Schmachtenhagen

(Granice)
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Schmachtenhagen liegt ca. 23 km nordwestlich von unserer Kreisstadt Crossen/Oder.

Von Frankfurt/Oder kommend, erreicht man Schmachtenhagen, indem man am Baronenberg links von der Reichsstraße 5, die von Frankfurt/Oder über Crossen weiter in Richtung Schlesien verläuft, nach rechts auf eine Chaussee abzweigt, die nach Messow(Maszewo) führt.
Nach 6 km wird auf dieser Chaussee Schmachtenhagen erreicht.

Schmachtenhagen hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     220 Einwohner   und gehörte zum Amtsbezirk Schmachtenhagen.

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  Achtung!

Schmachtenhagen war sicher auch ein stilles Dorf. Ansichtskarten von Schmachtenhagen sind uns unbekannt.
Kann es sein, dass überhaupt keine Ansichtskarten von Schmachtenhagen existieren?
Wir konnten bisher auch keine schriftlichen Ausarbeitungen (Ortspläne, Einwohnerverzeichnisse usw.) finden.
Deshalb haben wir eine große Bitte an die Besucher dieser Web-Seite: Sollte jemand in Besitz von irgendwelchen Dokumenten von Schmachtenhagen sein, so lassen Sie uns das zukommen.
Bitte, horchen Sie sich um!      Melden Sie sich im Ja-Falle bei uns!



  • zur Geschichte des Ortes

Leider ist die Vergangenheit von Schmachtenhagen geschichtslos, d.h. über den Ursprung des Dorfes Schmachtenhagen liegen keinerlei schriftliche Quellen vor.

In der Klassifikation 1718/19 wird Schmachtenhagen wie folgt erwähnt:
Der Besitzer des Gutes in Schmachtenhagen war der Freiherr Friedrich Ehrentreich von Löben, der auch der Besitzer des Gutes in Schönfeld war.Im Ort gab es 12 Gärtner, den Dorfschulzen Andreas Philipp, Martin Hopke, Martin Urban, die Witwe des Schneider, Martin Maucke, Martin Viehzack. Johann Tobbe, die Witwc des Benning, Johann Kaldun, Johann Sprocke, Martin Bahr und Christoph Molar. Der Büdner hieß Georg Lehmann.

Ein Viertel des Landes war Heide, die auch als Wiese genutzt wurde und deshalb nicht gerodet werden konnte. Das Ackerland war mittelmäßig, ebenso Weide und Viehzucht. Das Heu wurde von Schönfeld und von Schiedlo/Kreis Guben gekauft. Durchschnittlich besaß ein Gärtner 2 Ochsen, 4 Rinder, 3 Schweine und 3 Zuchtgänse. Für alle war genügend Brennholz vorhanden, es waren auch einige Bienenstöcke im Ort. Etwas Nebenverdienst hatten die Leute durch Handarbeiten.
Es gab keinen Krüger, gelegentlich wurde Bier in der Gutsschäferei ausgeschänkt. 1714 brachte der Acker wenig Erträge und der Wiesenwuchs war schwach.
Vier Hufen Land waren noch zu besetzen, da sie aber verwachsen waren, wollte sie keiner roden und bestellen.
Schmachtenhagen


Im Bratring 1806 wird Schmachtenhagen wie folgt erwähnt:
Schmachtenhagen Schmachtenhagen war im Jahre 1806 ein Gutsdorf und hatte:
     26 Feuerstellen  169 Einwohner


In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1840 erscheint:
  ♦ Schmachtenhagen: hatte im Jahre 1840      31 Wohngebäude und 221 Einwohner.
  ♦ Schmachtenhagen: war nach Messow eingepfarrt .

Im Berghaus “Landbuch der Mark Brandenburg” von 1854 erscheint Schmachtenhagen nur mit dem Gut und dessen Besitzer Eduard Weinstock.

