Kuckädel

(Kukadło)
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Kuckädel Kuckädel liegt 16 km südlich von Crossen/Oder. Von Crossen/Oder auf der Reichsstraße 97 in Richtung Guben fahrend, erreicht man Kuckädel, indem man nach Überqueren der Boberbrücke bei Benschbude nach links in Richtung Sommerfeld abbiegt.
In Bobersberg biegt man dann in Richtung Kossar ab. Nach weiteren 3 km wird Kuckädel erreicht.
Kuckädel

Kuckädel, eher ein kleines, aber sehr beschauliches Dorf gelegen an eine Anhöhe am Boberfluß.
"Kuckädeler Schweiz" nennt der Volksmund diesen ziemlich steil zum Bobertal abfallenden Höhenzug, dessen Fortsetzungen nach Tornow und Guhlow zu gleichermaßen reizvoll sind, wenn Ihnen auch die Mächtigkeit der Kuckädeler Erhebung fehlt.
Kuckädeler Schweiz
Überaus quellreich ist der ganze Höhenrücken unterhalb des Dorfes. Ein schmaler, gewundener Fußpfad führt zur Quelle hinab, deren kristallenes Wasser sich in einem kleinen Becken sammelt und dann, durch ein hölzernes Rohr geleitet, zwischen Baumwurzeln seinen Weg weiter ins Tal hinab sucht.
Kuckädel hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     134 Einwohner.
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  • zur Geschichte des Ortes

Doppl.Klick für Großformat Schon unser Crossener Heimatforscher Paul Kupke schrieb in den 1930er Jahren, daß nur wenige ältere Urkunden über die Geschichte des Dorfes Kuckädel in den brandenburgischen Archiven vorhanden sind. Es gibt nur zwei, die sich über die Lehenszugehörigkeit in der vorreformatorischen Zeit aussprechen, und zwar vom 29. Januar 1510 und 4. April 1520.
In beiden werden die v o n R o t h e n b u r g mit zwei Bauern belehnt. Vorbesitzer ist Albrecht Grünenberg gewesen, dessen Lehnsherrschaft mithin bis ins 15. Jahrhundert hinab reichen muß. Allem Anschein nach handelt es sich um die beiden noch jetzt im Dorfe befindlichen Bauernhöfe, das Schenkgut und den Hof Hahn-Rieger. In diesen zwei Urkunden treten zwei verschiedene Schreibarten des Namens auf, in der älteren Kwkedell (w=u), in der jüngeren Knokedel.
Später sind die von Knobelsdorff Besitzer von Kuckädel gewesen; wann sie aber in den Besitz des Dorfes gekommen sind, habe ich von hier aus bisher nicht feststellen können. Jedenfalls spielt aber dieses seit alter Zeit im Kreise eingesessene Geschlecht in der Geschichte des Herzogtums Crossen eine bedeutende Rolle.

In der Klassifikation 1718/19 wird Kuckädel wie folgt erwähnt:

Johann Ferdinand von Rabenau war der Besitzer von Kuckädel. Im Ort gab es nur die Bauern Martin Müller, Hans Jakobke und den Schulzen Martin Stein und den Gärtner Friedrich Schüller.
Im Ort wurden 7 Fuder Heu geerntet. Weide und Viehzucht waren mittelmässig. Als Futter wurde auch das Strauchwerk der im Bober stehenden Elsen und Weiden benutzt, das im Winter in Bündeln den Schafen gegeben wurde. Der Bober führte oft Hochwasser und versandete das angrenzende Land.
Auf einer Bauernhufe konnten 4 Pferde, 2 Ochsen, 3 Rinder, 12 Schafe, 3 Schweine und 2 Zuchtgänse gehalten werden. Holz lieferte das eigene Land. Für den Hausbedarf wurde im Bober gefischt, im Ort gab es einige Bienenstöcke.
Angebaut wurden Roggen, Weizen, Gerste, Erbsen, Wicken, Hirse, Buchweizen, Leinen, Hanf.
Kuckädel

