den drei Städten
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Hermswalde
liegt ca. 29 km südlich von unserer Kreisstadt Crossen/Oder oder etwa 9 km nordöstlich von Sommerfeld.
Von Crossen/Oder fährt man auf der Chaussee in Richtung Sommerfeld über Benschbude, Deichow,
bis Bobersberg.
Von Bobersberg aus fährt man weiter in Richtung Sommerfeld. Nach 12 km biegt man links von der Chaussee
nach Sommerfeld ab. Nach 2 km wird dann Hermswalde erreicht.
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Hermswalde hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
503 Einwohner und gehörte zum Amtsbezirk Göhren.
Hermswalde hatte bis 1945 ca. 500 Einwohner. Das Dorf bestand aus 105 Gehöften, einer Schule. einer Kirche, einer Bäckerei Dalitz
mit Kaufladen, einem Kolonialwarengeschäft und einer Schmiede. Die Schule steht nicht mehr. Die Gastwirtschaft ist auch abgebrannt.
- zur Dorfform von Hermswalde
Die Dorfform von Hermswalde war eine Kombination zwischen Straßen- und Angerdorf. Hermswalde hatte eine fast schnurgerade
von West nach Ost führende Hauptstraße und drei sich kreuzende Nebenstraßen, an denen sich fast lückenlos Hof an Hof reihte.
Dazu kamen fünf Anger. Wer von der Chaussee Crossen-Bobersberg-Sommerfeld her kam, betrat zunächst das Unterdorf.
Dort, wo die Hauptstraße sich bogenförmig ausweitete und jedes Jahr im Herbst die Kirmes stattfand, lag breit und wuchtig
der einzige Gasthof des Ortes, "bei Ratheis".
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Der Gastwirt betrieb als gelernter Fleischer auch eine kleine Fleischerei
und machte viele Hausschlachtungen im Dorf. Im großen Saal wurden Jahr für Jahr viele Feste gefeiert und im ebenfalls geräumigen
Schankraum alle Versammlungen abgehalten.
Hinter dem Gasthof verengte sich die Straße wieder bis zum “grußen Festplatz” ,
einem mit schönem Rasen bedeckten gleichschenkligen Dreieck, beschattet von etwa 20 mächtigen Laubbäumen. Kinder-, Turn-, Schützen-
und Erntedankfeste wurden dort stets mit großer Beteiligung und nicht minderer Begeisterung gefeiert. Das Radfahrerturnier
nahm dort seinen Ausgang, führte durch das ganze Dorf und endete, wie alle Veranstaltungen (mit Ausnahme des Kinderfestes
natürlich) im Saal und der Schänke Rathei.
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Landkarte |
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Meßtischblatt |
Jenseits der (ersten) "Unteren" Querstraße und gegenüber der Ostspitze des großen Festplatzes lag - faulig dahinstinkend -
der Feuerlöschteich. Dort begann die mittlere Hauptstraße, die sehr breit und auf beiden Seiten mit Radfahrwegen versehen war.
Vor der zweiten Querstraße lag der größte Platz des Dorfes, der Anger,
ebenfalls ein fast gleichschenkliges Dreieck mit nach Süden zeigender Spitze. Er wurde im Norden von der Hauptstraße,
im Südwesten von der nach Kotsemke (später Buschweide) führenden Straße und im Osten von der mittleren Querstraße begrenzt.
An seiner Westspitze fiel einem zunächst das Kriegerdenkmal auf.
Mehrere Stufen führten rundherum zu einem Obelisken mit den Namen der Gefallenen des I. Weltkrieges. Auf seiner Spitze hielt
ein Adler eine schwarze Weltkugel in seinen Fängen. Das Ganze war von Blautannen, schmalen Blumenbeeten und einem stets sauber
grün-weiß gestrichenen Zaun umgeben.
In der Nordostecke des Dreiecks stand die Schule , ein imposantes Gebäude mit
zwei großen Unterrichtsräumen und zwei Lehrerwohnungen. Jeweils vier Jahrgänge wurden in je einer Klasse unterrichtet.