Für das Jahr 1852 werden genannt: Schmachtenhagen = Dorf mit 263 Einwohner - - > ein Dorf mit einem Gut!!


  • Infrastruktur des Ortes

Man lebte in Schmachtenhagen hauptsächlich von der Landwirtschaft.
Durch die Aufteilung des Gutes Schmachtenhagen noch vor den 1. Weltkrieg entstand mitten in Sumpf und Sand als Ortsteil von Schmachtenhagen die Villa Waldsee. mit einem vorbildlichen, modernen Viehstall, einer Gärtnerei und schönen Werkwohnungen. Die Wiesen in der unmittelbaren Umgebung wurden trocken gelegt. Diesem Zweck dienten u.a. auch die beiden hohen Windturbinen. Das überschüssige Wasser nahm die Kontoppe auf, die aus dem Messower See abfließt.

Damit sind wir bei der Kontoppe , einem Graben oder Fließ 1,5 km nördlich von Schmachtenhagen, der das wenige Überschußnaß der Gemarkung zufloß, und gleichzeitig bei einem der wasserärmsten Zuflüsse der Oder. Die Kontoppe fließt aus dem Schmachtenhagener See ab.
Mit nur ganz geringem Gefälle fließt sie an Gut Waldsee vorbei, nimmt den Entwässerungsgraben der Klebower Lauch-Wiesen auf, bildet später ein Stück Grenze zwischen den Kreisen Crossen und West-Sternberg und mündet südlich der Kontopsmühle bei Siebenbeuthen in den Hauptabzugsgraben. Dieser führt das Überschußwasser der eingedeichten Oderwiesen im Raum Kräsem-Mühlow-Schiedlo dem Neisker-See westlich Kräsem und damit der Oder zu.

  • Schmachtenhagen - Häuserverzeichnis

Doppl.Klick für Großformat des Ortsplans Für Schmachtenhagen liegt uns leider weder ein Ortsplan noch ein Einwohnerverzeichnis vor. Als einzige noch verfügbare Quelle verfügen wir über das "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926".
Die darin enthaltenen Angaben werden im folgenden benutzt, dabei sind die Nummern die Hausnummern.

In der unten folgenden Tafel sind sämtliche mit einer Nummer versehenden Häuser von Schmachtenhagen mit ihren Bewohnern (Stand: 1926) aufgeführt.

Die Tafel zeigt die Häuser in der Reihenfolge aufsteigender Nummern.
Pro Haus wurde in den drei Spalten eingetragen:

   Nummer, Name der Familie, Torsaule(evtl. Beruf)


1   Schulz, Berta Büdnerin   11b Drescher, Gustav Maurer   21 Barsch, Wilhelm Fleischer  
2 Schulz, Paul Maurer   12 Fechner, Reinhold Bauer   22 Krause, Paul Arbeiter  
3a Krüger, Gustav Bauer   13a Thole, Wilhelm Bauer   23 Otto, Robert Gastwirt  
3b Krüger, Paul Arbeiter   13b Schreck, Erich Arbeiter   24a Thomak, Artur Schiffseigener  
4 Janke, Wilhelm Bauer   14 Budras, Hermann Bauer   24b Braschwitz, Paul Stellmacher  
5 Baldow, Hermann Maurer   15 Baldow, Wilhelm Bauer   25 Kammann, Reinhold Maurer  
6 Schulz, Paul Kaufmann   16 Hemmerling, Wilhelm Bauer   26  Briese, Reinhold Bauer  
7 Auring, Gustav Bauer   17 Borchert, Maurer   27 Kube, Otto Lehrer  
8 Gegenmantel, Fritz Bauer   18 Ulrich, Gustav Bauer   28 Giersch, August Bauer  
9   Lehmann, Karl Bauer   19a Penack, Paul Dachdecker   29 Knispel, Gustav Fleischer  
10 Budras, Paul Bauer   19b Schulz, Wilhelm Schiffer   30 Katzan, Ernst Bauer  
11 Baldow, Paul Bauer   20 Schwarz, August Bauer   31 Straße, Max Bauer  