Im Bratring 1806 wird Kuckädel wie folgt erwähnt:

Kuckädel Kuckädel hatte 1806:

  17 Feuerstellen
102 Einwohner

In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1844 erscheint:
  ♦ Kuckädel: ein Dorf mit 1 Vorwerk und 1 Fährhaus, sowie einem Gut mit den Besitzer    Baron v. Kottwitz.
  ♦ Im Jahre 1844 hatte Kuckädel 25 Wohngebäude und 125 Einwohner.
  ♦ Kuckädel war nach Kossar eingepfarrt .

Für das Jahr 1852 werden genannt: Kuckädel = 125 Einwohner - - > das zugehörige Vorwerk Leimnitz hatte 9 Einwohner.



  • Das Rittergut von Kuckädel und die  von Knobelsdorffs

Kuckädel hatte in früheren Zeiten ein Rittergut, das eine Zweigstelle des Gutes in Kossar war. Doch das ist lange her! Es soll eine Anzeige in einer der um 1848 erschienenen kurzlebigen Zeitungen gegeben haben,nach der das Gut versteigert werden sollte. Es wurde wahrscheinlich kurz danach aufgelöst, und das Herrenhaus und die Gutsgebäude verfielen in Laufe der Zeit. Im "Einwohnerbuch der Kreises Crossen/Oder" von 1926 wird Gustav Noack als Restgutbesitzer genannt.
Treppenstufen
Treppenstufen - Foto 2002
Bereits vor 1945 war auf dem Anwesen eine Wildnis. Der Landsmann Joppich teilte uns mit, daß man - von Kossar kommend - wenige Meter hinter der scharfen Biegung nach Norden, die die Straße mitten in Kuckädel macht,nach links zum ehemaligen Gut abzweigt.
Weiterhin berichtete der Heimatfreund Heinz Joppich, daß er während seiner Schulzeit als Junge oft auf dem Grundstück "herumgestrolcht" hat. Es habe sich jedoch damals schon um eine Art Waldstück gehandelt, in dem nur noch spärliche Steinreste sowie Stufen am zum Bober abfallenden Hang von früherer Bebauung kündeten.
Reste vom Gut
Reste vom Gut - Foto 2002
Er erzählte auch, dass das Herrenhaus auf der Höhe gestanden hat, hinter der der tiefe Hohlweg zum alten Fährhaus hinab führt. Die verfallenen Terrassen und verwilderten Ziersträucher am Bergabhang, die wohl heute noch zu sehen sein mögen, sind letzten Zeugen der einstigen Herrlichkeit. Später hat jemand auf dem Gelände eine Besenfabrik errichtet, die in einer Nacht den Flammen zum Raube fiel. Immerhin kann man sich noch heute vorstellen, dass an der Westseite des Kuckädeler Gutshauses oder Vorwerks Terrassen am Hang angelegt waren, die einen schönen Ausblick ins Bobertal und bis nach Kunow und Bobersberg boten.

   In eben diesem kleinen Gutshause in Kuckädel bei Bobersberg wurde am 17. Februar 1697 Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff , der bekannteste Baumeister des großen Preußenkönigs geboren.
Warum und unter welchen Umständen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff hier und nicht in Kossar geboren wurde, wissen wir nicht. Vielleicht waren dort 1697 Schlossbauarbeiten im Gange? Denn die spärlichen schriftlichen Quellen berichten, dass der Vater Georg Siegmund von Knobelsdorff und seine Ehefrau Ursula Barbara, geb. von Haugwitz, vom Ende des 17.Jahrhunderts bis 1713 Kossar und Kuckädel besaßen und das untere Geschoss des Gutshauses erbauen ließen. Dies wurde von der späteren und letzten deutschen Besitzerfamilie von Kottwitz aufgestockt.