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Gasthof Rathei |
Kriegerdenkmal |
Schule" |
Die Kirche gegenüber der Ostseite des Schulangers krönte als höchste Erhebung das Dorf.
Hinter dem Friedhof, an der Straße nach Kotsemke und Leuthen, gab es einen weiteren Platz: den "Zigeunerplatz".
Hier lagerten in den 1920er Jahren oft kleine Zigeunertrupps, von den Bauern wurden sie mit Argwohn betrachtet.
Ostwärts des Schulangers dehnte sich das Oberdorf aus. Hier tagte südlich der
Hauptstraße der steile Hang der Sandgrube empor. Die Hermswalder holten sich dort ihren Bausand. Dahinter erstreckte sich buckelig
mit zwei Kiefernwäldchen der "Sandberg", wo die Hermswalder Jugend ihre Sonnenwendfeiern abhielten.
Weiter in Richtung dritte Querstraße lag schließlich der Maiplatz, auf dem alliährlich ein hoher Maibaum
aufgerichtet. Dieser Maibaum wurde von den Jungens mit Begeisterung erklettert und manchmal auch in der Nacht zum l.Mai von
den Burschen der Nachbargemeinden geklaut.
Das genaue Jahr der Entstehung konnte nicht ausfindig gemacht werden, doch es steht fest, dass Hermswalde bereits im Jahre
1510 existierte. Laut “Codex Brandenburgensis” übertrug in eben diesem Jahre der brandenburgische Kurfürst Joachim
die Dörfer Göhren, Wellmitz und Hermswalde der Familie von Rothenburg, die ihren Sitz im 60 km entfernten Teutschen Nettkow hatte.
Darin steht folgendes geschrieben:
.... darczu die Guttere Tornow, Grunow, kosser
die helfte, zwen paweren zu kwkedell, im Weichbilde Crossen gelegen, auch die gutter und Dorfer Geren, Hermszwold und welmenitz,
im Bobersbergischen lendichen gelegen, darczu den Sechstenteyll an Bewtnicz ...
Daher ist es sicher, dass die Geschichte des Dorfes bis auf das 15. beziehungsweise 13. Jahrhundert reicht und vermutlich
im 13. Jahrhundert von deutschen Kolonisten gegründet wurde. Diese Ortschaft hieß ursprünglich “Hermannswalde”.
Lehnsurkunden des 16. Jahrh. berichten über die Gerechtsame der v. Rothenburg. An ihre Stelle traten nach 1650 die vom 14. Jahrh.
an in der Niederlausitz begütert gewesenen v. Gablenz. Ihr Rittergut in Hermswalde wurde nach dem Erlöschen der Gablenz im
Jahre 1774 unter 23 Glieder der Gemeinde aufgeteilt. Seitdem gab es in Hermswalde kein Rittergut mehr.
In der Klassifikation 1718/19 wird Hermswalde wie folgt erwähnt:
Der Besitzer des Gutes in Hermswalde war Heinrich Otto von Gablentz.
Im Ort wohnten der Lehnschulze und 13 Bauern
Hans Runcke, Hans Mertzschick, Jakob Kakell, Christoph Schneider, Jakob Loschke, Hans Rumbke, Martin Bertel, Jakob Sawade,
Michel Starnicke, Matthias Böhl, der Müller Paul Paschke, Paul Wander, Hans Tösche, Georg Rücke.
Dazu kommen die 4 Gärtner der Schulze Andras Bräste, Christoph Grumke,
Christoph Gärtner, Hans Trunsch und die
4 Büdner Matthias Ratschibow, Christoph Buder, Hans Morase, Adam Frantze
und mit je einer Hufe der Müller und Schäfer.