Außerdem gab es in Schmachtenhagen einen Gutsbezirk. Diese Gutsbezirke unterlagen nicht der Nummerierung der Häuser. Sie wurden vom jeweiligen Gutsbesitzer verwaltet und hatten keine Gemeindevertretung. Diese Gutsbezirke wurden in den Jahren 1928/29 aufgelöst und meistens den benachbarten Landgemeinden eingegliedert.

Im Gutsbezirk lebten 1926 folgende Familien:

Agotz,    Furkert,   Keller    Krehbiel, Laurisch, Liebert,  Liefeld,  Mahnke,   Manthei;
Rißmann,  Richtsteig Schulte,  Tetzlaff, Tumall,   Voß,      Vitzke,   Wagner


  • Das Schicksalsjahr 1945

Das Kriegsgeschehen zog sich im Jahr 1945 immer mehr zur Oder hin. Der "Leidensweg der Flucht" rückte immer näher. In der Nacht vom 3. zum 4. Februar rückten die ersten Russen in Schmachtenhagen ein. Der erste Kontakt mit den Russen war fürchterlich und soll nicht näher beschrieben werden. Am 9. Februar 1945 mußten die ersten Einwohner Schmachtenhagen verlassen, da etliche Scheunen nach einem Fliegerangriff abgebrannt waren. Acht Tage später, am 17. Februar, mußten alle Schmachtenhagener Einwohner auf Befehl der Russen das Dorf verlassen. Sie zogen mit Hand- und Kinderwagen und anderem Gefährt über Eichberg nach Radenickel. Am nächsten Tag, nach einer stürmischen Nacht, dürfen sie wieder in das Heimatdorf zurückkehren. Inzwischen ist eine andere Besatzung vor Ort und es ging den Bewohnern nun einigermaßen wieder gut.
Aber am 15. März 1945 wurden alle Bewohner erneut ausgewiesen. Es begann der sogenannte “Osttrieb ” . Er führte über Radenickel, Trebichow bis Leichhholz. Nach wenigen Tagen wieder weiter über Gandern nach Lagow. Zwei weitere Wochen später dann nach Wilkau, fünf Kilometer von Schwiebus entfernt. Dort erfahren die Flüchtlinge am 8. Mai 1945, daß der Krieg zu Ende sei. "Nun wurden sie alle eingesammelt und hatten das Glück zurückzukommen bis Seeläschen". In Seeläschen wurden Kartoffeln für die Saat verlesen und gesteckt sowie der Hafer gedrillt. Die Flüchtlinge wohnen dort alle in einem Gutsschloss. Überraschend kam dann die freudige Nachricht: "Sie können alle wieder nach Hause!"
Über Beutnitz kehrten die Getriebenen ein letztes Mal nach Schmachtenhagen zurück. Zuhause angekommen, wird erst alles in Ordnung gebracht und Tage später Kartoffeln gesteckt. Alle Rückkehrer müssen nun auf dem Schmachtenhagener Landgut arbeiten.
Von den vielen Kilometern zu Fuß gerade etwas erholt, folgt alsbald die endgültige Vertreibung aus der Heimat.

Am 24. Juni 1945 wurden alle von der Arbeit geholt zum Befehlsempfang. In 10 (!) Minuten fertig sein zum Abmarsch, bellten die Offiziere. Nun zogen die Schmachtenhagener wieder mit Hand- und Kinderwagen und ähnlichem Gefährt los. Nach zwei Tagen ging es bei Aurith über die Oder und weiter bis Frankfurt. Auf der Brücke mußten die Heimatvertriebenen noch die Schmach: "Jetzt entsteht für Euch Deutschland!" ertragen.
Änd 09.01.2017
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