An dieser Stelle soll nicht ausführlich über das Leben von Wenzeslaus von Knobelsdorff berichtet werden. Interessenten finden im Internet bei der Wikipedia recht ausführliche Informationen. Hier soll lediglich sein künstlerischer Nachlaß auszugsweise genannt werden:
  ♦ Anfügen eines Flügel zum Schloß Monbijou.
  ♦ Umgestaltung des Rheinsberger Schlosses und seiner Gartenanlagen.
  ♦ Anfügen eines Flügel zum Schloß Charlottenburg. Dabei schuf er mit der "Goldenen Galerie" den schönsten Rokoko-Raum Brandenburgs.
  ♦ Umwandlung des Berliner Tiergartens in eine Erholungsstätte mit Schmuckanlagen für die Berliner.
  ♦ Umgestaltung des Potsdamer Stadtschlosses nach dem Wunsche des Königs.
  ♦ Gestaltung von Schloß und Park Sanssouci.
  ♦ Bau eines Opernhauses in Berlin (Staatsoper Unter den Linden).

Nach einem Zerwürfnis mit dem Preußenkönig zog sich Knobelsdorff nicht nach seinem Heimatorte zurück. Er blieb in Berlin, lebte mit einer Charlottenburger Küstertochter zusammen, die ihm zwei Töchter gebar. Am 14. September 1753 starb er, erst 54 Jahre alt.
Wenige Tage vor seinem Tod bat er noch den preußischen König Friedrich II., seine beiden Töchter als rechtmäßige Erbinnen anzuerkennen. Das war problematisch, weil die Mädchen aus einer nicht standesgemäßen Verbindung stammten. Der langjährige Junggeselle Knobelsdorff war mit der “bürgerlichen” Tochter des Charlottenburger Küsters 1746 eine Lebensgemeinschaft eingegangen und hatte damit in der höfischen Gesellschaft und auch bei seinen Eltern Missfallen erregt. Friedrich II. entsprach der Bitte des Todkranken, allerdings mit der Einschränkung, dass der Adelstitel nicht vererbt werden dürfe.

Ansonsten haben sich über sein Verhältnis zu Kuckädel keine Nachrichten erhalten. Doch die Geschichtsschreibung verkündet immer noch den Ruhm dieses Kuckädeler Kindes, das Unsterbliches für die Nachwelt schuf, indem es durch sein Schaffen die klassizistische friederizianische Baukunst mit Rokoko-Innenräumen begründete.



  • Infrastruktur des Ortes

Man lebte in Kuckädel hauptsächlich von der Landwirtschaft, arbeitete in der Forst, oder ging als Handwerker außerhalb arbeiten. Ein Gut gab es hier nicht mehr - auch keine Großbauern. Die Felder und Wiesen befanden sich größtenteils unterhalb des Dorfes im Tal des Bobers.

In alter Zeit zweigte sich unterhalb der Tornower Wassermühle vom Bober ein Boberarm ab, der unmittelbar längst der Berglehne floss, um sich bei dem Fährhaus wieder mit dem Hauptstrom zu vereinigen. Dieser alte Boberlauf lässt sich auch heute noch gut an eine Reihe von Lachen verfolgen; die kleineren wurden zwecks Gewinnung von Wiesenflächen im Lauf der Jahre zugeschüttet, bei den größeren schreitet der Verlandungsprozess noch immer unaufhaltsam vorwärts
Treppenstufen
Dorfstraße - Foto 2014
Treppenstufen
Plumpe Foto 2014
Reste vom Gut
Schule - Foto 2002

Kuckädel war nach Kossar eingepfarrt.
DieSchule wurde erst nach Fertigstellung des Gebäudes am 1. Januar 1899 den Kuckädeler Schülern zum Unterricht übergeben. Zuvor mußten viele Generationen hindurch die Kuckädeler Mädchen und Jungen nach Kossar zur Schule gehen.