Ein Drittel der Fläche war mit Holz bewachsen, das Korn wuchs sehr futterig, Das Vieh weidete im Busch, und die Viehzucht
war mittelmäßig. Im Dorf gab es 27 Pferde, 87 Ochsen, 183 Rinder, 214 Schafe, 29 Schweine und 33 Gänse.
Den Bewohnern stand genügend Brennholz zur Verfügung und geringe Mengen zum Bauen. Im See wurde etwas Fischerei betrieben, und
es gab einige Bienenstöcke. Der Acker war mittelmäßig, der Wiesenwuchs schwach, Wöchentlich verschänkte der Krüger ¼ T. Bobersberger Bier.
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Im Bratring 1806 wird Hermswalde wie folgt erwähnt:
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1806 zählte Hermswalde einen Lehnschulzen, 10 Halbbauern, 9 Kossäten,4 Büdner und eine Schmiede, insgesamt 214 Einwohner |
In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1840 erscheint:
♦ Hermswalde: hatte im Jahre 1840 67 Wohngebäude, 300 Einwohner und eine Windmühle.
♦ Hermswalde: Die Kirche war eine Filialkirche von Jähnsdorf .
Für das Jahr 1852 werden genannt: Hermswalde = Dorf mit 336 Einwohner
Die Hermswalder Kirche, ein barocker Fachwerkbau, wurde 1934 gründlich überholt - sie erhielt dabei einen neuen steinernen Glockenturm.
Auf seinem Dach ritt nun der erneuerte Holzturm mit blitzendem Kupferdach. Diese Kirche war von jeher Tochter der Mutterkirche von Jähnsdorf.
Das Gotteshaus besaß keine Orgel, nur ein Harmonium.
Es war jedoch verhältnismäßig prächtig ausgestattet. Besonders fiel das achteckige Taufbecken darin auf.
Auf dem Friedhof, der die Kirche umgab, reihten sich die gepflegten Gräber, an denen viele hohe und kunstvolle Steinmetzarbeiten an die hier
beerdigten Toten erinnerten.
Die neue goldene Kugel und die gleichfalls goldglänzende Wetterfahne hatte die Inschrift: "von Gablentz l687" bekommen.
Die alte Inschrift hatte nur die Initialen des Freiherrn Heinrich Otto von Gablentz “H.O.V.G. 1687” enthalten.
So hieß der Besitzer des einstigen Rittergutes Göhren, zu dem auch das Vorwerk Hermswalde gehörte. Er veranlaßte den Kirchenbau
und starb 1686. Seine Frau Brigitta sorgte jedoch für die Vollendung des Baues l687.
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Kirche mit Friedhof |
Hermswalder Kirche 1978 |
Innenraum der Kirche |
In den “Kunstdenkmälern der Mark Brandenburg” wird über die Kirche folgendes geschrieben:
Der Altaraufbau ist unverhältnismäßig schlicht und klein und zeigt ebenso wie die dahinter aufgestellte Kanzel ausgesägtes, schmückendes Rankenwerk.
Im Innenraum der Kirche (siehe rechtes Bild) sieht man ganz hinten die Kanzel, davor der schlichte Altar, vorn das achteckige Taufbecken von l679,das mit einer Schüssel aus grünlasiertem Ton,
einer Bobersberger Töpferarbeit, versehen war.
Reicher ist das im Grundriß achteckige Taufbecken aufgebaut. Das, abgesehen von dem Jahr der Anfertigung 1679 auf den Seiten
aufgemalten Daten 1830, 1858, 1874 und 1894 auf wiederholte Erneuerungsversuche hinweist. Am aufwendigsten ist der Deckel gestaltet.
Zwei Glocken sind im Glockenstuhl untergebracht.
Die Nördliche, 50 cm Durchm., wurde 1888 von Gruhl in Kleinwelka gegossen.
Die Südliche, 67 cm Durchm., zeigt außer dem Namen und Wappen des Patrons Heinrich Otto von Gablenz das Gußjahr 1681 und wurde
laut Inschrift am Schlag von Abraham Sievert zu Görlitz gegossen.
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