  • Kuckädel - Ortsplan mit Häuserverzeichnis

Die Nummern der eingezeichneten Häuser sind nicht die Hausnummern. Die echten damaligen Hausnummern konnten nach 70 Jahren nicht mehr ermittelt werden.
Mit ihnen kann man die Hauseigentümer zuordnen.

In der unten folgenden Tafel sind sämtliche mit einer Nummer versehenden Häuser von Kuckädel mit ihren Bewohnern (Stand: 1945) aufgeführt.

Die Tafel zeigt die Häuser in der Reihenfolge aufsteigender Nummern.
Pro Haus wurde in den drei Spalten eingetragen:

   Nummer, Name der Familie, Torsaule(evtl. Beruf)

Doppl.Klick für Großformat des Ortsplans

1 Hahn, Richard     13 Lange, Gustav   25 Koschker, Otto  
2 Lange   14 Feind, Paul Schobenhans   26 Freund, Ernst Bürgermeister  
3 Dorn   15 Kühn, Otto Schmiede   27 Schenk, Gustav  
4 Schulze Piesker   16 Kurz, Wilhelm     28 Kramm, Karl    
5 Burdak alt   17 Feind     29 Schulz    
6 Kühn, Paul   18 Joppich,Paul     30 Schenk, Gottlieb    
7 Müller Noack   19 Baldermann, Fritz     31 Falz, Paul  
8 Lehmann, Fritz   20 Müller, Hermann     32 Höhne, Emma    
9 Burdak, Ernst   21 Schule     33 Knobelsdorff
   Gelände
ehemaliges
   Gut
 
10 Nerlich   22 Eckert, Richard     34 Stein, Emil    
11 Lehmann, Richard   23 Schulz, Oskar        
12 Hahn, Gustav   24 Mann, Paul
   Pentschke
Gasthof      



  • Kuckädel - Das Jahr 1945

Mit dem Näherkommen der Front begann die Flucht der Kuckädeler Einwohner zwischen den 14. und 16. Februar 1945. Zunächst versteckten sich alle Dorfbewohner aus Angst vor den Russen im nächstgelegenen Ort Bobersberg/Neue Mühle, wo sie sich etwa einen Monat aufhielten, um danach wieder nach Kuckädel zurückzukehren.
Ende Juni 1945 - alle waren mit der Feldarbeit beschäftigt - fuhr plötzlich ein polnischer Geländewagen vorbei. Seine polnischen Insassen teilten uns mit, daß wir
  •  binnen zwei Stunden
  •  mit nur 15 kg Gepäck
  •  am Dorfende bereitstehen sollten.
Schnell wurden Handwagen mit den für das Überleben wichtigsten und handhabbaren Dingen beladen. Vor dem Aufbruch mußten die Dorfbewohner sämtliche Papiere, Dokumente, Bilder und sogar das Geld abgeben.
Der Treck führte zunächst nach Bobersberg, dann weiter in Richtung Guben, wo der Treck kurz vor der Neiße bei den Kasernen stoppte. Dort führte ein polnisches Plünderungskommando die Plünderung des Kuckädeler Trecks durch. Von diesen Leuten wurden - soweit noch vorhanden - die letzten Wertgegenstände abgenommen. Nach Überqueren der Neiße waren die herausgetriebenen Bewohner von Kuckädel »vogelfrei« und heimatlos.
Das kleine Kuckädel erlitt danach in der frühen Nachkriegszeit erhebliche Gebäudeverluste. Elf Häuser sind mit Stall und Scheunen von den in Kuckädel neu angesiedelten Polen abgerissen worden. Nicht nur ältere Häuser! Sogar die Gastwirtschaft mit Saal, die zugleich die größte Bauernwirtschaft darstellte, verschwand.

Grundlage für diese Webseite war eine Ausarbeitung von    Heinz Joppich   und    Hasso Tummeley

  Änd 01.01.2017
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